Pramila Patten ist UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten.

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Die Vorwürfe, dass russische Soldaten in der Ukraine Frauen misshandeln und vergewaltigen, sind keineswegs neu. Seit Kriegsbeginn im Februar deuten zahlreiche Erzählungen und grausame Funde in von russischen Truppen befreiten Gebieten der Ukraine darauf hin. So wurden etwa in wiederbefreiten Kiewer Vororten klare Indizien dafür entdeckt, dass Frauen als Sexsklavinnen gehalten wurden.

Und es gibt auch zahlreiche Berichte über ukrainische Frauen, die nach Vergewaltigungen ins benachbarte Polen geflohen sind, wo sie dann – anders als in der Ukraine – plötzlich auch noch mit strengen Abtreibungsregeln konfrontiert sind.

Militärstrategie

Die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, hat Russland nun vorgeworfen, Vergewaltigungen durch russische Soldaten als "eindeutige Militärstrategie" im Ukraine-Krieg einzusetzen. "Alle Hinweise" dafür lägen vor, dass sexuelle Gewalt im Ukraine-Krieg als Waffe eingesetzt werde, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Es handele sich um eine "bewusste Taktik, um die Opfer zu entmenschlichen".

Nach Angeben der Sonderbeauftragten ermitteln Fachleute der Uno in mehr als hundert Fällen von Vergewaltigung und sexueller Gewalt. Die Untersuchungen bestätigten klar "Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von den russischen Streitkräften begangen wurden", meint Patten.

Auch Männer betroffen

Laut Patten sind die bekannten Opfer zwischen vier und 82 Jahre alt. Die meisten seien Frauen und Mädchen, aber auch Männer und Buben würden sexuell misshandelt.

Wenn "Frauen und Mädchen tagelang gefangengehalten und vergewaltigt" würden, wenn "kleine Buben und Männer" vergewaltigt würden, "wenn wir Genitalverstümmelungen sehen, wenn man die Aussagen von Frauen hört, die von mit Viagra ausgerüsteten russischen Soldaten berichten, dann ist das eindeutig eine militärische Strategie", sagte die Uno-Sonderbeauftragte der französischen Nachrichtenagentur AFP. (fmo, 16.10.2022)