Das Atomkraftwerk Dukovany ist seit 1985 in Betrieb.

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Wien – Der zweite Block des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany ist heruntergefahren worden, nachdem sich in einem Messsystem ungewöhnliche Werte gezeigt haben. Wie es am Sonntag von der Werksleitung hieß, dürfte die Dichtung des Hauptventils defekt sein. AKW-Direktor Roman Havlin sagte der Nachrichtenagentur ČTK, dass der Reaktor für die Reparaturarbeiten "mehrere Wochen" außer Betrieb bleiben müsse. Es gibt keine hinweise darauf, dass Strahlung ausgetreten sei.

Das AKW hat insgesamt vier Reaktoren. Der erste und vierte Block sind in Vollbetrieb, während der dritte wegen eines planmäßigen Wechsels von Brennstäben außer Betrieb ist. Die am Samstag eingeleitete Abschaltung des zweiten Blocks zeige, "dass Sicherheit immer unsere oberste Priorität ist", betonte Kraftwerksdirektor Havlín. "Wir möchten den Block nicht betreiben, wenn wir nicht sicher sind, dass er richtig funktioniert."

Grüne fordern Abschaltung

Die Grünen nahmen den Zwischenfall zum Anlass, ihre Forderung nach einer Stilllegung der tschechischen Atomkraftwerke zu bekräftigten. Der Anti-Atom-Sprecher der Regierungspartei, Martin Litschauer, wies darauf hin, dass der aus dem Jahr 1986 stammende Reaktorblock ursprünglich für einen Betrieb von 30 Jahren ausgelegt gewesen sei.

"Es war abzusehen, dass alte Atomkraftwerke immer mehr Probleme machen, und das zeigt auch das Atomdesaster in Frankreich, wo aktuell die Hälfte der Atomkraftwerke technisch nicht verfügbar ist", so Litschauer. "In Summe treiben damit die vielen unzuverlässigen Atomreaktoren die Strompreise in Europa in die Höhe und gefährden vor allem in Frankreich die Versorgungssicherheit", argumentierte der Nationalratsabgeordnete. (APA, 16.10.2022)