Hilary Swank ist mit 48 Jahren mit Zwillingen schwanger. Ob es sich dabei um eine künstliche Befruchtung oder auch eine Eizellspende handelt, ist nicht bekannt.

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Vor kurzem lüftete Hilary Swank ihr Geheimnis. Sie sei schwanger, und das sogar mit Zwillingen, verkündete sie in einer Talkshow und zeigte stolz ihren kleinen Babybauch. Rein medizinisch gesehen ist das fast schon eine Sensation, denn die US-Schauspielerin ist 48 Jahre alt. In diesem Alter auf natürlichem Weg ein Kind zu bekommen ist wirklich die Ausnahme und absolut keine Selbstverständlichkeit. Letzteres vermitteln Hollywoodstars aber mit solchen Ankündigungen. Swank ist nicht die einzige späte Promi-Mutter. Schauspielkollegin Cameron Diaz bekam ihre Tochter Raddix mit 47, und Sängerin Janet Jackson setzte noch einmal ein paar Jahre drauf – sie wurde mit 50 Jahren zum ersten Mal Mutter.

Solche Meldungen lösen Hoffnungen aus, die für viele Frauen realistisch nicht erfüllbar sind. Nicole Petrovits, ärztliche Leiterin des Kinderwunschzentrums Goldenes Kreuz in Wien, erklärt die Problematik hinter solchen Promi-Meldungen: "Zu uns kommen dann vermehrt Frauen, die davon gelesen haben und annehmen, es sei ganz einfach, so spät noch schwanger zu werden. Die Medien erzeugen da leider oft ein ganz falsches Bild." Denn was nicht dazugesagt wird: Häufig entstehen so späte Schwangerschaften durch künstliche Befruchtung, sehr oft handelt sich auch um eine Eizellspende. "Aber darüber sprechen die wenigsten."

Zur Erklärung: Bereits mit Anfang 30 beginnt die Qualität der Eizellen abzunehmen. Mit etwa 40 Jahren ist statistisch gesehen nur noch jede zehnte Eizelle qualitativ so gut, dass daraus ein Kind entstehen kann. Einfacher gesagt: Nur rund jeden zehnten Monat reift eine Eizelle, die potenziell befruchtet werden könnte – was aber noch nicht heißt, dass das auch passiert. Petrovits sagt: "Es ist wirklich sehr unwahrscheinlich, dass man mit 48 Jahren noch mit den eigenen Eizellen schwanger werden kann."

Riskante Eizellspende

Deshalb greifen wohl nicht wenige Stars zur Möglichkeit der Eizellspende – auch wenn sie das öffentlich meist nicht zugeben: Einer (jungen) Spenderin werden nach hormoneller Stimulation Eizellen entnommen, diese werden befruchtet und der älteren Frau, ebenfalls nach hormoneller Behandlung, eingesetzt. In den USA ist dieses Prozedere erlaubt, und es gibt auch keine medizinischen Einschränkungen oder klare Altersbegrenzungen.

Auch in Österreich gibt es prinzipiell diese gesetzliche Möglichkeit, eine Eizellspende ist aber nicht einfach umzusetzen, es gibt zahlreiche Auflagen. Erstens muss ein medizinischer Grund vorliegen: "Eine Spende ist laut Gesetz nur möglich, wenn die Frau, bei der eine Schwangerschaft herbeigeführt werden soll, keine fortpflanzungsfähigen Eizellen mehr hat, etwa durch vorzeitigen Wechsel, oder wenn die Eierstöcke entfernt werden mussten." Die Spenderin darf außerdem nicht älter als 30, die Empfängerin maximal 45 Jahre alt sein.

Zusätzlich gilt laut Fortpflanzungsmedizingesetz ein Kommerzialisierungsverbot. Sprich: Eine Eizellspende darf nicht bezahlt oder beworben werden. "Es gibt Frauen, die monatelang auf eine Eizellspende warten, oder sie suchen sich in Ländern mit liberalerem Recht Hilfe", weiß Petrovits. Denn: In manchen europäischen Ländern wie zum Beispiel Tschechien ist es einfacher, eine Eizellspende zu bekommen. In diesen Ländern gibt es meist auch keine oder eine höhere Altersgrenze.

Eine Eizellspende kann auch Komplikationen mit sich bringen: "Es besteht immer die Gefahr für die Spenderin, dass es zur Reduktion der eigenen Fortpflanzungsfähigkeit kommt. Auch eine Überstimulation ist möglich. Wenn viele Follikel zur Reife gebracht werden, vergrößern sich die Eierstöcke." Mögliche Folgen: Die Ovarien können sich verdrehen, im schlimmsten Fall müssen sie dann sogar entfernt werden. "Diese Komplikationen treten zwar sehr selten auf, aber wenn es bei einer jungen und gesunden Frau passiert, ist es umso tragischer", betont Petrovits.

Fruchtbarkeit rechtzeitig bestimmen

Bei einigen Frauen, die zu Nicole Petrovits in die Klinik kommen, liegt jedoch gar kein medizinisches Problem vor. Sie berichtet: "Viele der Frauen haben sich einfach zu lange Zeit gelassen. Wir sehen zwar alle mit 40 noch jung aus und fühlen uns jung, sind dynamisch und sportlich, aber leider ist die Biologie mit dem Trend nicht mitgegangen. Die Eizellqualität lässt sich nicht austricksen und wird mit dem Alter schlechter."

Und sie gibt zu bedenken: "Jede Schwangerschaft ab 40 ist auch eine Risikoschwangerschaft." Das Thromboserisiko steigt, und auch sonstige Komplikationen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen können, Schwangerschaftsdiabetes etwa oder Präeklampsie (umgangssprachlich Schwangerschaftsvergiftung), kommen deutlich öfter vor.

Petrovits plädiert deshalb dafür, dass Frauen "rechtzeitig über Kinder nachdenken, auch wenn noch kein Kinderwunsch besteht". Mit Anfang 30 wäre ein guter Zeitpunkt, bei der Gynäkologin oder dem Gynäkologen per Ultraschall die Eierstöcke und die Eibläschen kontrollieren zu lassen. Zusätzlich sollte auch der Hormonstatus mit allen weiblichen Hormonen evaluiert werden. "Der AMH-Wert, dieser betrifft das Anti-Müller-Hormon, gibt Auskunft über die noch vorhandene Eizellreserve. So könnte etwa ein vorzeitig drohender Wechsel bereits früh erkannt werden."

Das komme zwar selten vor, aber es gebe Frauen, die bereits lange vor dem 40. Geburtstag in die Wechseljahre kommen. Die Expertin erklärt: "Der Eizellvorrat ist bei jeder Frau bereits vor ihrer Geburt angelegt. Manchmal kann es passieren, dass dieser Vorrat vorzeitig aufgebraucht ist. Ein ungesunder Lebensstil und Nikotin begünstigen dies zusätzlich. Wenn eine Frau um die 30 dann ihren Kinderwunsch erfüllen möchte und feststellen muss, dass keine Eizellen mehr vorhanden sind, ist das besonders bitter."

Kein Social Egg-Freezing in Österreich

Manche Frauen wollen das Problem der Eizellqualität über den Trend des Social Egg-Freezing lösen. Dafür lässt man sich in jungen Jahren Eizellen entnehmen und kryokonservieren. Diese bleiben dann in ihrer "jungen" Qualität erhalten – taut man sie später auf und befruchtet sie, ist die Chance, dass sich daraus ein gesundes Baby entwickelt, genauso hoch wie zu dem Zeitpunkt, als sie entnommen wurden. Dieses Prozedere ist jedoch in Österreich verboten. Einzige Ausnahme: "Wenn es einen medizinischen Grund dafür gibt, etwa bei Endometriose oder weil eine Frau eine Chemotherapie machen muss, die die Eizellen potenziell stark schädigt."

Bis wann die eigenen Eizellen in so einem Fall eingesetzt werden dürfen, ist in Österreich bislang nicht gesetzlich festgelegt. "Diese können auch im fortgeschrittenen Alter noch befruchtet und eingesetzt werden. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass zwar die Eizellqualität gut ist, die Risiken einer späten Schwangerschaft aber trotzdem bestehen", betont Petrovits.

Auf welche Art Hilary Swank zu ihrer Zwillingsschwangerschaft gekommen ist, hat sie nicht gesagt. Nur den besonderen Geburtstermin hat sie bereits verraten: Errechnet ist der 16. April – der Geburtstag ihres vor einem Jahr verstorbenen Vaters. (Jasmin Altrock, 24.10.2022)