Die Gestaltung der Avatare schreckt die Nutzerinnen und Nutzer ab, berichtet das Wall Street Journal.

Foto: Horizon Worlds, Meta

"Eine leere Welt ist eine traurige Welt", heißt es in einem internen Meta-Dokument über den Zustand von "Horizon Worlds", jener App, die sich in Zukunft zum Metaverse entwickeln soll. Das wichtigste Metaverse-Angebot für den Endnutzenden wird laut einem neuerlichen Leak nicht gut angenommen.

Demnach werden die von Meta angepeilten Nutzerzahlen nicht im Ansatz erreicht. Schlimmer noch: Wer einmal in die virtuelle Welt eingetaucht ist, hat schnell genug davon und kommt auch nach dem ersten Monat nicht wieder, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf interne Quellen bei Meta berichtet.

Dabei klingt die Theorie verlockend: Mithilfe eines Virtual-Reality-Headsets wie der Meta Quest soll es in "Horizon Worlds" möglich sein, einen digitalen Raum wie eine Kabarettvorstellung oder ein Rockkonzert zu besuchen. Die Nutzerin übernimmt dabei die Steuerung eines digitalen Avatars, um die virtuellen Welten zu erkunden. Erstmals vorgestellt wurde die App 2019, öffentlich zugänglich ist sie seit 2021 und Stand 2022 in den USA, Kanada, Frankreich, Island, Irland, Spanien und dem Vereinigten Königreich zugänglich.

Firmenchef Mark Zuckerberg hält das Metaverse für das "nächste große Ding" und die Zukunft des Internets – weshalb er die Ausrichtung seines gesamten Unternehmens auf die virtuelle Realität geändert hat. "Wir glauben, dass die nächste Computerplattform das Potenzial hat, sozialer und menschlicher zu sein als alles bisher Dagewesene", sagte Mark Zuckerberg, CEO von Meta, während einer Keynote-Präsentation auf der "Meta Connect"-Konferenz des Unternehmens am vergangenen Dienstag.

Nutzer kommen nicht wieder

Doch die Transformation der Facebook-Mutter geht nicht ohne Schwierigkeiten vor sich, wie DER STANDARD berichtete. Laut den internen Dokumenten dürfte die Lage aber deutlich schlimmer sein, als bislang angenommen. So ist laut "Wall Street Journal" die Zahl der Nutzenden von "Horizon Worlds" stetig gesunken. Größter Kritikpunkt der Teilnehmenden ist die Leere: Es sei schwer eine geeignete "Welt" zu finden, geschweige denn andere Leute, mit denen man interagieren könnte. Außerdem seien die Avatare wenig ansprechend gestaltet, und viele Benutzer würden sich schlecht benehmen.

Nur neun Prozent der gebauten Welten werden jemals von mehr als 50 Avataren besucht – viele dieser Welten haben überhaupt keine Besucherinnen oder Besucher. Aktuell dürfte man bei Meta versuchen, die Menschen in Bereiche zu bringen, wo sie einander treffen können, so das Journal. Die fortgesetzte Nutzung, sprich die Bindungsrate, ist in den letzten drei Jahren deutlich gesunken. Laut dem Report soll mehr als die Hälfte der Quest-Headsets sechs Monate nach dem Kauf nicht mehr verwendet werden.

Ein Unternehmenssprecher teilte mit, dass man intensiv an der Verbesserung des Nutzererlebnisses von "Horizon Worlds" arbeite, und betonte darüber hinaus, dass die Entwicklung zum Metaverse ein mehrjähriger Prozess sei. Wie DER STANDARD berichtete, hat sich das Unternehmen bis Ende des Jahres selbst einen "Qualitäts-Lockdown" verordnet, um die Probleme von "Horizon Worlds" zu lösen. Das größte Manko: Das eigene Entwicklerteam verwendet die App kaum, weshalb sich Mitarbeiter nun eine gewisse Zeit lang in Mark Zuckerbergs Vision der digitalen Traumwelt einloggen müssen. (red, 18.10.2022)