Die College Girls in "The Sex Life of College Girls", zu sehen derzeit auf Amazon Prime.

Foto: HBO, Prime

Untertags auf dem Campus einer amerikanischen Uni: Studentin und Student schmusen wild vor einer Straßenlaterne. Unterbrochen wird die Knutscherei nur von einem lauten "Entschuldigung". Aus einem vorbeifahrenden Auto heraus bittet eine Mutter um mehr Diskretion. Nach einem kurzen Blick nach unten fügt sie hinzu: "Ich kann deine Erektion sehen."

Manch einer denkt bei so einer Einstiegsszene wohl eher an einen "Erwachsenenfilm". Und auch der Titel der Amazon-Prime-Serie The Sex Life of College Girls passt vermutlich besser ins Erotik- als ins Comedygenre. Ältere Semester werden sich beim Inhalt aber zweifellos an zwei Produktionen erinnert fühlen, die die späten 90er und frühen 2000er dominierten: American Pie und Sex and the City. Die Parallelen sind offensichtlich. Vier Studentinnen versuchen, das erste Jahr an einer Eliteuniversität mit seinen Höhen und Tiefen zu überstehen – sexuelle Fremdschäm-Eskapaden inklusive.

HBO Max Brasil

Dabei bedient man sich zahlreicher Stereotype: Wir haben die reiche, distanzierte Blondine, die toughe Sportlerin, das quirlige Partygirl und das (zumindest noch zu Beginn!) graue Mäuschen. Letzteres wird übrigens von Timothée Chalamets Schwester gespielt.

Dass sich die Serie selbst nicht ganz so ernst nimmt, merkt man spätestens ab dem Zeitpunkt, zu dem iPads verschenkt werden und die vier jungen Frauen mit Jägermeister vorglühen. Sätze wie "Du hast ein Gesicht, über das man Lieder schreiben könnte – danke!" tun ihr Übriges. Für ein paar Stunden Eskapismus reicht’s aber allemal. Eines hat uns American Pie ja bekanntlich gelehrt: Manche Szenen funktionieren einfach immer. (Anna Wiesinger, 20.10.2022)