Netflix verliert viel Geld durch irreguläres Passwort-Sharing – ab Anfang 2023 soll sich das ändern.

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Gestern Dienstag wurden bereits neue Details zu Netflix‘ Plänen zur Bekämpfung seines Passwort-Sharing-Problems bekannt. Nun hat der Streaming-Gigant in einem Brief an seine Aktionärinnen und Aktionäre einen konkreten Zeitplan für die Durchsetzung dieser Pläne veröffentlicht.

Strengere Regeln waren lange in Vorbereitung

Aktuell teilen viele Netflix-Nutzerinnen und Nutzer ihre Accounts – und, zumindest in der Theorie, die Kosten für diese – mit Freunden und Bekannten, die nicht, wie in den Nutzungsbedingungen verlangt, im selben Haushalt leben. In der Vergangenheit hatte Netflix bereits in einigen süd- und lateinamerikanischen Ländern zusätzliche Schranken für das Account-Sharing mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts eingeführt.

Im Vorfeld der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen hatte Netflix bereits angekündigt, in Zukunft den Transfer von Profilen zu anderen Accounts zu ermöglichen. Nutzerinnen und Nutzer sollen damit auf einen eigenen Account wechseln können, ohne Merklisten und Fortschritte zu verlieren – ein weiterer Vorbereitungsschritt für die kommenden strengeren Regeln in Bezug auf Passwort-Sharing.

Globaler Roll-out ab Frühjahr 2023, Abos mit Werbung als Alternative

Nun hat Netflix auch einen konkreten Zeitpunkt für den weltweiten Start seiner "Monetarisierung" des Account-Sharings genannt: In einem Brief an Aktionärinnen und Aktionäre gab der Konzern bekannt, diese ab Frühjahr 2023 global auszurollen. Ab dann sollen Accounts, die in mehreren Haushalten genutzt werden, Unter-Accounts erstellen und dafür einen Extrabetrag zahlen. In der in Zentral- und Südamerika durchgeführten Testphase verlangte Netflix je nach Abomodell zwischen zwei und drei Euro pro zusätzlichen Account – diese Preise könnten allerdings am europäischen Markt etwas höher ausfallen.

Netflix hofft außerdem, dass vergünstigte Abo-Modelle mit Werbung viele User dazu bewegen werden, eigene Accounts zu eröffnen, anstatt sich bei Freunden und Bekannten "einzumieten". In dem Brief gibt das Unternehmen an, die Preise für Abonnements mit Werbung um "20 bis 40 Prozent" niedriger ansetzen zu wollen als die bisherigen Basis-Abos – für Deutschland wurde das mischfinanzierte Modell für Anfang November mit einem Preis von 4,99 Euro angekündigt.

Personen, die Account-Sharing schon bisher nur mit Personen genutzt haben, die im selben Haushalt leben, müssen sich keine Sorgen machen: Dieses Feature wird voraussichtlich weiterhin – in Abomodellen, wo auf mehr als einem Gerät gleichzeitig gestreamt werden kann – kostenlos bleiben. (Jonas Heitzer, 19.10.2022)