Staatssekretär Florian Tursky und Innenminister Gerald Karner bei der Präsentation des digitalen Führerscheins.

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Ab sofort müssen Lenkerinnen und Lenker in Österreich nicht mehr den Führerschein in seiner Scheckkartenform dabeihaben, nun genügt ein Smartphone. Nötig ist dafür die neue App "eAusweise", mit deren Hilfe der Führerschein digitalisiert werden kann. Gleichzeitig soll die App der Grundstein für eine Art digitale Geldbörse der Österreicherinnen werden. Am Ende sollen sämtliche Ausweise auch digital zur Verfügung stehen.

Die App "eAusweise".
Foto: Screenshot "eAusweise"

Den Anfang macht der digitale Führerschein, der einen vollwertigen Nachweis der Lenkerberechtigung darstellt. Im Fall einer Verkehrskontrolle genügt es, den QR-Code aus der App vorzuweisen. Dieser wird von der kontrollierenden Beamtin mit dem Smartphone gescannt. Alternativ kann man mit der App auch die Ausweisdaten vorzeigen, wenn man etwa einen Kaufvertrag unterzeichnet oder ein Leihauto mieten möchte.

Altersnachweis und Zulassungsschein sollen folgen

Darüber hinaus kann jeder Nutzer der App "eAusweise" den digitalen Ausweis seines Gegenübers per QR-Code scannen. Wer es klassischer mag, kann sich die einzelnen Elemente des Führerscheins auch grafisch anzeigen lassen, wobei die gesamte Darstellung des Führerscheins, wie er sich als Scheckkarte in der Geldbörse befindet, nicht möglich ist. Der Grund dafür ist, dass der Führerschein nicht gescannt wird, sondern als digitales Datenpaket direkt von den Servern des Bundes auf dem Smartphone landet.

Wer nur Ausweise überprüfen möchte, etwa bei der Alterskontrolle einer Veranstaltung, kann auf die App "eAusweis Check" zurückgreifen. Diese ist im Gegensatz zu "eAusweise" auch ohne ID Austria nutzbar. Hier liegt auch der Haken an den digitalen Ausweisen: Damit sie funktionieren, muss man die ID Austria in ihrer Vollversion aktiviert haben.

Auf Wunsch kann man sich die Führerscheindaten anzeigen lassen. Die Kontrolle erfolgt aber üblicherweise über einen QR-Code.
Foto: Screenshot "eAusweise"

Wie Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky ankündigte, soll der digitale Führerschein nur der Anfang sein. Anfang 2023 soll der digitale Altersnachweis folgen, später im kommenden Jahr soll der digitale Zulassungsschein den gelben Papierzettel ersetzen. Außerdem wird es eine Funktion geben, um darüber zu entscheiden, welche Daten man dem Gegenüber preisgeben möchte – so soll man etwa bei der Alterskontrolle die Adressdaten ausblenden können.

Der digitale Führerschein gilt aktuell ausschließlich in Österreich, soll jedoch in Zukunft innerhalb der EU gelten. Möglich macht das die E-IDAS-Verordnung, mit der die EU bereits 2014 einen Rechtsrahmen für elektronische Transaktionen innerhalb der Union geschaffen hat. Konkret heißt das: Wenn Österreich einen digitalen Ausweis anbietet, kann er auch theoretisch für behördliche Services anderer Mitgliedsstaaten genutzt werden. Die App "eAusweise" wird allen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Prüfung eines digitalen Führerscheins ist keine Internetverbindung notwendig.

Wie komme ich zum digitalen Führerschein?

Voraussetzung für den digitalen Führerschein ist die ID Austria sowie die App "Digitales Amt". Wer diese bereits in ihrer Vollversion, also behördlich signiert, benutzt, kann die App "eAusweise" für Android ab Version 8 oder iOS ab Version 13 herunterladen. Anschließend muss die ID Austria in der App "eAusweise" aktiviert werden, dann kann der digitale Führerschein in die App geladen werden. Abschließend wird noch die Fingerabdruck- oder Gesichtserkennung aktiviert, ähnlich wie beim E-Banking.

Im Selbstversuch des STANDARD nahm der ganze Vorgang keine Minute in Anspruch – vorausgesetzt, die ID Austria ist in ihrer Vollversion aktiviert und der Führerschein schon im Scheckkartenformat ausgestellt. Ein digitale Variante des "Papierdeckels" gibt es nicht, weil das Foto nicht digital vorliegt. Ebenso ist es nicht möglich, ausländische Führerscheine in der App zu digitalisieren. (Peter Zellinger, 19.10.2022)