Mallikarjun Kharge nach seiner Wahl zum neuen Kongresspräsidenten in Neu-Delhi.

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Neu-Delhi – Die indische Kongresspartei hat erstmals seit 24 Jahren einen Vorsitzenden, der nicht der Gandhi-Dynastie angehört. Der 80-jährige ehemalige Minister Mallikarjun Kharge wurde am Mittwoch von den Mitgliedern zum Nachfolger von Sonia Gandhi an der Spitze der einst mächtigen Partei gewählt. Die Kongresspartei war vor 75 Jahren entscheidend am Erlangen der Unabhängigkeit beteiligt, ist in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht.

Die Kongresspartei regierte Indien über Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit 1947. Die Gandhi-Familie ist nicht mit dem Unabhängigkeitshelden Mahatma Gandhi verwandt, sondern besteht aus Nachkommen des ersten Premierministers des Landes, Jawaharlal Nehru. Nehru war der Vater von Premierministerin Indira Gandhi, die 1984 bei einem Attentat ums Leben kam. Ihr Sohn Rajiv Gandhi wurde 1991 bei einem Selbstmordanschlag getötet.

Gandhis weiterhin im Hintergrund

Die Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Premierminister Narendra Modi hat die vergangenen beiden Wahlen mit großem Vorsprung gewonnen. Nach der letzten Niederlage 2019 trat Parteichef Rahul Gandhi zugunsten seiner Mutter Sonia zurück, die den Posten erstmals im Jahr 1998 übernommen hatte.

Kharge ist ein Politikveteran, der nun die Partei bei der Parlamentswahl 2024 zum Sieg führen soll. Es wird allerdings erwartet, dass Sonia und Rahul Gandhi hinter den Kulissen weiter die Strippen ziehen. Kharge gewann die Wahl gegen den 66-jährigen Shashi Tharoor, der sich im Wahlkampf für Veränderung eingesetzt hatte. (APA, 19.10.2022)