Die Matura entscheidet in Österreich über fast alles, was an weiteren Bildungswegen möglich ist. Sie ist der Blankoscheck zum Studieren an den Universitäten. Das trägt wesentlich dazu bei, dass (höhere) Bildung in Österreich weiter fleißig vererbt wird. Gescheite, ambitionierte junge Menschen ohne entsprechenden familiären Hintergrund oder mit weniger geradliniger Ausbildung haben weite Wege zur hochschulischen Qualifizierung zurückzulegen – selbst an den Fachhochschulen, die keine Matura, sondern eine Eignungsprüfung voraussetzen, sitzen über 90 Prozent mit Matura.

Bildung wird in Österreich vererbt.
Foto: APA/HANS PUNZ

Jetzt hat der Vizepräsident der Universitätenkonferenz, Oliver Vitouch, offiziell den Bann gebrochen: Die Unis würden es begrüßen, dass eine Studieneignungsprüfung statt der Matura Entscheidungskriterium wird. Endlich! Das ist europäischer Trend. Das ist bildungspolitische Notwendigkeit. Das ist zukunftsentscheidend für eine inklusive Gesellschaft.

Tatsächlich geht es dabei auch um die Zukunft der Universitäten selbst. Einerseits, weil ihre Finanzierung auch an den prüfungsaktiven Studierenden hängt – jeder Zweite absolviert nicht die notwendigen Prüfungen. Andererseits, weil auch die Hochschulen damit konfrontiert sind, dass sich die demografische Pyramide auf den Kopf stellt, also weniger Junge da sind.

Jetzt müssen auch die Unis ihre Rolle im lebenslangen Lernen neu definieren und sich öffnen. Bedenken in Richtung "Niveauverlust" dürfen dabei ruhig verhallen. (Karin Bauer, 19.10.2022)