Aktuell sind neue Railjets und Nightjets in Produktion.

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Wien – Die ÖBB hat am Donnerstag ihre Pläne ab dem europaweiten Fahrplanwechsel am 11. Dezember präsentiert. ÖBB-Chef Andreas Matthä kündigte einen Fokus auf touristische Destinationen und zusätzliche Verbindungen an. Er bekräftigte, dass die ÖBB bis 2030 4,1 Milliarden Euro in neue Garnituren und die Erneuerung bestehender Züge investieren will. Damit werde die Kapazität im Fernverkehr um 30 Prozent erhöht.

"Komfortabler, weiter, öfter", fasste Matthä zusammen, was die ÖBB den Kundinnen und Kunden im neuen Fahrplanjahr bieten will. "Im Nah- und Fernverkehr sorgen neue moderne Züge für noch bequemeres Reisen, zusätzliche Verbindungen schaffen einen dichteren Takt und verbessern das Angebot sowohl für Pendlerinnen und Pendler als auch für touristisch Reisende."

Verlängerte Nightjets bis Genua

Im Nachtreiseverkehr gibt es verschiedene Erweiterungen. Beispielsweise werden Nightjets aus Wien und München, die bisher in Mailand enden, bis Genua verlängert. Am Tag sollen etwa einige österreichische Landeshauptstädte am Wochenende mit neuen Früh- und Spätverbindungen besser vernetzt werden.

Aktuell sind neue Railjets und Nightjets in Produktion. Ende Sommer 2023 sollen die ersten Nightjets Richtung Italien im Einsatz sein. Zusätzlich werden alle Railjets aus der Bestandsflotte ab Frühjahr 2024 in puncto Design, Innenausstattung und Technik modernisiert.

Dazu kommen touristische IC-Verbindungen. Vom Wiener Franz-Josefs-Bahnhof geht es künftig täglich über Gmünd und Südböhmen direkt nach Prag. Am Wochenende wird die neue Verbindung sogar zweimal täglich angeboten. Für Pendlerinnen und Pendler kommt ein neues Railjet-Paar zwischen Mallnitz in Kärnten (Bezirk Spittal) und Salzburg-Hauptbahnhof.

Tickets werden teurer

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember erhöht die ÖBB wie berichtet aufgrund der hohen Energiepreise die Ticketpreise. So kosten die Fahrkarten in der 2. Klasse um durchschnittlich 3,9 Prozent mehr. Wer am Tag der Abfahrt ein 2.-Klasse-Ticket von Wien nach Salzburg löst, zahlt mit der Vorteilscard im Web oder in der App 28,30 Euro, also 40 Cent mehr als bisher. Je früher gebucht wird, desto günstiger ist eine Reise.

Im vergangenen Sommer haben laut Matthä so viele Fahrgäste wie noch nie den ÖBB-Fernverkehr genutzt. "Wir erleben einen wahren Bahnboom." Zu Beginn des Jahres waren die Fahrgastzahlen Corona-bedingt noch rückläufig. Im zweiten Quartal normalisierten sie sich, und in den Sommermonaten wurde im Fernverkehr ein Plus von 17,7 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Sommer 2019 verzeichnet. Im Juni, Juli und August wurden mit 12,22 Millionen Fernverkehrsreisenden so viele gezählt wie noch nie zuvor. Das absolute Tief in den vergangenen Jahren war mit 6,24 Millionen Passagieren im von der Corona-Pandemie besonders gekennzeichneten Sommer 2020 verzeichnet worden.

ÖBB-Chef entschuldigt sich für Zugräumungen

Zum Sommeranfang war es heuer wegen des plötzlichen Fahrgastanstiegs auch zu Zugräumungen gekommen. "Dafür möchte ich mich entschuldigen", sagte Matthä am Donnerstag. Er relativierte aber, dass es kein grundsätzliches Kapazitätsproblem gebe, die Kunden und Kundinnen wurden gebeten auf andere Züge auszuweichen. Das schmerze, aber der Appell bleibt: "Bitte reservieren Sie einen Sitzplatz, wenn Sie einen bestimmten Zug zu einer bestimmten Zeit haben wollen." Die Kundenzufriedenheit sei insgesamt auf 76 Prozent gestiegen, sagte Matthä mit einer Umfrage untermauert.

Im Nahverkehr gibt es einen leicht gegenläufigen Trend. Das Minus beträgt derzeit etwa zehn Prozent gegenüber 2019. "Das heißt, in Summe werden wir den Fahrgastrekord von 2019 heuer noch nicht erreichen", sagte Matthä.

Für den Nahverkehr sollen noch 21 weitere Garnituren des Cityjet Doppelstock bestellt werden. So kämen insgesamt 62 neue Züge für die Ostregion. Die ersten Cityjet-Desiro-ML-Züge für Vorarlberg werden bereits im Dezember zum Fahrplanwechsel eingesetzt, in Tirol gehen die ersten neuen Cityjets laut Matthä im August 2023 auf Schiene. (APA, red, 20.10.2022)