Thomas Wurzer, Karlinger Gürtel & Hosenträger

"Einen Gürtel aus Elefantenleder mache ich nicht"

Thomas Wurzer.
Foto: Paul Bauer

Dass ich heute Hosenträger und Gürtel mache, hab ich meiner Oma zu verdanken. Sie gründete Ende der 1950er-Jahre eine Lederstanzerei im siebten Bezirk, und einer ihrer Kunden war der Hosenträgermacher Karlinger. 1967 übernahm sie dann seinen Betrieb. Seither ist meine Familie im Hosenträger-Geschäft. Der Baumstumpf, auf dem meine Großmutter den Großteil ihrer Arbeitszeit gesessen ist und Leder stanzte, steht heute noch in der Werkstatt. Und auch ihre Werkzeuge werden noch immer verwendet. 2008 habe ich den Betrieb von meinem Vater übernommen. Ich habe schon die Jahre davor mitgearbeitet. Mein Vater übte aber nie Druck auf mich aus und ließ mich selbstständig meinen Weg finden. Dass dieser in seine Fußstapfen führte, freut ihn natürlich.

Mir gefällt vor allem der Aspekt, dass man am Ende des Tages ein fertiges Produkt in Händen hält. Rund 30.000 Hosenträger und bis zu 20.000 Gürtel stellen wir im Jahr her, und ich hab schon bald verstanden: Wenn man etwas gern macht und dabei einen Qualitätsanspruch hat, kommt der Erfolg von alleine. Handwerkliche Fertigkeiten musste ich mir aber trotzdem erst aneignen, über die kaufmännische Seite wusste ich dank HAK-Abschluss und Wirtschaftsstudium aber schon ein wenig Bescheid. Meine zwei Mitarbeiterinnen und ich produzieren vor allem für den Handel. Wir beliefern Trachtengeschäfte, aber auch Boutiquen oder die Gastronomie. Theater und Filmproduktionen gehören auch zu unseren Kunden. Man kann aber auch direkt bei mir in der Werkstatt Gürtel und Hosenträger kaufen. Ich lege großen Wert darauf, dass die Materialien, die wir verarbeiten, aus Österreich und der EU kommen. Hin und wieder passiert es, dass Kunden mit speziellen Wünschen zu mir kommen und das Material gleich selbst mitbringen. Einmal wollte jemand, dass ich ihm einen Gürtel aus Elefantenleder mache – das habe ich abgelehnt.

Thomas Wurzer (41) fertigt in dritter Generation im neunten Bezirk Hosenträger und Gürtel für den Einzelhandel. www.karlinger.com

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Dominic Haffner, Ünique Skis

"Meine Ski fahren sich auch in zehn Jahren noch knackig"

Foto: Paul Bauer

Alles begann 2011. Damals quittierte ich meinen Job als Patentanwalt, kaufte eine Fräse und baute mein erstes Paar Ski. Die Ski erinnerten mich in ihrer Form ein wenig an Löffelbiskuit. Sie hängen nach wie vor in meiner Werkstatt an der Wand. Damals wusste ich bereits, dass die Produktion von Skiern meine berufliche Zukunft sein wird. 2013 gründete ich mit einem Freund Ünique Skis und bot maßgefertigte Skier an. Skier, die auf die Bedürfnisse und die individuellen körperlichen Voraussetzungen der Fahrer und Fahrerinnen abgestimmt sind. Bevor der Ski gebaut wird, verbringe ich mit meinen Kunden einen ganzen Tag auf dem Berg, schau mir den Fahrstil genau an, mache Videoanalysen und Vermessungen mit Sensoren.

Ich sammle Daten, denn mit einem perfekten Ski lässt sich einiges austarieren, X- und O-Beine etwa oder ein schwaches Knie. Tatsächlich ist die Terminfindung für diese Skitage am Berg fast das Schwierigste an meinem Beruf. Der Ski selbst ist dann in zwei Wochen fertig, 20 Stunden Arbeitszeit brauch ich dafür. Damit sich die Manufaktur geschäftlich trägt, sollte ich zumindest 20 Maßanfertigungen pro Saison herstellen. Zusätzlich produziere ich auch Serienskier, die man im Fachhandel oder bei mir in der Werkstatt kaufen und vorher testen kann. "Try before you buy" lautet eine meiner Devisen.

Mir ist bewusst, dass meine Skier ein sehr hochwertiges Luxusprodukt sind. Ein Grund mehr, auf Haltbarkeit und Nachhaltigkeit höchsten Wert zu legen. Geplante Obsoleszenz gibt’s bei mir nicht. Ein durchschnittlicher Ski verliert nach 100 Tagen am Berg seinen Pep, meine Ski sind auch nach vielen Jahren noch knackig zu fahren. Bis Corona kam, stellten mein Team und ich fast 400 Skier im Jahr her. Die Jahre 2020 und 2021 waren aber leider zum Kübeln. Seitdem bin ich wieder alleine in der Werkstatt. Zum Glück ist das Interesse an meinen Skiern aber nach wie vor ungebrochen.

Dominic Haffner (41), Physiker und Ex-Patentanwalt, stellt in der Hinterhofwerkstatt im 15. Bezirk Skier her. www.unique-skis.com

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Bruno Berchtold, BB's Hand-Crafted Whips

"Für eine Peitsche brauche ich zwölf Stunden"

Bruno Berchtold.
Foto: Paul Bauer

Weltweit gibt es nur noch wenige Freehand-Whip-Maker. Freehand bedeutet, dass ich nicht viel benötige, um meine Peitschen zu fabrizieren. Ein scharfes Messer genügt, damit schneide ich aus einer Känguruhaut Riemen, die ich dann bearbeite, bis die vorgesehene Peitsche passt. Ich brauche nicht viel Platz. Meine Werkstatt ist ein Zimmer in meiner Wohnung, in der ich mit meiner Frau lebe. Wir sind vor gut zehn Jahren aus der Schweiz nach Wien gekommen, ich hab dann als Berater gearbeitet.

Das Flechten von Peitschen hat mir der Amerikaner Blake Bruning beigebracht – über lange Online-Sessions via Skype. Bruning zählt zu den Koryphäen unserer Zunft. Die ersten, Peitschen, die ich fabriziert habe, waren aber für die Mülltonne. Seit sieben Jahren bin ich offiziell Peitschenmacher und stelle vor allem Bullwhips, Snakewhips, Stockwhips, Targetwhips und Singletails her – als einziger von der Wirtschaftskammer anerkannter Lederpeitschenmacher in Österreich habe ich einen Gewerbeschein. Heute verkaufe ich meine Peitschen international. Sie landen vor allem bei Cowboys, artistischen Peitschenknallern und natürlich im Erwachsenen-Entertainment. Für Standardpeitschen brauche ich durchschnittlich acht bis zwölf Stunden, für Spezialanfertigungen auch mal länger, rund 100 Stück kann ich im Jahr produzieren. Reich wird man also nicht damit, aber ich mach das ohnehin nicht wegen des Geldes. Der Beruf erfüllt mich einfach und macht mich glücklich, er hat etwas Meditatives, gleichzeitig ist man auch fokussiert und konzentriert, es ist ein tolles Gefühl mit den Händen etwas zu erschaffen.

Bruno Berchtold (60) hat ursprünglich Maschinenbauer gelernt, seit zehn Jahren stellt er Peitschen aus Känguruleder her. www.bb-whips.com

(Manfred Gram, 10.11.2022)