Österreichs Footballteam will wieder wahrgenommen werden.

Foto: American Football Bund Österreich

Langfristig will man größere Bühnen bespielen.

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Es war der 8. Juni 2014 und es war im Wiener Happel-Stadion. Österreichs Football-Nationalteam verlor vor einer Rekordkulisse von 27.000 Zuschauern das Finale der Europameisterschaft gegen Deutschland. Es sollte der Aufbruch in eine neue Ära des Spiels um das Eierlaberl werden, das in Österreich immer populärer wird. Gekommen ist es anders. In den vergangenen Jahren ist es ruhig geworden um das Nationalteam, es gab es Turnierabsagen aus Kostengründen, einen Machtkampf im internationalen Footballverband (IFAF), Spiele vor einer großen Heimkulisse fanden nicht mehr statt. "Wachstum bringt Schmerzen mit sich. Wir waren schon einmal größer, aber da wollen wir wieder hin", sagt Max Sommer, Cheftrainer des Nationalteams zum STANDARD.

Dabei herrscht Euphorie. Die Vienna Vikings gewannen als erster heimischer Verein die European League of Football (ELF), ein historischer Erfolg. Was dem österreichischen, aber auch dem gesamten europäischen Football fehlt, sind Nationalteams als Zugpferde. "Die Pandemie hat die Nationalteams einschlafen lassen", sagt Michael Eschlböck, Präsident des American Football Bundes Österreich (AFBÖ).

Nomaden

Dsa Ziel ist der erste große Titel. Zum EM-Auftakt gab es einen überzeugenden Sieg gegen Frankreich (35:7), nun geht es um den Einzug ins Semifinale am Sonntag in Wien gegen Ungarn (13 Uhr). Die AFBÖ-Auswahl ist klarer Favorit, gespielt wird in Donaufeld, die Partie dürfte mit 1200 Zuschauern ausverkauft werden. Football könnte wohl großere Stadien füllen, ist aber leidgeprüft, was die Austragungsorte seiner Heimspiele betrifft. Letztes Jahr wurde der Austrian Bowl, das Finale um die österreichische Meisterschaft, in St. Pölten kurzfristig abgesagt, weil der Rasen in einem schlechten Zustand war. Erst jüngst wurden die Vikings von der Wiener Austria kurz vor dem ELF-Halbfinale in der Generali Arena vor die Tür gesetzt, ebenfalls wegen Rasenproblemen. "Wir haben eine wachsende Community, das sollte jemand auch mal dem Herrn Sportstadtrat Hacker mitteilen", sagt Christoph Seyrl, AFBÖ-Generalsekretär.

Für ein mögliches EM-Finale hat Seyrl die NV-Arena in St. Pölten schon lange vorreservieren lassen. Und das deshalb, weil der Modus mit einer klassischen Endrunde wenig zu tun. Das Semifinale findet erst nächstes Jahr im August statt. Schweden und Finnland haben sich dafür bereits qualifiziert. Europameister Italien matcht sich als Favorit mit Großbritannien um einen Platz in den Top 4. "Mit dem Modus bin ich nicht glücklich", sagt Sommer. "Es ist für Football essenziell, einen Turnier-und Eventcharakter zu haben, aber damit beschäftigen wir uns nicht mehr. Wir wollen sportlich so gut sein, dass es gar keine Diskussionen mehr gibt, in welchem Stadion wir in Zukunft spielen."

Fehlende WM

Der Kader umfasst 50 Spieler, Prämien gibt es nicht, Brotjobs müssen mit Spielterminen unter einen Hut gebracht werden. 2019 hätte eine Weltmeisterschaft in Australien stattfinden sollen. Österreich sagte ab, "es fehlte die Planungssicherheit. Ausgaben von 200.000 Euro schüttelt ein mittelgroßer Fachverband nicht aus der Hüfte", sagt Seyrl. Das Turnier wurde letztlich abgesagt. Die letzte Football-WM datiert aus dem Jahr 2015. Österreich fehlte damals bei der Endrunde in den USA, aus Kostengründen. Nationalteams spielen weltweit außerhalb des Kosmos von NFL und Collegefootball kaum eine Rolle.

In Europa sieht es anders aus. 19 Nationen praktizieren derzeit Football, Österreich hat im Schnitt drei bis vier Länderspiele pro Jahr. "Es ist keine Sportart wie Fußball, wo man alle drei Tage auftritt, auch in einem dreiwöchigen Turnierformat könnte man das nicht stärker ausreizen", sagt Cheftrainer Sommer. Einen Push gibt der wahrgewordene NFL-Traum von Bernhard Raimann. "Er hat in Österreich Football spielen gelernt, ist einer von uns."

Im Basketball gibt es einen europäischen Spielstil, der in der NBA sehr geschätzt wird. Geht es nach Sommer, soll das auch im Football möglich werden: "Wir wollen Spieler technisch und taktisch besser ausbilden als in den USA. Sie sollen dann mit athletischeren Spielern mithalten können." (Florian Vetter, 22.10.2022)