Ein echter Cranach: Wertvolles Renaissancegemälde "Madonna mit Kind".
Foto: Johannes Plattner

Innsbruck – Während der Sanierung des Innsbrucker Doms ist das Gemälde "Madonna mit Kind" des Renaissancemalers Lucas Cranach dem Älteren bis 20. November im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum untergebracht, der STANDARD berichtete. Normalerweise den barocken Hochaltar des Doms schmückend, nutzte man am Museum die Chance und ließ das 1537 entstandene Gemälde wissenschaftlich untersuchen. Dabei entdeckten die Expertinnen Laura Resenberg, die die Abteilung für Restaurierung im Sammlungs- und Forschungszentrum (SFZ) in Hall leitet, sowie Cristina Thieme von der TU München eine spannende Neuigkeit, wie orf.at berichtet.

Ein Blick durch das Stereomikroskop offenbarte eine geschwungene Linie am unteren Bildrand als originale Signatur des Malers, die lange Zeit für einen Kratzer gehalten wurde. Cranach unterzeichnete seine Werke mit dem Motiv einer geflügelten Schlange mit Krone und Ring im Maul. "Wir haben die Signatur auf dem schwarzen Hintergrund gefunden, und das war eine große Aufregung für uns alle. Wir freuen uns, dass wir nun den Nachweis haben, dass es sich um einen echten Cranach handelt", sagt Thieme dem ORF.

Der schnellste Maler

Außerdem bestätigten Untersuchungen mit Infrarotaufnahmen des wertvollen Gemäldes die schnelle Arbeitsweise des deutschen Künstlers – der auf seinem Grabstein in Wittenberg sogar als "der schnellste Maler" bezeichnet wird. Dunkle Unterzeichnungen an den Händen der Madonna sowie in ihren Augenwinkeln setzte Cranach bewusst und trug über diese gräulich schimmernden Linien sehr dünne Ölfarbschichten auf. Fazit: Cranach fertigte eine Skizze des Motivs an und blieb dann auch bei den anfangs angebrachten Konturen.

Das als eines der bedeutendsten Kunstwerke der Renaissance geltende Madonnen-Bild schuf Cranach ursprünglich für den protestantischen Hof in Dresden. Weswegen der enge Freund Martin Luthers seine Maria vermutlich ohne Heiligenschein darstellte. Über Erzherzog Leopold V. gelangte das Gemälde dann in das katholische Tirol. In spätere Kopien anderer Maler wurden katholische Attribute ergänzt. (red, 20.10.2022)