"Wir haben 20.000 Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner und lokale Expertinnen und Experten befragt, um die besten Orte für Spaß, Essen, Kultur und Gemeinschaft zu ermitteln", schreibt die "Time Out"-Redaktion einleitend zu ihrem diesjährigen weltweiten Ranking der coolest neighbourhoods. Es ist das fünfte in Folge.

Doch was heißt das überhaupt, "cool"? Die Antwort von "Time Out": Es seien Gegenden gemeint mit zugänglicher, hochmoderner Kultur und Nachtleben, mit hervorragendem und erschwinglichem Essen und Trinken, mit einem lebendigen Straßenleben und einer starken "Gemeinschaftsatmosphäre". Es seien unverwechselbare Bezirke, die man in einer halben Stunde oder weniger durchqueren kann, für deren Erkundung man aber auch einen ganzen Tag oder mehr einplanen könne. Es seien großartige Gegenden, in denen man gerne lebe, sie besuche und sich aufhalte.

Hier sind also die zehn besten unter den 51 coolsten Stadtvierteln der Welt:

Colonia Americana, Guadalajara, Mexiko

Guadalajara sei für viele Mexikanerinnen und Mexikaner die kulturelle Hauptstadt ihres Landes – und im Moment sei dort die Colonia Americana das Epizentrum der Untergrundszene, liest man bei "Time Out". Sie liegt direkt neben dem 500 Jahre alten El Centro und sei eine "kantige Mischung aus Art-déco- und neoklassizistischen Villen mit besetzten Künstlerhäusern und Lagerhallen, in denen sich einige der besten Musiklokale der Stadt befinden". Der Platz rund um den neugotischen Templo Expiatorio del Santísimo sei dank der vielen Essensstände und Straßenkünstler zu jeder Tageszeit ein idealer Ort, um Menschen zu beobachten. Kreative Einheimische sitzen mit ihren Laptops in zahlreichen eleganten Cafés und schlürfen bis spät in die Nacht Tequila in den Spelunken der Avenida Chapultepec.

Cais do Sodré, Lissabon, Portugal

Das Cais do Sodré sei schon seit einigen Jahren das Herz des Lissabonner Nachtlebens, aber 2022 sei es knalliger denn je. So liest man: "In diesem Viertel, das von der 'Pink Street' (der schillernd bemalten Rua Nova do Carvalho) und ihren bunten Sonnenschirmen geprägt wird, eröffnen die vielversprechendsten jungen Köche Lissabons neue Restaurants, kleine Unternehmen erwachen zum Leben und beliebte Bars und Nachtclubs erheben sich endlich aus der Asche der vergangenen Jahre." Ein Tipp der "Time Out"-Redaktion: Man sollte eine lange Nacht einplanen, denn der Tag reiche nicht aus, um alles zu erkunden.

Wat Bo Village, Siem Reap, Kambodscha

Das Gebiet um die Wat-Bo-Pagode, eine der ältesten in Siem Reap, wurde erst erschlossen, als der Tourismus in den 1990er-Jahren allmählich in Kambodschas "Tempelstadt" Einzug hielt. Seit 2021 erstrahlt das Wat Bo Village nach einer Umgestaltung in neuem Glanz. "Dank seiner idyllischen Lage am Flussufer ist es heute ein unglaublich schickes Viertel. Die Gegend um die Street 26 und die Wat Bo Road ist zu einem beliebten Treffpunkt für Expats geworden, die die zahlreichen Bars, experimentelle Khmer-Restaurants in malerischer Umgebung und elegante Designhotels besuchen", liest man. Wat Bo, bis vor kurzem noch ein unscheinbarer Wohnvorort, sei heute unangefochten das angesagteste Viertel der Stadt – und wohl auch Asiens.

Ridgewood, New York City, USA

Ridgewood, Queens, liegt nahe der Grenze zu Brooklyn und vereint das Beste aus beiden Stadtteilen, wie das Magazin festhält: die Vielfalt und das lokale Flair von Queens und die hippen Angebote von Brooklyn, insbesondere des benachbarten Bushwick. Die Identität von Ridgewood sei jedoch gleichermaßen altmodisch und trendig, mit einer Mischung aus alteingesessenen Lokalen und lebhaften neuen Bars und Restaurants. Wie alle Viertel in New York entwickele sich auch Ridgewood ständig weiter und bewahre seine Vergangenheit mit beeindruckender historischer Architektur, darunter die Reihen zweistöckiger Backsteinhäuser, die das Viertel prägten. Mit seinen kleinen Läden und seinem Engagement für die Wahrung seiner Geschichte sei Ridgewood ein Geheimtipp unter den Vierteln: beliebt nicht trotz, sondern wegen seiner unaufdringlichen Atmosphäre.

Mile End, Montreal, Kanada

Mile End sei weiterhin das coolste Viertel Montreals, heißt es. "Als Teil des Stadtbezirks Plateau-Mont-Royal beherbergt dieses Viertel nördlich der Mont-Royal Avenue einige der weltberühmten Institutionen der Stadt, aber auch fantastische neue Orte", legen die Kolleginnen und Kollegen von "Time Out2 dar. Historisch gesehen war Mile End ein Zentrum für jüdische Einwanderer und Künstler (und später für Indie-Bands). Heute sei es eine Enklave für einige der besten Restaurants, für unabhängige Buchläden, Blumenläden, Fleischhauer, Bäcker und Kerzenzieher der Stadt. In diesem gut zu Fuß erkundbaren Viertel gebe es rivalisierende Bagel-Läden, eine Teestube, die sich nach Einbruch der Dunkelheit in einen Champagnersalon verwandele, einen Skatepark, ein Beisel, das inzwischen Crudo, Croques Monsieurs und Kaviar serviere. "Dazu gibt es einige der besten Brunch-Angebote der Stadt und eine große Auswahl an fachmännisch zubereiteten Cocktails – und schon hat man ein verdammt gutes Viertel", schwärmt man bei "Time Out".

Barrio Logan, San Diego, USA

Das Barrio Logan in San Diego sei ein lebendiges und historisches Zentrum der mexikanisch-amerikanischen Kultur. Den Mittelpunkt bildet der Chicano Park, der im Schatten des Freeways liegt, der das Viertel in den 1960er-Jahren in zwei Hälften teilte. Der Park sei das direkte Ergebnis des Aktivismus der Gemeinde – Demonstranten bildeten zwölf Tage lang eine Menschenkette, um die Beschlagnahmung des Geländes durch den Staat zu verhindern – und beherberge heute die größte Ansammlung von Chicano-Wandmalereien der Welt, mit mehr als 80 Gemälden von Weltrang, die Szenen aus der mexikanischen Revolution, wilde Aztekenkrieger und überlebensgroße Porträts von Helden wie Frida, Diego und Cesar darstellen", liest man. Entlang der Hauptstraße, der Logan Avenue, stünden Lowrider in Chevys, Cadillacs und Buicks (mit extravaganten Lackierungen und einer die Schwerkraft besiegenden Hydraulik) Schlange, um Earth, Wind & Fire aus aufgemotzten Stereoanlagen zu schmettern. Für das leibliche Wohl sorgten kleine Familienbetriebe, die der Gemeinde schon seit Jahrzehnten Taquitos servieren.

Shimokitazawa, Tokio, Japan

Foto: Getty Images/iStockphoto/wnmkm

Shimokitazawa – oder Shimokita, wie die Einheimischen es nennen – liegt nur eine Station von Shibuya entfernt und hat seinen Titel als Tokios coolstes Viertel zurückerobert. Stellt man bei "Time Out" fest: "Shimokita wurde seit 2019 (als es das letzte Mal in dieser Rangliste auftauchte) massiv umgestaltet und ist für diejenigen, die es seit ein paar Jahren nicht mehr besucht haben, kaum wiederzuerkennen." Früher bekannt für seine Vintage-Läden, habe sich Shimokita zu einem Hotspot für Indie-Filmfans, Café-Besucher und Feinschmecker entwickelt. In diesem angesagten Zentrum seien auch zahlreiche neue Einkaufs- und Speiselokale entstanden, darunter eines, das einen ungenutzten Platz unter den Bahngleisen in ein lebhaftes Restaurant verwandelt habe. Aber die Gegend sei nach wie vor voll von klassischen unabhängigen Geschäften und erschwinglichen Möglichkeiten zum Essen, Trinken und Einkaufen.

Cliftonville, Margate, Großbritannien

"Während die Altstadt von Margate einen guten, altmodischen, britischen Tag am Meer bietet, brummt Cliftonville mit einer anderen Art von Energie", schickt "Time Out" bei dieser coolen Nachbarschaft voraus: "Hier ist eine der blühendsten Künstlergemeinschaften Großbritanniens beheimatet, was vor allem auf den Zustrom kreativer Ex-Londoner zurückzuführen ist, die sich in den erschwinglichen Wohnungen und Atelierräumen der Gegend niedergelassen haben." Der Gezeitenpool an der Walpole Bay scheint auch eine Rolle zu spielen. Das Rückgrat des Viertels sei die Northdown Road, die einen Block von der Küste entfernt liegt und sich von der Altstadt bis zur Palm Bay erstreckt. Bis vor kurzem noch eine Ansammlung von Wohltätigkeitsläden und Buchmachern, beherberge Northdown heute Plattenläden, Cafés und Lebensmittelläden, aber auch wegweisende, von der Gemeinde finanzierte Einrichtungen wie die Queer-Bar "Camp" und die Galerie Quench.

Barrio Yungay, Santiago, Chile

Das farbenfrohe Barrio Yungay, das nur einen kurzen Spaziergang von der belebten Avenida Alameda und dem Barrio Brasil entfernt liegt, sei im Aufwind, heißt es. Als erstes geplantes Barrio der chilenischen Hauptstadt habe Yungay den Status eines nationalen Kulturerbes, in den letzten Jahren aber auch einen eher zweifelhaften Ruf gehabt, schreibt "Time Out!".

Foto: AFP/MARTIN BERNETTI

Das sei nun vorbei, Yungay habe sich zu einem Magneten für junge und coole Leute entwickelt. Abgesehen von illustren neuen Bewohnern flanierten die Einheimischen aus der Arbeiterklasse neben den kreativen Bohèmiens auf attraktiven Boulevards wie Lavaud, die von einer Vielzahl von Barock-, Bauhaus- und Art-déco-Fassaden gesäumt seien. Yungay beherberge mehrere faszinierende Museen und den üppigen Grünbereich des Parque Quinta Normal, während eine aufstrebende Gastronomieszene Restaurants mit traditioneller chilenischer Küche neben Pizzerien mit Sauerteigpizza und Spezialitätenkaffeehäusern aufwarte.

Cours Julien, Marseille, Frankreich

Foto: AP/Daniel Cole

"Östlich des mondänen Yachthafens von Marseille, nur einen Spaziergang vom malerischen Alten Hafen entfernt, liegt dieses düstere, lebhafte Viertel, in dem früher die Großmärkte der Stadt unter freiem Himmel stattfanden", heißt es bei "Time Out". Es sei unter den Einheimischen als "Cours Ju" bekannt (eine Anspielung auf das Wort "court-jus", was "Kurzschluss" bedeutet). Der Cours Ju sei eine kreative Brutstätte mit Straßenmärkten, Live-Musik-Locations, Geschäften für Vintage-Kleidung, Secondhand-Buchläden und alten Lagerhäusern, die zu hippen Kunstgalerien umfunktioniert wurden. (red, 23.10.2022)

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