Die Geburt eines Kindes verändert das Leben eines jeden Elternteils nachhaltig. Im Fall von Katharina Reckendorfer ging damit auch eine radikale berufliche Umorientierung einher. Sie wollte raus aus dem Hamsterrad ihres 40-Stunden-Jobs, sich einer sinnstiftenden Tätigkeit widmen, um die Welt zu einem besseren Ort für ihre Tochter zu machen. So gründete die studierte Grafikerin und Fotografin 2018 Blumenbund. Mit ihrem Unternehmen verfolgt die Weinviertlerin den "Slow Flower"-Ansatz. Das bedeutet: Für ihre floralen Kreationen verwendet sie ausschließlich saisonale und lokale Blumen. Diese baut sie auf einem Feld der familieneigenen Landwirtschaft an.

Die wachsende Klientel mit ökologischem Bewusstsein liebt das nachhaltige Konzept, das sich auch in der kalten Jahreszeit durchziehen lässt. Katharina Reckendorfers Erntezeit reicht bis zum ersten Frost, danach setzt sie auf Trockenblumen oder winterharte Gewächse aus der Wildnis, die sie in Bouquets ergänzt oder zu Kränzen verarbeitet. Man müsse bei Spaziergängen in der Natur bloß die Augen offen halten, eine Schere dabei haben, aber bitte nichts von fremden Grundstücken abschneiden, rät Reckendorfer.

DIY-Blumengruß

Wer eine Leidenschaft für Blumen hat, kann sich ja gerne auch selbst einmal an einem floralen Werkstück versuchen. Klar, der erste selbstgebundene Strauß wird wohl kaum so perfekt wie ein Bouquet vom Fachpersonal, aber mit ein bisschen Übung und wertvollen Tipps von Katharina Reckendorfer sind rasch Erfolge sichtbar, wie ein Selbstversuch zeigt. Die Beachtung gewisser Grundlagen der Gestaltungslehre ist die halbe Miete – unabhängig von der Art des Arrangements. So wirkt es für das menschliche Auge ansprechend, wenn man eine ungerade Zahl an Blumen verwendet, zu ähnlichen oder kontrastreichen Farben greift und Größen sowie Mengenanteil im Verhältnis 1:2 wählt. Außerdem sollte man sich eine Blume als "Hauptdarstellerin" aussuchen, die von den restlichen Pflanzen umspielt wird. Sind Vasen, Werkzeug und natürlich die Pflanzen vorbereitet, kann es losgehen. Der wichtigste Tipp von Katharina Reckendorfer: nicht zu viel nachdenken und Spaß haben!

blumenbund.com

Strauß

Ein klassischer Blumenstrauß.
Foto: Lisa Edi

Den Anfang macht jene Blume, die im Fokus stehen soll und die Struktur vorgibt. Bei diesem Strauß ist das die gelbe Tagetes. Man entfernt Blätter und Verästelungen, die sich in der Vase unter Wasser befinden und Bakterienwachstum begünstigen würden, was zu geringerer Haltbarkeit oder Schimmelbildung führt. Die Blumen legt man leicht angewinkelt nach und nach locker in die Hand, dreht den Strauß bei jedem Mal ein kleines Stück. Durch die spiralförmige Anordnung der Stiele wird der Strauß zu einer Kuppel.

Möchte man sie ausladender, lässt man die Hand locker, damit die Blumen etwas auseinanderfallen. Beim Arrangieren darauf achten, dass man gewisse Element wiederholt, gegebenenfalls noch Akzente setzt (wie hier der orangefarbene Fuchsschwanz) und luftige Elemente, die über die Kuppel hinausragen, ergänzt. Um den Strauß zu fixieren, 50 Zentimeter Bast in eine Schlaufe gelegt auf die engste Stelle des Straußes positionieren, beide Enden durchfädeln, zusammenziehen, gegengleich um die Stiele wickeln und verknoten. Das erfordert etwas Übung. Anfänger können alternativ auch ein Gummiringerl verwenden.

Trockenblumen

Getrocknete Blumen sind besonders im Winter beliebt.
Foto: Lisa Edi

Bei handelsüblichen Trockenblumenbouquets werden die Pflanzen oft mit bedenklichen Stoffen gebleicht oder lackiert. Es gibt aber auch naturbelassene Alternativen. Man kann bereits im Sommer Pflanzen und Blumen, die nicht allzu filigran sind, trocknen und aufheben. Oder man bedient sich im Herbst und Winter direkt an der Wildnis. Für dieses Gesteck wurden Sonnenblumenköpfe, der Samenstand von wildem Fenchel, Strandflieder, Statitzen und Farne verwendet. Auch für die Unterkonstruktion gibt es eine ökologische Variante. Anstatt biologisch nicht abbaubarer Steckschwämme empfiehlt es sich, einen "Steckigel" – ein kleines Nagelbrett – mit Bienenwachs am Boden des Gefäßes zu befestigen und darüber einen Knäuel aus Kaninchendraht zu platzieren. Man beginnt mit den strukturgebenden Elementen wie den Farnen, platziert danach Fokuspflanzen wie die Sonnenblumen und ergänzt weiteres Beiwerk. Man sollte achtsam vorgehen, die Trockenblumen sind oft sperrig oder fragil. Zum Schluss wird die Unterkonstruktion mithilfe der kürzeren Pflanzen, hier sind es die Statitzen, versteckt.

Kranz

Praktisches Wissen für die Weihnachtszeit.
Foto: Lisa Edi

Für Kränze, die an die Tür oder Wand gehängt werden, eignen sich als Unterkonstruktion Metallreifen, die aus drei dünnen Ringen bestehen. Damit kann man breit, aber auch flach arbeiten – im Gegensatz zu "Strohrömern", die man als Basis für Adventkränze verwendet. Zuerst bereitet man sich kleine Ästchen vor, am besten in größeren Mengen, da man leicht unterschätzt, wie viel Material man tatsächlich benötigt. Hier kamen Smaragdthuje, süßer Wermut, Silberedelraute und getrocknete Papierknöpfchen zum Einsatz. Man legt drei bis vier der unterschiedlichen Äste fächerartig zusammen, setzt sie auf den Metallring und umwickelt ihn am hinteren Ende der Ästchen mehrmals mit Blumenwickeldraht. Den nächsten Pflanzenfächer entgegen dem Uhrzeigersinn darauflegen, sodass die Spitzen den Draht verdecken, am unteren Ende weiterwickeln. So arbeitet man rund um den Metallring. Zwischendurch sollte man kontrollieren, ob man gleichmäßig arbeitet, was Buschigkeit und Mischung der Pflanzen angeht. Der letzte Fächer wird unter dem ersten befestigt. Mit dem Draht eine Schlaufe an der Rückseite zum Aufhängen des Kranzes drehen und am Ring verknoten.

Vasen-Arrangement

Zuerst kommt die Fokusblume ins Bouquet.
Foto: Lisa Edi

Wenn ein Bouquet zum Beispiel auf einem Tisch steht und von allen Seiten ansprechend aussehen soll, empfiehlt es sich, beim Arrangieren auf einer drehbaren Scheibe – wie einem entsprechenden Servierteller – zu arbeiten. Zuerst kommt die Fokusblume in die mit Wasser befüllte Vase. Hier ist das eine dunkle Dahlie, die zuvor von etwaigen Blättern befreit wurde. Man arbeitet sich dann Blume für Blume weiter, dreht die Vase immer wieder, um das Arrangement von allen Seiten im Blick zu behalten. Prinzipiell gilt: Dunkle Blumen treten optisch zurück, helle stechen ins Auge.

Große platziert man unten, kleinere oben. Asymmetrische Gestaltung ist ansprechend für das Auge, ebenso Elemente einzusetzen, die sich wiederholen. Wenn man die Pflanzen abwechselnd von unterschiedlichen Seiten platziert, entsteht in der Vase auf natürliche Weise eine Art Gerüst, in dem die Pflanzen sich gegenseitig stützen. Für längere Haltbarkeit sollte man die Blumen schräg mit einem Floristikmesser oder einer scharfen Gartenschere anschneiden.

Gesteck

Katharina Reckendorfer empfiehlt Steckigel und Hasendraht statt des wasserlöslichen Steckschwamms.
Foto: Lisa Edi

Auch bei Gestecken mit Frischblumen empfiehlt sich die umweltfreundliche Variante mit Steckigel und Hasendraht. Denn der herkömmliche Steckschwamm löst sich im Wasser auf und gerät so über den Abfluss als Mikroplastik in den Wasserkreislauf. Für das Auge besonders ansprechend ist es, die Pflanzen asymmetrisch in einer C-, V- oder L-Form zu arrangieren. Das verleiht der Komposition automatisch eine gewisse Dynamik. Um den Effekt zu verstärken, darf man gerne ein bisschen expressiver vorgehen. Man gestaltet zuerst die

Grundachse – am besten mit Pflanzen, deren Stiele robust oder verholzt sind. Bei diesem Gesteck kamen Hartriegelzweige zum Einsatz. Für besseren Halt auf dem Steckigel kann man sie circa einen Zentimeter tief vertikal einschneiden. Danach folgt die Fokusblume – in diesem Fall eine große Dahlie, die nebenbei auch das Untergerüst kaschiert. Weiter geht’s, indem man entlang der asymmetrischen Achsen weitere Blumen einarbeitet. Bei diesem Gesteck sind das zum Beispiel Strahlenaster, Herbstanemone oder Cosmea. (RONDO, Michael Steingruber, 2.1.2023)