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Die Verkäufe von Pelletheizungen haben sich in Österreich in diesem Jahr verdoppelt. Dasselbe gilt für den Preis der Pellets, die dort verfeuert werden sollen.

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Es ist ein schwerwiegender Verdacht, dem die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) derzeit nachgeht: Pellethersteller und -händler sollen die Preise untereinander abgesprochen und ihre Kunden aufgeteilt haben. Außerdem vermutet die Behörde, dass sich die Unternehmen abgesprochen haben, insgesamt weniger Pellets anzubieten, um sie später zu noch höheren Preisen verkaufen zu können.

Die BWB startete am Dienstag deshalb Hausdurchsuchungen bei einer Reihe von Unternehmen in Kärnten und Tirol und einem Verband in Wien.

Einer der Gründe für die Ermittlungen ist, dass die Rohstoffpreise für Pellets weit weniger gestiegen sind als die Marktpreise. Gleichzeitig ist der Export von Pellets laut Statistik Austria dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Hinzu kamen zahlreiche Beschwerden von Konsumentinnen und Konsumenten sowie der Arbeiterkammer, erklärt die BWB. Sie ermittle bereits seit Februar

Die Hausdurchsuchungen in Kärnten und Tirol sind bereits abgeschlossen. Für Wien rechnet die Wettbewerbsbehörde damit, sie am Donnerstag beenden zu können.

"Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach", erklärt Natalie Harsdorf-Borsch, die interimistische Generaldirektorin der BWB.

Verband unterstreicht Preisdifferenzen

Eine der Hausdurchsuchungen trifft den Branchenverband ProPellets Austria. Dieser dementiert die Vorwürfe – es habe keine Absprachen gegeben. "Wir sind überzeugt, dass die Bundeswettbewerbsbehörde keinerlei Fehlverhalten von ProPellets zu Tage fördern wird", so der Geschäftsführer Christian Rakos.

Absprachen seien allein schon deswegen unwahrscheinlich, weil die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern noch nie so hoch gewesen seien wie heute, argumentiert er. Die Abweichung vom Durchschnittspreis sei im August je nach Anbieter bei 60 Euro pro Tonne gelegen. Zwischen 2017 und 2021 habe die Varianz der verschiedenen Pelletpreise rund 10 Euro die Tonne betragen.

Zudem seien die Pelletpreise in Österreich niedriger als in den Nachbarstaaten Deutschland und Italien: In Österreich kostete eine Tonne Pellets im Oktober durchschnittlich 633 Euro, in Deutschland seien es 743 Euro und Italien 800 Euro. "Eine Preisabsprache hätte den gegenteiligen Effekt", so Rakos.

Hohe Produktionskosten, steigende Nachfrage

ProPellets nennt als Grund für den Preisanstieg stattdessen, dass die Produktionskosten für Pellets stark gestiegen seien. Die Sägespäne und Ersatzteile wurden teurer, auch die Kosten für Strom und Transport zogen an.

Dazu kommt, dass die Nachfrage nach Pellets sehr hoch ist: Die Verkäufe von Pelletheizungen in Österreich verdoppelten sich in diesem Jahr. Rund vier Prozent der Haushalte heizen heute mit Pellets.

Dazu kamen kriegsbedingte Lieferausfälle aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Damit fehle eine Menge von rund zehn Prozent des Bedarfs in der EU. Österreich spüre vor allem den Rückgang der Lieferungen aus seinen Hauptimportländern Tschechien und Deutschland – diese seien im Vergleich zum Vorjahr um knapp die Hälfte gesunken, so ProPellets.

Verbraucherschutzverein stellt Sammelklage in Aussicht

Die Wettbewerbsbehörde ist sichtlich wenig überzeugt von den Argumenten. Hat es zusätzlich Absprachen gegeben? Das werden die laufenden Ermittlungen zeigen. Erhärtet sich der Verdacht auf Preisabsprachen, kann ein Urteil zu Geldstrafen bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes jedes involvierten Unternehmens führen.

Von solchen Strafzahlungen im Fall einer rechtkräftigen Bestätigung eines Kartells allein hätten die Kundinnen und Kundun allerdings noch nichts, meldet sich der Verbraucherschutzverein (VSV) zu Wort.

In Folge eines Urteils könne jedoch Schadenersatz gefordert werden kann. "Der VSV steht bereit, in diesem Fall Sammelklagen zu organisieren", so VSV-Obmann Peter Kolba. "Ich ersuche alle Betroffenen, die Rechnungen über den Kauf von Pellets gut aufzuheben." (Alicia Prager, 20.10.2022)