Es geht weiter.

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Der Schachskandal geht in die nächste Runde: Der des Betrugs bezichtigte US-Jungstar Hans Niemann verlangt in einer am Donnerstag bei einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri eingereichten Klage 100 Millionen Dollar (102 Millionen Euro) Schadenersatz von Weltmeister Magnus Carlsen und dem Portal chess.com, Carlsens Play-Magnus-Gruppe und den US-Spielern Danny Rensch und Hikaru Nakamura. Niemann wirft ihnen Verleumdung, üble Nachrede und geheime Absprachen vor, um seinen Ruf und seine Existenz zu zerstören.

Laut der Klage sollen Carlsen und chess.com eine "Hetzkampagne gestartet haben". Niemann will 100 Millionen Dollar Schadenersatz, "um sich von den verheerenden Schäden zu erholen, die die Angeklagten seinem Ruf, seiner Karriere und seinem Leben zugefügt haben, indem sie ihn auf ungeheuerliche Weise diffamiert haben". Der Schachstreamer Nakamura habe Carlsens "falsche Betrugsvorwürfe" in stundenlangen Livevideos "verstärkt".

Carlsen bezichtigt Niemann, der ihn in St. Louis geschlagen hatte, des mehrfachen Schachbetrugs. Das "Wall Street Journal" berichtete außerdem, chess.com habe aufgedeckt, dass Niemann allein im Jahr 2020 bei mehr als hundert Onlinespielen unerlaubte Unterstützung erhielt. Der 19-jährige Niemann selbst hat bis dato lediglich zwei Betrügereien im Alter von zwölf und 16 Jahren gestanden.

Carlsen zeigte noch keine Reaktion auf die Klage, bei chess.com "freut man sich darauf, die Causa im Namen des Teams und aller ehrlichen Schachspieler klarzustellen", heißt es in einer ersten Stellungnahme.

Eklat bei US-Meisterschaften

Zu einem Eklat kam es außerdem bei den US-Meisterschaften: In seiner Partie gegen Samuel Sevian war Niemann mit einer außergewöhnlichen Szene konfrontiert. Während des Spiels ergriff Sevian plötzlich Niemanns schwarzen König und brach darüber hinaus auch noch den Kopf der Figur ab. Es folgte ein Wortgefecht.

Sevian stellte die Figur an die falsche Position zurück, Niemann hielt seine Uhr an und holte den Schiedsrichter. Das Spiel konnte weitergeführt werden. Niemann setzte sich durch. (red, APA, 21.10.2022)