Pecik bei der Hauptversammlung der Telekom Austria im Jahr 2014.

Foto: APA/Fohringer

Die 15 ganztägigen Einvernahmen von Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid erschüttern nicht nur die Republik in den Grundfesten, sondern bescheren auch den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Menge neuer Arbeit. Sie müssen die Vorwürfe, die Schmid in den Raum gestellt hat und mit denen er sich zum Großteil auch selbst belastet, nun auf ihren Wahrheitsgehalt und etwaige strafrechtliche Relevanz abklopfen.

Zu den vielen Verfahrenssträngen in der Causa Casinos/Ibiza kommen so etliche dazu – für die meiste Aufregung haben Schmids Vorwürfe gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, ÖVP-Klubchef August Wöginger (alle ÖVP) und die Unternehmer Siegfried Wolf und René Benko gesorgt.

Allerdings hat Schmid davon abgesehen noch etliche andere Fährten gelegt. Eine davon betrifft den Investor Ronny Pecik. Ihm unterstellt Schmid Bestechung – und seine Vorwürfe entbehren nicht eines gewissen schillernden Hintergrunds. Denn der heute 60-Jährige soll den damaligen Generalsekretär im Finanzministerium mit der Überlassung seiner feinen Luxusschlitten und der Einladung auf einen maßgeschneiderten Anzug bestochen haben.

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DER STANDARD

Schillernde Karriere

Kurz zur Einordnung: Ronny Pecik hat eine wahrhaft bunte Karriere gemacht, war mit seinen Eltern als "Gastarbeiterkind" nach Wien gekommen, wurde Starkstromelektriker und ging nach einer EDV-Ausbildung zur Länderbank, handelte später in der Bank Austria mit Optionen, wechselte in die Vermögensverwaltung und übernahm im Jahr 2000 mit Partnern die M&A-Privatbank. Danach startete er seine Karriere als Investor, als der er seine Beteiligungen (darunter an Böhler-Uddeholm, VA Tech, den Schweizer Industriekonzernen Sulzer AG und Oerlikon, Sky Europe, S Immo, Immofinanz) relativ rasch, aber dafür mit Gewinn wieder zu verklopfen pflegt.

Über Pecik kamen so 2012 etwa "die Mexikaner" in die Telekom Austria: Er verkaufte Carlos Slims América Móvil sein rund 20-prozentiges Aktienpaket. Auch im Immobiliensektor ist der Schwager von Vizekanzler Werner Kogler hochaktiv. Ob die Zentrale der Bank Austria und frühere Hauptanstalt der Creditanstalt am Wiener Schottring, der spätere Bank-Austria-Campus beim Wiener Praterstern oder der Wiener Fischhof: Pecik war bzw. ist Eigentümer.

Mit Schmid hatte Pecik vor allem in seiner Funktion als Aufsichtsratsmitglied der teilstaatlichen Telekom Austria zu tun, war Schmid doch im Kabinett des Finanzministers für Beteiligungen zuständig. 2015 lernten sie einander in diesem Kontext kennen – und offenbar schätzen. War der damalige Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) gerade nicht greifbar, fand die Kommunikation zwischen Pecik und Schmid statt, schreibt Schmids Anwalt Roland Kier in einer Anzeige. Der Unternehmer sei das "Sprachrohr" des Telekom-Aufsichtsrats zum Finanzminister gewesen; umso mehr, als er ein "Vertrauensverhältnis zu Mehrheitseigentümer América Móvil" gehabt habe.

Mit dem Porsche nach Italien

Und wie kommen jetzt Luxusautos wie ein Porsche Panamera und ein Anzug ins Spiel? Erstere hat sich Schmid von Pecik für diverse Fahrten vor allem nach Italien ausgeborgt. Und als der Maßschneider im Hause Pecik war, habe er gleich auch dem Generalsekretär einen Anzug verpasst. Die Rechnung dafür sei zwar an Schmid gegangen, bezahlt hat laut Schmid aber Pecik. Der habe dadurch "weiterhin eine bevorzugte Behandlung im Hinblick auf seine Tätigkeit als Aufsichtsrat bei der Telekom und den damit verbundenen Anliegen wie beispielsweise diverse Termine bei Minister Hans Jörg Schelling" erreichen wollen. Untermauert werden die Vorwürfe durch diverse Chats, die Schmid vorgelegt hat, etwa: "Lieber Ronny, danke für alles bist mein Held. Auto steht vor der Garage". Oder, von Pecik an Schmid: "Komm am Mittwoch um 12h!! Schneider ist da!!!"

Peciks Anwalt Norbert Wess sagt dazu, der Investor "hat nie etwas von Schmid gebraucht" und ihm lediglich Bitten erfüllt. Abgesehen davon, dass die Vorwürfe ins Leere gingen, seien sie ohnehin verjährt. Die WKStA gab auf Anfrage bekannt, die Vorwürfe zu prüfen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Fabian Schmid, 21.10.2022)