Jochen Distelmeyer tritt am Sonntag in Wien auf, am Montag in Salzburg.

Foto: Sony Music

Country und Deutschland – da geht man besser in Deckung, das gebiert Klischeeschlager mit Plastikpistole am Gürtel, Marlboro-Cowboys, die Apfelschorle trinken.

Jochen Distelmeyer zeigt, dass es anders geht. Der deutsche Musiker biegt auf seinem aktuellen Album Gefühlte Wahrheiten zwar in den Country ab, begeht aber nicht den Fehler, das Mittagsduell zwischen Uwe "Johnny" Schröder und Detlef "The Kid" Janssen aus Darmstadt zu besingen. Nein. Jochen Distelmeyer ist im Auftrag der Liebe unterwegs.

Ein Song wie The Reason ist eher bei Willie Nelson beheimatet als bei John Wayne. Ihm dient Country als Soulmusik des weißen Mannes, in dem sich tiefe Empfindungen am ehesten kitschfrei darstellen lassen. Zwei Konzerte gibt Jochen Distelmeyer nun in Österreich: am Sonntag im Wiener Fluc, am Montag in Salzburg in der Arge Kultur.

Jochen Distelmeyer - Topic

Distelmeyer gilt als einer der besten deutschen Songwriter. Mit Blumfeld hat er in den 1990ern den Diskursrock etabliert, die Band später in Richtung Thema Numero uno geführt, zur Liebe. Waren es früher US-Bands wie die Wipers, die den Blumfeld-Sound beeinflusst haben, bedient er sich heute eben bei Country oder britischem Soul.

Live kreuzte er mit Band quer durch seinen Gesamtkatalog, der voll ist mit Lebensbegleitern einer Generation: mit Liedern wie Verstärker über So lebe ich bis zur Diktatur der Angepassten. Lieder mit Hirn und Ei, gespielt mit Verve und Charme. Nicht weniger als ein Kirchgang für die Gemeinde. (flu, 21.10.2022)