Die Lage im Sudan entspannt sich nicht.

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Khartum – Bei Zusammenstößen zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen im Süden des Sudan sind nach Angaben von Regionalvertretern mindestens 229 Menschen getötet worden. Außerdem seien seit dem erneuten Aufflammen der Gewalt Mitte der Woche etwa 10.000 Menschen aus ihren Häusern in der Provinz Blauer Nil vertrieben worden, sagte der Generaldirektor des regionalen Gesundheitsministeriums, Fateh al-Rahman Abdullah am Samstagabend. Die Zahl der Opfer liege vermutlich noch höher.

Schusswechsel zwischen Wohnhäusern

Der Leiter des Krankenhauses in Wad al-Mahi, Abbas Mussa, sagte der Nachrichtenagentur AFP, unter den Toten seien "Frauen, Kinder und Ältere". Einwohner berichteten, dass hunderte Menschen vor den heftigen Schusswechseln geflüchtet und Wohnhäuser sowie Geschäfte in Brand gesetzt worden seien.

Die ethnischen Konflikte in der Provinz Blauer Nil waren am Dienstag und Mittwoch erneut eskaliert. Der Gouverneur der Provinz, Ahmed al-Omda Badi, rief daraufhin am Freitag den 30-tägigen Notstand aus und verbot Zusammenkünfte. Bereits zwischen Juli und Anfang Oktober waren in der Provinz Blauer Nil nach Angaben der Uno bei ethnischen Konflikten mindestens 149 Menschen getötet und 65.000 in die Flucht getrieben worden.

Konflikt seit Putsch verstärkt

In der an den Südsudan und Äthiopien grenzenden Provinz bekämpfen sich Mitglieder der Volksgruppe der Haussa und Angehörige rivalisierender Gruppen. Die Haussa erheben den Vorwurf, sie würden bei der Nutzung von Land diskriminiert.

Die ethnischen Konflikte im Sudan haben sich seit dem Putsch von Armeechef Abdel Fattah al-Burhan im Oktober vergangenen Jahres verschärft. Al-Burhan hatte sich an die Macht geputscht und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Bashir 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen leiten sollte. Prodemokratische Kräfte werfen dem Armeechef vor, die internen Konflikte im Land zu politischen Zwecken zu schüren und zu nutzen. (APA, 22.10.2022)