Wie ernst es Ye mit seinem Stadtprojekt ist, soll sich schon in den nächsten Wochen zeigen.

(Dieses Symbolbild wurde mithilfe der KI Midjourney und dem Prompt "Kanye West in front of a small town" erstellt.)

Foto: DER STANDARD/Pichler/Midjourney

Wenn es Kanye West, der sich vergangenes Jahr in "Ye" umbenannt hat, an einem nicht mangelt, dann ist es Schlagzeilentauglichkeit. Erst vor kurzem sorgte der umstrittene Rapper mehrfach für Aufregung. Auf der Paris Fashion Week tauchte er mit einem "White Lives Matter"-T-Shirt auf. Kurz darauf sperrte ihn Instagram nach der Veröffentlichung von antisemitischen Aussagen.

Das wiederum führte zu seinem Twitter-Comeback, das allerdings aus dem gleichen Grunde nur von kurzer Dauer war. Wenige Zeit später kündigte Ye an, das – speziell im Vorfeld des Sturms auf das US-Kapitol – für seine rechtsextremen Umtriebe bekannte Social Network Parler übernehmen zu wollen. Infolge der Ereignisse kappten manche Kooperationspartner ihre Verbindung zu Ye oder distanzierten sich von ihm.

Doch der Parler-Kauf ist nicht Yes einziger Plan. Inmitten der Aufregung fast unbemerkt meldeten Mitarbeiter von ihm eine Reihe neuer Marken an. Darunter auch den Begriff "Yeconomy", hinter dem sich ein recht ambitionierter Plan verbirgt, wie das "Rolling Stone Magazine" berichtet.

Auf den Spuren von Jobs, Bezos und Musk

Zwei Insider erzählten dem Medium, das dahinter ein seit mehreren Jahren in Vorbereitung befindliches Vorhaben steht, eigene Kleinstädte zu errichten. Diese sollen finanziell selbst erhaltend funktionieren und neben Wohnraum mit Ye-Branding auch zahlreiche Geschäfte bieten, die unter der Marke des Rappers laufen und unter anderem Essen und Getränke mit seinem Label anbieten.

Yes Vision sei dabei vergleichbar mit den Zukunftsperspektiven von Steve Jobs, Jeff Bezos oder Elon Musk, wobei der Künstler etwas schaffen wolle, dass ebenso weltverändernd sei. Dabei, so eine der Quellen, gehe es ihm darum, Gutes zu tun und einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben. "Yeconomy" ist der wahrscheinlichste Name für dieses Unterfangen, allerdings gibt es auch noch Markenanmeldungen für "Yeezyverse", "Yzyverse" und "Yxyverse".

Umfangreiche Pläne

In einem Interview im September streute Ye bereits Hinweise auf seine Pläne. Gegenüber CNBC gab er zu Protokoll, dass er sein "eigenes Schloss" bauen wolle, um sich nicht mehr mit Aufsichtsräten von Handelsfirmen herumschlagen zu müssen oder aus geschäftlichen Diskussionen ausgeschlossen zu werden. Zudem habe er vor, eigene Fabriken zu Betreiben und seine Privatschule "Donda Academy" einzusetzen, "um die amerikanische Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen."

Eine Anfrage des "Rolling Stone Magazine" betreffend seiner "Yeconomy"-Pläne blieb allerdings unbeantwortet. Zu den Quellenangaben passen aber auch andere Markenanmeldungen, etwa für alkoholische Getränke, Snacks sowie Labels für den Vertrieb von Obst und Gemüse und verarbeitete Lebensmittel.

Laut den Trademark-Meldungen will Ye auch eine Reihe von Dienstleistungsfirmen ins Leben rufen. Reichen soll das Angebot von Ernährungs- und Einrichtungsberatung bis hin zu einer PR-Agentur und einer Produktionsforma für Film-, TV- und Radioproduktionen nebst einem Online-Entertainment-Portal, das sich wohl hauptsächlich auf ihn und seine Tätigkeiten "in den Feldern Beauty, Fashion, Modelling, Schauspiel, Musik und Kunst" fokussieren wird. Hinzu kommt ein philanthropischer Zweig, der sich um Bildungsprojekte für Kinder, Unterstützung für Militärveteranen, aber auch reproduktive Gesundheitsfürsorge und Klon-Forschung kümmern soll.

Letztes Stadtprojekt verlief im Sand

Von den "Yeconomy"-Gemeinschaften soll es mehrere geben, die Ye verteilt über die USA errichten lassen will. Wie ernst es mit den Plänen ist, soll sich schon bald zeigen. Bereits im November soll der Aufbau der ersten "Yeconomy"-Siedlung starten. Vor zwei Jahren preschte der Musiker schon einmal mit Plänen für eine eigene Stadt namens "Eco Village" vor, die eine Selbstversorgungsprojekt für Mütter und Kinder hätte werden sollen. Das Projekt verlief allerdings im Sand. (red, 23.10.22)