Ein nachdenklicher Tom Brady.

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Tampa – Nach dem Desaster von Carolina wirkte Tom Brady schlagartig um zwei Jahrzehnte gealtert. Die übelste sportliche Krise seiner sagenhaften Karriere, das drohende Ende seiner Traumehe, das Mitleid alter Weggefährten – all das setzt dem größten Quarterback der Football-Geschichte nach seinem Rücktritt vom Rücktritt mächtig zu.

"Niemand fühlt sich gut angesichts dessen, wo wir gerade stehen, wie wir gerade spielen", sagte der 45-jährige Brady nach der 3:21-Abfuhr seiner Tampa Bay Bucaneers bei den Carolina Panthers. Einem Team, dass zwei Tage zuvor in Running Back Christian McCaffrey seinen größten Star nach San Francisco verscherbelt und sich großteilig von seinen Saisonambitionen verabschiedet hatte.

Erstmals seit 20 Jahren hat Brady mit einem Team nach sieben Spielen eine negative Bilanz (3:4), erstmals überhaupt von fünf Spielen in Folge vier verloren. Und erst zum zweiten Mal nach 2002 droht das werfende Spielmacher-Denkmal als unverletzter Stamm-Quarterback die Play-offs zu verpassen.

"Wir müssen da zusammen raus"

"Wir stecken da zusammen drin, wir müssen da zusammen raus", sagte Brady. Doch da liegt sein Riesenproblem, leisten sich die Mitspieler doch Aussetzer – am Sonntag verfehlte Receiver Mike Evans, eigentlich einer der besten seines Faches, völlig frei ein mustergültiges Brady-Zuspiel. Und seine O-Line, die ihn vor den heranwalzenden Verteidigerbrocken schützen soll, ist so stabil wie Esspapier.

Brady lässt seinem Frust darüber zunehmend freien Lauf. Wie ESPN berichtete, wurde der der "Greatest of All Time" zornig, brüllte seine Mitspieler in der Kabine nieder, bewarf Evans mit einem Tablet. Schon bei der Vorwochen-Niederlage gegen die ansonsten regelmäßig überforderten Pittsburgh Steelers hatte Brady seine Kollegen heruntergeputzt.

"Das ist ein anderer Tom als früher. Er wirkt nicht so, als wäre er noch gerne da draußen", sagte Ben Roethlisberger, als Quarterback zweimal Super-Bowl-Champion mit Pittsburgh. "Big Ben" hatte nach der vergangenen Saison mit 39 gerade noch den Absprung in den Ruhestand geschafft, bevor es hässlich wurde. (sid, 24.10.2022)