Als sich Janko schwer verletzte, rief ihn Firmenboss Mateschitz an und machte Mut.

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Mateschitz, sagt Janko, habe die Bundesliga "interessanter, besser gemacht".

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14. September 2022, Stamford Bridge: Salzburg (Okafor) bringt Chelsea (Azpilicueta) in Bedrängnis, erreicht ein 1:1.

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Dem Vernehmen nach gibt es keine Gedenkminute. Die Spieler tragen keinen Trauerflor, wenn Red Bull Salzburg am Dienstag (18.45 Uhr, live auf Sky) in der Champions League gegen den FC Chelsea antritt. Gut möglich, dass Dietrich Mateschitz das selbst verfügt und sich auserbeten hat, nach seinem Tod öffentlich dort zu bleiben, wo er zu Lebzeiten stets war. Im Hintergrund.

Im Vordergrund soll der Fußball stehen. Österreichs Meister hat am vorletzten Spieltag in Gruppe E immer noch gute Chancen auf den Aufstieg ins Achtelfinale. Nach vier Partien rangieren die unbesiegten Salzburger, die zum Abschluss am 2. November beim AC Milan gastieren, mit sechs Punkten hinter Chelsea (7), aber vor Milan und Dinamo Zagreb (je 4) sensationell auf Rang zwei. Trainer Matthias Jaissle sorgt sich, weil etliche Spieler angeschlagen sind. "Es wird brutal", sagt er. "Aber mit den Fans im Rücken haben wir immer eine geile Energie."

Marc Janko wird das Spiel am Dienstag als Experte im Sky-TV-Studio in München verfolgen. "Ein Unentschieden wäre ein großer Erfolg für Salzburg", sagt er. Schließlich habe Chelsea, seit Graham Potter das Traineramt von Thomas Tuchel übernahm, kein Spiel verloren und sich eindeutig gefangen.

Jankos Gedanken kreisen dieser Tage oft um den Salzburger Fußball und um Dietrich Mateschitz. "Ich hab’ ihm sehr viel zu verdanken", sagt er dem STANDARD. Als Mateschitz 2005 die Salzburger Austria übernommen hatte, war Janko ein Red-Bull-Kicker der ersten Stunde, der 22-Jährige kam von der Admira als Jungspund in eine Truppe, die damals Namen wie Zickler, Lokvenc, Linke und Knavs schmückten. Unter Trainer Kurt Jara wurde Salzburg 2006 Vizemeister hinter der Wiener Austria.

Janko hatte ein passables Frühjahr hingelegt, doch in der Winterpause der Folgesaison zog er sich in einem Test eine schwere Knöchelverletzung zu, die ihn lange außer Gefecht setzen sollte. Einmal läutete sein Handy, unbekannte Nummer, Janko hob dennoch ab. "Er hat gesagt, er ist der Mateschitz, ich hab’ gedacht, es macht sich einer einen Scherz. Ich war ja alles andere als ein Star. Wieso sollte sich der milliardenschwere Firmenboss bei einem so kleinen Fisch melden?"

Kein Scherz

Doch es war alles andere als ein Scherz, der Milliardär versprach dem Fisch seine Hilfe und machte ihm Mut. "Das hat mir", sagt Janko, "enorm imponiert. Das war alles andere als selbstverständlich." In weiterer Folge gab es wechselseitige Besuche, Jankos erster Eindruck verstärkte sich noch. "Was Didi für mich getan hat, hat er ja auch für viele andere getan. Allein die Tatsache, dass er den Standort in Österreich beließ, spricht für sich. Man muss sich einmal überlegen, wie viele Milliarden Euro an Steuereinnahmen das dem Land gebracht hat. Dazu noch das Geld, das er in die Kultur und vor allem auch zur Rückenmarksforschung in seine Wings-for-Life-Stiftung gesteckt hat. Sollte Querschnittlähmung einmal heilbar sein, wäre auch das ein Riesenverdienst."

Die Beliebtheit des FC Red Bull Salzburg ist, landesweit gesehen, immer noch überschaubar. Kein Vergleich freilich zur Ablehnung, die dem Verein in den ersten Jahren entgegenschlug, vor allem in Wien. Janko spricht von Hetze, die ihm unverständlich sei. "Man kann gar nicht hoch genug einschätzen, was das Red-Bull-Engagement nicht nur für Salzburg, sondern auch für den österreichischen Fußball bedeutet. Die Liga ist besser, interessanter geworden. Und wir sind in den Genuss gekommen, spätere Weltstars hautnah miterleben zu können, siehe Haaland, siehe Mane."

Die Ablehnung, glaubt Janko, sei nicht der Grund dafür gewesen, dass sich Mateschitz in der Öffentlichkeit stets bedeckt gehalten hat. "Das war einfach sein Naturell." Der Gedenkminutenverzicht passt dazu. (Fritz Neumann, 24.10.2022)

Gruppe E – 5. Runde:
Red Bull Salzburg – Chelsea
(Salzburg, Stadion Salzburg, 18.45 Uhr/live Sky, DAZN, SR Schärer/SUI)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Wöber – Gourna-Douath – Seiwald, Sucic, Kjaergaard – Okafor, Sesko

Es fehlen: Fernando, Koita (beide Oberschenkel), Capaldo (Knie), Tijani (Schien- und Wadenbein)

Fraglich: Ulmer (Adduktoren), Kameri (Schulter), Sucic, Solet (beide Oberschenkel), Bernardo (Magen-Darm-Infektion)

Chelsea: Arrizabalaga – Silva, Koulibaly, Chalobah – Azpilicueta, Kovacic, Jorginho, Chilwell – Mount, Sterling – Aubameyang

Zweites Gruppenspiel (21.00): Dinamo Zagreb – AC Milan