Es sind meistens Verrückte, die weltberühmte Gemälde attackieren. Die Mona Lisa im Louvre wurde schon mit Säure und Steinen beworfen. Rembrandts Danae wurde 1995 in Sankt Petersburg mit Messer und Schwefelsäure schwer beschädigt. Das Gemälde von Ilja Repin, Iwan der Schreckliche und sein Sohn – den er in den Armen hält, nachdem er ihn erschlagen hat –, in der Moskauer Tretjakow-Galerie wurde 1913 und 2018 angegriffen. Alle Täter hatten psychische Probleme.

In Potsdam wurde erneut ein Gemälde von Klimaaktivisten attackiert.
Foto: APA/AFP/LAST GENERATION/HANDOUT

Das ist bei den jungen Frauen nicht der Fall, die jetzt van Goghs Sonnenblumen in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe begossen und im Barberinimuseum in Potsdam Claude Monets Heuschober mit Kartoffelpüree beworfen haben. Außerdem wussten sie, dass die Gemälde hinter Glas waren. Aus den Aktionen dieser "Klimaaktivistinnen" spricht aber eine gewisse Missachtung großer Kunstwerke. Die Rechtfertigung durch die Organisation "Letzte Generation" (das sind die mit dem Kontaktkleber) ist überhaupt jenseitig: "Wir dürfen uns nicht verlieren in der Idylle auf der Leinwand, sondern müssen der Realität ins Auge blicken! Zur Bewunderung der Kunst wird keine Zeit mehr sein, wenn wir uns um Nahrung und Wasser bekriegen!", schreibt Aimeé van Baalen, Sprecherin der "Letzten Generation". Und: "Was ist mehr wert, Kunst oder Leben?"

Gegenfrage: Was ist der Unterschied zwischen echtem Engagement und blindem Fanatismus? (Hans Rauscher, 24.10.2022)