Der Bildungsminister will die "Erzählung von Schule modernisieren" und gleichzeitig den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers attraktiver machen.

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Der Lehrkräftemangel sei "die größte Herausforderung für die Zukunft Österreichs", sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Ministerium. Dieser begegne man mit der "größten Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik", verriet der Minister sogleich. Bisher habe es nur punktuelle Änderungen gegeben, so weitgehende Maßnahmen – vom Recruiting über eine Imagekampagne bis hin zu Änderungen im Dienstrecht und der Ausbildung – aber noch nie.

Genau genommen bündeln sich die Bemühungen in drei Strängen: Erstens wolle man die "Erzählung von Schule modernisieren", wie Polaschek ausführte, zweitens sich intensiv dem Personalmanagement widmen, inklusive des Recruitings neuer Zielgruppen, und drittens die Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen weiterentwickeln.

Ein neues Bild von Schule

Polaschek schwebt ein neues Lehrerbild vor, das "den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden" soll. Man sei gerade dabei, dieses Bild zu entwerfen. Eine Lehrerin oder ein Lehrer sei mehr als ein Mensch, der in einer Schule unterrichte, es gehöre heute auch viel sozialer Austausch zum Lehrersein und ein "vielfältiges Aufgabenportfolio", das über das Unterrichten in der Klasse weit hinausreiche. Außerdem bestehe Bedarf, Themen wie politische oder ökologische Bildung in die Schulen zu holen.

Verstärktes Recruiting

Um die Vorstellungen umzusetzen, braucht es mehr Personal: Anfang des Schuljahrs hatte es geheißen, dass österreichweit 8.600 Lehrerinnen und Lehrer fehlen. Um mehr Lehrkräfte an die Schulen zu ziehen, wird verstärkt um sie geworben. Anschub soll eine Kampagne geben, die 600.000 Euro kosten wird und zum Teil in klassischen Medien sowie zur Hälfte in den sozialen Medien stattfinden wird. Rund 120.000 Lehrkräfte gibt es in Österreich, in den kommenden Jahren gehen jährlich circa 4.000 von ihnen in Pension.

Über klassejob.at sollen am Lehrjob Interessierte erfahren, wo es offene Stellen gibt und wie sie sich dafür bewerben können. Quereinsteigende sollen dabei noch stärker angesprochen werden, damit will man insbesondere dem Fachlehrermangel entgegenwirken. Auch die Abläufe der Bewerbungsverfahren in den Bildungsdirektionen sollen verbessert werden. Immer wieder gab es zu Schulbeginn Meldungen über Neo-Lehrende, die bereit waren zu unterrichten, aber trotz Lehrermangels zunächst in Warteposition standen. Außerdem soll ein Bedarfsrechner Lehramtsstudien-Interessierten zeigen, welche Fächer besonders gefragt sind.

Viele Teilzeitbeschäftigte

Außerdem soll der Lehrberuf besser in den Schulen selbst beworben werden, und Projekttage an besonders innovativen Schulen sollen den Kindern und Jugendlichen zeigen, wie Schule abseits des Bekannten auch sein kann. Lehrende, die Teilzeit arbeiten – mit rund einem Drittel ein relativ hoher Anteil –, sollen ermutigt werden, mehr Stunden zu übernehmen. Die Neos hatten hierzu eine Reihe an Maßnahmen gefordert, um der hohen Teilzeitquote gegenzusteuern.

In drei Jahren zum Bachelor

Als Drittes wird die Lehrerausbildung überarbeitet. So soll der Bachelor künftig nur mehr drei Jahre dauern – ab dem Studienjahr 2024/25 könnte der entsprechende Lehrplan schon für die Volksschullehrerausbildung in Kraft treten, zuvor muss eine entsprechende Novelle noch im Nationalrat beschlossen werden. Der Bachelor soll es in Zukunft ermöglichen, so führte Polaschek aus, bereits als Vollzeit-Lehrperson zu arbeiten und Klassen zu übernehmen und den Master berufsbegleitend zu absolvieren. Dieser soll aber verpflichtend bleiben. (Gudrun Springer, 25.10.2022)