Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) zeigen sich erfreut über die hohe Beteiligung bei der größten Wiener Frauenbefragung.

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Wien – Am Dienstag präsentierten Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) die Ergebnisse der bis jetzt größten Wiener Frauenbefragung "Wien, wie sie will": Es wurden rund 15.500 Wienerinnen zu Themen wie Wohnen, Gesundheit oder Ausbildung befragt. Allgemein sind die Teilnehmerinnen "sehr zufrieden". Wünschen würden sich die Befragten mehr Zeit für Sozialkontakte und Freizeitaktivitäten. Die Ergebnisse der Umfrage sollen nun Grundlage für konkrete Maßnahmen der Stadt sein.

Die Befragung wurde im Auftrag der Stadt Wien von den Forschungsinstituten Ifes und OGM durchgeführt. Im ersten Teil sollten durch eine quantitative Befragung die Auswirkungen der Corona-Pandemie ergründet werden, im zweiten Teil konnten Wiener Frauen und Mädchen ihre Anliegen und Vorstellungen für die Zukunft einbringen. Am Dienstag wurden die Ergebnisse dieser Interviews und der Umfrage präsentiert.

"Zeit ist ein knappes Gut"

Auch wenn die Zufriedenheit grundsätzlich sehr hoch sei, zeige sich aber, dass Zeit ein "knappes Gut" ist, sagt Ifes-Geschäftsführerin Eva Zeglovits. Knapp weniger als die Hälfte der Wienerinnen (46 %) wären zufrieden mit der Zeit, die ihnen für Freizeitaktivitäten zur Verfügung stehe. Grund für Unzufriedenheit sei vor allem die ungerechte Verteilung von Hausarbeit und Kinderbetreuung. Nur 35 Prozent der Befragten gaben an, dass diese "von beiden ungefähr zu gleichen Teilen" übernommen wird.

Auch Vollzeitarbeit schütze nicht davor, dass die Care-Arbeit an Frauen hängenbleibe, sagt Frauenstadträtin Gaál bei der Pressekonferenz. "Freizeit geht nur, wenn man als Frau genug verdient, um sich diese nehmen zu können", sagte eine Teilnehmerin der Befragung.

68 Prozent der Wienerinnen fühlen sich "sicher"

Wichtige Themen für die Befragten waren die Unterstützung von Mädchen bei der Ausbildungswahl, der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Maßnahmen gegen Altersarmut. Für das Schließen der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen sei Transparenz bei Löhnen und Gehältern notwendig, sagt Ludwig.

Hinsichtlich Schutzräumen und Sicherheit sind 68 Prozent der Befragten "zufrieden". Während der Pandemie habe aber die Wahrnehmung von Gewalt im eigenen Zuhause bei einigen Teilnehmerinnen zugenommen.

Neues Mädchenzentrum und zusätzliches Frauenhaus

Auf Basis der Ergebnisse sollen erste Maßnahmen in Wien umgesetzt werden. Am Hebbelplatz in Favoriten sei eine neue "Mädchenzone" geplant, ein geschützter Ort, an dem sich junge Wienerinnen in ihrer Freizeit treffen und ohne Konsumzwang verweilen können, sagt Stadträtin Gaál. Außerdem soll bis Ende des Jahres ein fünftes Frauenhaus in der Stadt eröffnet werden, mit zusätzlichen 50 Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen.

Durch das Projekt "Mädchen feiern Technik" will die Stadt Wien mehr Mädchen schon früh für Technik begeistern und ihnen monatlich die Möglichkeit geben, technische Berufe kennenzulernen. Zusätzlich soll das Budget für Waff-Stipendien (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds), die berufstätigen Frauen ein technisches Studium finanzieren, erhöht werden. (Alara Yilmaz, 25.10.2022)