Die Gänge des Hotels haben noch immer Gefängnischarakter.

Foto: Thomas Ruzicka

In solch schmalen Kammern musste man jahrelang eine Strafe absitzen.

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Das Gefängnis wurde so gebaut, dass man mit nur einem Wächter eine ganze Etage überblicken konnte.

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Außerhalb der Gefängnismauern hat Luzern durchaus Charme.

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Wenn man in dem schmalen Bett liegt und den halben Meter zur Nachbarpritsche rüberschaut, wird klar: So ein Gefängnisaufenthalt war kein Honiglecken. Hoch über uns ein kleines Fenster, vergittert. Am Fußende, notdürftig mit Milchglas verdeckt, Dusche, Klomuschel und Handwaschbecken. Rückzugsmöglichkeit: null.

Das Barabas ist das erste Gefängnishotel der Schweiz. Dass die ehemalige Anstalt für schwere Jungs (und fünf weibliche Insassen) mittlerweile gerne von Reisenden aufgesucht wird, hat mit der guten Lage inmitten der Luzerner Altstadt zu tun. Auch preislich ist es für das teure Land halbwegs annehmbar.

Besonders zart besaitet sollte man für einen solchen Aufenthalt aber nicht sein. Auf Schritt und Tritt stößt man auf Makabres. Die schweren, originalen Gefängnistüren wirken trotz Zugang via Chipkarte unüberwindlich. Der Bretterboden knarzt mit jedem Schritt. Bei der Schließung der Institution im Jahr 1998 wurde am Dachboden eine verstaubte Guillotine entdeckt, die bis 1940 in Betrieb war. Zwar nicht im Gefängnis selbst, wie beteuert wird, aber wohl nicht allzu weit weg in der Zentralschweiz.

Innovativ waren die Schweizer beim Grundriss des Gebäudes, das 1862 eröffnet wurde. Der Knast hat die Form des Buchstabens "T", weshalb nur ein einziger Aufseher notwendig war, um drei Trakte auf einem Stockwerk zu bewachen.

Für die jungen Luzerner ist relevanter, dass im Erdgeschoß des ehemaligen Gefängnisses eine japanische Dorfschenke untergebracht ist. Dort bekommt man nun kleine japanische Gerichte und kann unter einer großen Auswahl an Sake wählen. Reservierung wird empfohlen, das Izakaya Nozomi ist schnell voll.

Will man die Guillotine aus dem Dachboden besichtigen, muss man gar nicht weit gehen. Auf der berühmten überdachten Holzbrücke spaziert man über die Reuss bis zum Historischen Museum von Luzern. Aber Achtung: Die Tourismusleute von Luzern drucken ihre Karten in den Informationsbroschüren offensichtlich verkehrt herum. Oben ist dann Süden, unten dafür Norden und dort wo Westen sein sollte, findet man den Osten und umgekehrt. Verwirrung inklusive. (Johanna Ruzicka, 31.10.2022)