Vor einem Jahr ist Nothing Tech, das durchaus eigenwillig benannte Start-up des One-Plus-Gründers Carl Pei, gestartet. Seitdem hat man drahtlose In-Ear-Hörer in Gestalt der Ear (1) und ein Smartphone der oberen Mittelklasse, das Phone (1), auf den Markt gebracht. Nun ist wieder ein Soundaccessoire an der Reihe. Mit dem Ear(stick) – der Einfachheit halber ab hier nun "Earstick" genannt – will man in Apples Gewässern mitfischen.

Was die Ohrhörer auszeichnen soll, ist zudem das "Half-in-ear"-Konzept ohne Silikonpolster, wie es die klassischen Airpods mitbringen. Auffälligkeit sichern soll natürlich auch das herausstechende, teiltransparente Design. Und zu guter Letzt wirbt man natürlich mit Klang und Features. Marktstart ist am 4. November zu einer Preisempfehlung von 119 Euro. DER STANDARD hat bereits eine Rezension eingeplant.

Foto: Nothing Tech

Dynamische Lautstärkeregelung und große Treiber

Eine Ankündigung zu dem Gadget kommt doch einigermaßen überraschend: Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) bringen die Earsticks nämlich nicht mit. Stattdessen soll eine gute akustische Abschirmung in Kombination mit "Basslock" möglichst ungestörte Beschallung erlauben. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Algorithmus, der den Umgebungslärm über die drei integrierten Mikrofone auswertet und darauf basierend die Wiedergabelautstärke um bis zu drie Dezibel erhöhen oder verringern kann. Besagte Mikrofone dienen auch der Geräuschminimierung bei der Sprachübertragung, für die Nothing mit dem Schlagwort "Clear Voice" wirbt.

Die Earsticks unterstützen Bluetooth 5.2, bei Bedarf auch über den Low-Latency-Modus, falls die Ohrhörer etwa zum Spielen eingesetzt werden. Dank Fast Pair bzw. Quick Switch soll blitzschnelles Verbinden mit Android- und Windows-Geräten möglich sein.

Man verspricht ein gutes Klangbild, das von 12,6-Millimeter-Treibern für ordentliche Tiefen abgerundet wird. Laut Nothing ist das der bisher größte, in drahtlosen Ohrhörern verbaute Treiber. Die Bluetooth-Antenne wurde ans Ende des titelgebenden "Stäbchens" verfrachtet, der maximierte Abstand zum Gesicht soll Verbindungsproblemen vorbeugen.

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Anpassbare Drucksteuerung

Die Bedienung ohne Handy geschieht über druckempfindliche Flächen anstelle von Touchsensoren. Somit soll die Wiedergabesteuerung auch zuverlässig funktionieren, wenn man etwa im Regen unterwegs ist und nasse Hände hat. Apropos Regen: Dank IP54-Zertifizierung gelten die Earsticks als allwettertauglich. Die Hörer wiegen jeweils 4,4 Gramm und zählen damit zu den eher leichteren Vertretern ihrer Gattung.

Wer die Bediengesten ändern will, kann diese mittels der Nothing-X-App (Android und iOS, sie ersetzt die Ear(1)-App) für den linken und rechten Hörer jeweils individuell anpassen. Dazu lassen sich hier Equalizer-Einstellungen setzen, der Low-Latency-Modus ein- und ausschalten oder die Hörer via Auswertung des Bluetooth-Signals suchen. Auch die Firmware kann damit aktualisiert und die Trageerkennung an- und abgedreht werden, dank der sich die Wiedergabe automatisch pausieren lässt, wenn man einen der Hörer aus dem Ohr nimmt. Wer das Nothing Phone sein Eigen nennt, hat die Möglichkeiten der App seit System-Update 1.1.4 bereits als Teil seines Android-Systems integriert.

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Zehn Minuten laden für neun Stunden Musik

Zu guter Letzt soll auch die Akkulaufzeit überzeugen. Sieben Stunden ununterbrochener Musikgenuss sollen möglich sein, ehe die Hörer wieder in die Ladehalterung müssen. Ist diese voll geladen, können insgesamt 29 Stunden Wiedergabe erzielt werden. Das Case selbst wird über einen USB-C-Port versorgt und unterstützt Schnellladung. Zehn Minuten an der Buchse sollen ausreichen, um ausreichend Strom für neun Stunden Wiedergabe zu tanken.

In Summe klingen die Earsticks nach einem vielversprechenden Paket, das Hoffnungen auf guten Klang und ordentliche Akkulaufzeit macht. Für ein großes Fragezeichen sorgt allerdings der Verzicht auf ANC, das mittlerweile auch bei erheblich günstigeren Drahtloshörern integriert ist. Ob sich das durch gute Schallisolierung und automatische Lautstärkeregelung kompensieren lässt, wird erst die Praxis zeigen. (gpi, 26.10.22)