Mit der A7R V scheint ein massives Upgrade zum Vorgängermodell zu erscheinen.

Foto: Sony

Der Kampf um die Vorherrschaft am Fotografiemarkt geht in die nächste Runde: Mit der A7R V hat Sony am Mittwoch eine neue Vollformatkamera aus der beliebten Alpha-Serie präsentiert. Diese lockt nicht nur mit einem rückseitig beleuchteten 61-Megapixel-Vollformatsensor und Videoaufnahmen mit einer Auflösung von bis zu 8K bei 24 Bildern pro Sekunde. Der Autofokus soll dank eines eigenen KI-Prozessors deutlich zuverlässiger werden und menschliche Augen auch dann nicht aus dem Blick verlieren, wenn diese zum Beispiel von einem Mund-Nasen-Schutz oder einem Hut verdeckt werden.

Genau dabei scheint es sich auch um das zentrale Verkaufsargument der Sony A7R V zu handeln. Der bessere Autofokus ist laut dem japanischen Hersteller möglich, weil neben dem üblichen Bildprozessor ein weiterer Chip verbaut wurde – der die Verarbeitung großer Datenmengen und KI-Berechnungen ermöglicht.

Einige Features unterstützen Porträtaufnahmen.
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Künstliche Intelligenz

Darauf basierend hat Sony unter anderem ein Feature namens "Human Pose Estimation" eingeführt. Die Kamera soll dank Deep Learning also in der Lage sein, menschliche Posen zu erkennen und zu wissen, welcher Körperteil sich wo befindet. Nützlich dürfte das unter anderem für eine noch zuverlässigere Gesichtserkennung sein. Laut Sony kann die A7R V das Gesicht auch dann erkennen, wenn es von einer Maske oder einem Hut verdeckt wird oder im Schatten liegt. Selbst wenn man der Kamera den Rücken zudreht, soll der Autofokus seine Arbeit zuverlässig tun.

Interessant sind all diese Neuerungen nicht nur für Fotografinnen und Fotografen, die Porträts schießen. Die Erkennung soll künftig nicht nur das menschliche Gesicht und die Augen von Menschen, Tieren und Vögeln erkennen – auch der Kopf und der Körper der zwei Letzteren sollen nachverfolgbar sei, ebenso wie Insekten, Autos, Züge und Flugzeuge.

Unterstützt wird das von einer größeren Anzahl Phase-Detection-Autofokuspunkten, die nun einen größeren Teil des Sensors abdecken. Konkret sind es 693 Autofokuspunkte mit einer Abdeckung von 86 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Sony A7R IV waren es noch 567 Punkte und eine 74-prozentige Abdeckung.

Rund 4.500 Euro wird die Kamera kosten.
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Das Herzstück

Beim Sensor handelt es sich um denselben rückseitig beleuchteten Exmor-R-Vollformatsensor, der schon im Vorgängermodell zu finden ist. Dank des aktuellen Bionz-XR-Bildprozessors soll er allerdings eine deutlich bessere Leistung abliefern, unter anderem bei schlechtem Licht. Außerdem will Sony den Algorithmus für die automatische Belichtung, die Farbwiedergabe und den automatischen Weißabgleich verbessert haben – unter anderem dank der neuen Möglichkeit des KI-Processing.

Serienaufnahmen samt Autofokus und automatischer Belichtung sind mit bis zu zehn Bildern pro Sekunde möglich. Nimmt man gleichzeitig JPEGs und unkomprimierte RAWs auf, können etwa 88 Fotos am Stück geschossen werden. In derselben Konstellation und komprimierten RAWs sind es etwa 184. Die tatsächlichen Möglichkeiten werden auch von den verwendeten Speicherkarten abhängen. Die A7R V hat zwei Speicherslots, die mit CF-Express-Type-A-Karten kompatibel sind. Außerdem unterstützt sie sowohl UHS-I- und UHS-II-Speicherkarten.

Bis zu zehn Bilder pro Sekunden sollen möglich sein.
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Verbesserte Bildstabilisation

Videoaufnahmen können mit einer Auflösung von bis zu 8K bei 24 Bildern pro Sekunde (10 Bit 4:2:2) angefertigt werden. Die Zeitbegrenzung soll hier laut Sony bei 30 Minuten liegen, obwohl sich die tatsächliche Leistung erst im realen Einsatz zeigen wird. Wer das Maximum aus der Kamera herauskitzeln möchte, muss außerdem einen Cropfaktor von 1,2 in Kauf nehmen. Es wird also nicht der ganze Sensor genutzt. Dasselbe gilt für 4K-Aufnahmen bei 60 FPS. Der Cropfaktor fällt erst bei 4K mit 30 Bildern pro Sekunde.

Wirklich beeindruckend ist jedoch die gesteigerte Leistung des Bildstabilisators. Statt der bisherigen 5,5 Belichtungsstufen soll er bei der Aufnahme von Fotos ganze acht Belichtungsstufen kompensieren können. Außerdem wird es einen verbesserten "Active Mode" für Videoaufnahmen geben, der auch größere Verwackelungen korrigieren können soll.

Natürlich wurde auch die restliche Hardware auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Der digitale Sucher hat nun eine 0,90-fache Vergrößerung bei 9,44 Millionen Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von wahlweise 60 FPS oder 120 FPS. Das rückseitige Display kann außerdem nicht nur nach oben, sondern auch seitlich ausgeklappt und gedreht werden. Das dürfte Aufnahmen auch aus ungewöhnlicheren Blickwinkeln ermöglichen und vor allem Vloggern zugutekommen. Wie schon bei der A7S III wird der Verschluss nun automatisch geschlossen, wenn man ein Objektiv abnimmt. Dadurch soll der Sensor geschützt werden. Dieser soll mehr als 500.000 Auslösungen überleben.

Ausblick

Wenn die Sony A7R V halten kann, was sie verspricht, dürfte es sich um ein massives Upgrade zum Vorgängermodell handeln. Vor allem die beworbenen Verbesserungen des Autofokus könnten das Interesse zahlreicher Fotografinnen und Fotografen wecken, die sowohl eine hohe Auflösung als auch Performance brauchen. Wie zuverlässig diese Features in der Praxis sind, wird sich erst noch zeigen. Interessenten müssen für die A7R V 4.500 Euro lockermachen. Die Vorbestellung ist ab dem 26. Oktober möglich, der Verkauf beginnt Mitte November. (mick, 26.10.2022)