Die Storyline "Shadows of Rose" ist das unbestrittene Highlight des neuen Pakets.

Foto: Capcom

Im Mai 2021 haben wir an dieser Stelle das damals neu erschienene "Resident Evil: Village" getestet und für seine gruselige Atmosphäre gelobt, die während des Durchspielens immer wieder für Gänsehaut und Schockmomente sorgte. Nun legt Publisher Capcom mit der "Gold Edition" beziehungsweise der "Winters' Expansion" noch eins drauf, das Luxuspaket bietet diverse kleinere Erweiterungen und eine neue Storyline, in welcher die Geschichte des Hauptspiels weitergesponnen wird.

"Shadows of Rose" erzählt eine neue Geschichte

Die neue Kampagne "Shadows of Rose" spielt 16 Jahre nach den Ereignissen in dem verfluchten osteuropäischen Dorf. Ethans Tochter Rose ist nun eine Jugendliche, die in der Schule gehänselt wird, weil sie anders ist – konkret wegen ominöser Kräfte, die ihren Körper an verschiedenen Stellen weiß glühen lassen. Diese Kräfte möchte sie loswerden, um ein normales Leben führen zu können, und sie begibt sich zu diesem Zweck in das Bewusstsein des mysteriösen Megamyceten.

Einblicke in die Rose-Story.
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Dort, in diesem Bewusstsein, findet sie sich – wie es sich für ein Horrorspiel gehört – in einer furchteinflößenden, düsteren Welt voller Monster wieder, die ihr an den Kragen wollen. Rose will alles daransetzen, ihre Fähigkeiten loszuwerden – muss diese ironischerweise aber auch einsetzen, um zu überleben.

Rückkehr in den Albtraum

Was dabei rasch auffällt: Bei den Developern hat man sich nicht sonderlich bemüht, neue Gebäude und Landschaften zu erschaffen. Rose findet sich nämlich in ebenjenem albtraumhaften Schloss gefangen, in dem schon ihr Vater vor einer überdimensionalen Vampirlady durch die Gänge flüchtete. Das könnte man nun als einfallslose Copy-Paste-Tätigkeit bemängeln, muss man in diesem Fall aber nicht: Denn das Schloss ist auch ein Jahr nach dem ersten Durchspielen noch immer furchteinflößend.

Und das liegt nicht nur an der visuellen Gestaltung, sondern auch am Sound: Knacken und Knirschen suggeriert, dass jederzeit der nächste Widersacher um die Ecke biegen kann, und die Musik tut das Übrige, zu einer permanenten Angespanntheit des Spielers beizutragen.

Neue Charaktere, neue Kräfte

Hinzu kommt, dass die alten Orte mit neuem Leben bevölkert werden. Um diesen Text möglichst spoilerfrei zu halten, sei es nur an der Oberfläche erwähnt: Ein maskierter Bösewicht lässt uns von gesichtslosen Zombies jagen, die uns das Antlitz vom Kopf saugen wollen, ein mysteriöser Geist hilft uns bei der Flucht vor diesen Ekelbestien. Und es gibt dunkelroten Schleim. Überall.

Rose muss ihre Kräfte einsetzen, um den Albtraum zu überleben.
Foto: Capcom

Rose schießt dabei deutlich weniger als ihr Vater. Vielmehr geht es diesmal darum, zu schleichen und öfter mal wegzulaufen, wenn man entdeckt wird. Ab einem bestimmten Punkt lernt sie zudem, ihre übersinnlichen Fähigkeiten gegen das Böse einzusetzen. Das bringt insgesamt ein frisches Spielgefühl in das Game, ohne dass auf die gewohnten Schock- und Gänsehautmomente verzichtet wird.

"Winters' Expansion": Third-Person-View und Söldner

"Shadows of Rose" wird gänzlich im Third-Person-View gespielt, man sieht die Spielfigur also meist von hinten, bzw. kann mit der Kamera um sie herumfahren. Ebendieser Third-Person-View wurde in der "Winters' Expansion" nun auch dem Hauptspiel hinzugefügt und kann dort wahlweise genutzt werden – im Originalspiel bewegte man sich in der Ich-Perspektive durch das Dorf.

Ob man diese Option nutzen möchte, ist letztlich Geschmacksache. Ich persönlich bevorzuge die Ich-Perspektive, da ich das Hauptspiel ursprünglich auch in diesem Modus gespielt habe und ihn für immersiver halte. Gerade für Fans der alten "Resident Evil"-Games, die diese im Third-Person-Modus gespielt haben, dürfte zumindest die Option aber reizvoll sein.

Der Söldnermodus ersetzt Grusel durch Action.
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Und schließlich bietet die "Winters' Expansion" noch drei neue spielbare Charaktere – Chris Redfield, Heisenberg und Lady Dimitrescu – und zwei neue Karten für den Söldnermodus "The Mercenaries". In diesem geht es weniger um Grusel, sondern vielmehr um Action: In der Rolle eines der Charaktere müssen in einer vordefinierten Zeit möglichst viele Monster zur Strecke gebracht werden. Ohne Frage, das lässt den Puls nach oben schnellen und macht Spaß – das Highlight der Expansion ist aber definitiv die gruselige Story rund um Rose.

Was noch in der "Gold Edition" steckt

Alle bisher genannten Erweiterungen finden sich in der "Winters' Expansion", die voraussetzt, dass man das Hauptspiel bereits besitzt. In der "Gold Edition" wiederum ist zusätzlich zu den genannten Inhalten auch das Hauptspiel erhalten.

Zusätzlich gibt es in der "Gold Edition" den "Trauma Pack DLC", welcher das Hauptspiel um Anspielungen auf den vorherigen Teil erweitert, sowie das Online-only-Game "Resident Evil Re:Verse", in dem verschiedene Charaktere des Franchise gegeneinander kämpfen. Dieser Service startet am 28. Oktober, ein entsprechender Test des STANDARD wird nachgereicht.

Fazit: Die Qual der Wahl

Nach wie vor gilt, dass Menschen mit schwachen Nerven von "Resident Evil: Village" die Finger davon lassen sollten – das gilt für das Hauptspiel ebenso wie für die Erweiterung. Wer hingegen ein Faible für Fantasy-Horror hat, der kommt an diesem Spiel nur schwer vorbei. Das liegt vor allem an der Rose-Erweiterung, die erneut eine gehörige Portion Gänsehaut verspricht, hinzu kommen die erwähnten kurzweiligen Action-Elemente. Zwar wird wohl kaum jemand das Spiel wegen des Third-Person-Modus ein zweites Mal durchspielen, für Newcomer ist es aber zumindest eine interessante Option.

Was man sich dabei konkret zulegt, das ist freilich von der eigenen Ausgangssituation abhängig. Im Playstation-Store gibt es für Besitzer des Hauptspiels (aktuell für 29,99 Euro erhältlich) die "Winters'"-Erweiterung für 19,99 Euro – für diese knapp 20 Euro gibt es also noch mal ein paar Stunden Grusel und Geballer. Die "Gold Edition" hingegen kostet 49,99 Euro und ist somit der bessere Deal für alle, die das Hauptspiel nicht besitzen. Oder aber man wartet halt, bis das Paket irgendwann im Sale landet – aber auch das ist wie immer Geschmacksache. (Stefan Mey, 26.10.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Erweiterungen erscheinen am 28. Oktober für PS5, PS4, Xbox Series X, Xbox One und PC. Ein Exemplar für PS5 wurde dem STANDARD zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.