Wien – Geschäftiges Treiben ist für die Wiener Innenstadt ja grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Ging man am Nationalfeiertag durch das Stadtzentrum, hatte man trotzdem das Gefühl, als sei mehr los als sonst. Durchaus zu Recht, wie sich spätestens auf dem Heldenplatz zeigte: Viele Militärbegeisterte ließen sich die Leistungsschau des Bundesheers nicht entgehen. Aber auch etliche Familien mit Kindern gingen vor die Hofburg zum "Waffenschauen". Zwei Jahre lang hatte die Vorführung der militärischen Ausrüstung auf dem Heldenplatz pandemiebedingt pausiert. Heuer fand sie wieder in vollem Ausmaß statt.

Am Nationalfeiertag wurden rund 1000 Rekruten auf dem Heldenplatz angelobt. Der Festakt zählte zu den Höhepunkten der Leistungsschau.
Foto: APA/ Florian Wieser

Das Gerät des Heers vor Ort zu Gesicht zu bekommen, hatte offensichtlich für viele genug Reiz, um sich trotz Nebels und Nieselregens unter die Menschenmengen auf dem Heldenplatz zu begeben. Ununterbrochen strömten neue Besucherinnen und Besucher zur Leistungsschau. Auch rund um die Ringstraße waren unzählige Menschen unterwegs.

Die Offiziere des Heers und die Militärpolizei waren bemüht, einen Weg für die nahende Angelobung der rund 1000 Rekruten frei zu machen. Für die Schaulustigen begann die Show auch mit einem Highlight: Tausende Soldaten marschierten minutenlang in Reih und Glied auf den Heldenplatz, der Zug schien kaum ein Ende zu nehmen. Den Abschluss des Einmarschs bildete die Bundesregierung, die von der Militärmusik begleitet wurde.

Die 1025 Rekrutinnen und Rekruten – darunter bloß zwei Frauen – standen bald am ersten Höhepunkt ihrer militärischen Karriere. Vor unzähligen Kameras, darunter etliche Smartphones aus der Menschenmenge, wurden die neuen Soldaten angelobt. Obgleich Routine, dürfte der Festakt auch für Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) erfreulich gewesen sein: Nach der Angelobung tanzte sie zu den Klängen der Militärkapelle einen Walzer mit einem Heeresoffizier.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) schwang nach der Angelobung das Tanzbein.
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Nebel verbarg Eurofighter

Einer der angekündigten Höhepunkte sollte der Überflug zweier Eurofighter und des Transportflugzeugs C-130 Hercules werden. Doch die erwartungsvollen Blicke, die sich in Richtung des Himmels gerichtet hatten, wurden enttäuscht. Zu sehen war bloß die dichte Nebeldecke, die über der Bundeshauptstadt hing. Als kleiner Trost für manche konnte zumindest das laute Rauschen der beiden Kampfjets vernommen werden.

In den obligatorischen Reden der Politikerinnen und Politiker fand der Krieg in der Ukraine einen prominenten Platz. Für Bundespräsident Alexander Van der Bellen sei es angesichts des Krieges in Europa umso wichtiger, dass sich Österreich im Fall eines Krieges umfassend verteidigen könne.

Van der Bellen mit Kritik

Das allerdings sah der Präsident als nicht gegeben und fand dafür drastische Worte. Das Bundesheer sei nicht in der Lage, die österreichische Neutralität zu verteidigen, denn die "rigorose Sparpolitik" habe laut Van der Bellen das Land und die Soldaten gefährdet.

Verteidigungsministerin Tanner kündigte in ihrer Rede an, mit zusätzlichem Geld für das Bundesheer in den Schutz von Land und Leuten zu investieren. Die Neutralität sei ein hohes Gut, "aber sie schützt uns nicht, unser Heer tut es", so Tanner. Auch Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) hob die Erhöhung des Heeresbudgets hervor: "Diese Bundesregierung hat ihre Lektion gelernt."

Auch viele Familien mit Kindern waren bei der Leistungsschau am Heldenplatz.
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So spektakulär die Leistungsschau für die Zuseher auch begann, so schnell verloren einige bei den politischen Reden das Interesse: Die Menschenmenge, die sich rund um die 1000 Rekruten versammelte, lichtete sich etwas. Viele nutzten die Zeit während der Reden, um sich die Panzer, Hubschrauber und andere militärische Geräte aus unmittelbarer Nähe anzusehen.

Dicht gedrängt standen unzählige Neugierige rund um die gepanzerten Fahrzeuge. Auf manchen belagerten Kinder das Panzerdach oder saßen im Cockpit – am Nationalfeiertag war das erlaubt. Als die Panzer zu einer kleinen Fahrt auf dem Heldenplatz ansetzten, lockte das wieder mehr Personen ins Zen trum des Geschehens.

Auch Parlament und Ministerien offen

Das Bundesheer präsentierte sich auch auf zwei weiteren Plätzen: Am Hof wurden die Auslandseinsätze und beim Burgtheater Katastrophenhilfe und ABC-Einheiten vorgestellt. Darüber hinaus fand auf dem Rathausplatz das Sicherheitsfest der Stadt Wien statt.

Wem die Waffen auf dem Heldenplatz weniger zusagten, dem standen auch Ministerien im Regierungsviertel offen. Auch das Parlament in seinem Ausweichquartier in der Hofburg war zugänglich. Die Pforten hatten Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sowie seine Stellvertreterin, Doris Bures (SPÖ), und sein Stellvertreter, Norbert Hofer (FPÖ), persönlich geöffnet. (Max Stepan, 26.10.2022)