Zwei weiße Cis-Männer, die sich nach Normalität sehnen: "Bros" ist eine schwule Romcom.

Foto: Universal Studios

Was eine Bromance ist, ist heute weitum geläufig. Seit einigen Jahren schon ist die altmodische Männerfreundschaft zur (eigentlichen) Romanze überhöht worden. Männer mögen Beziehungen haben, so richtig schlägt ihr Herz erst schneller, wenn sie mit dem besten Kumpel (dem "bro") etwas tun.

Den Schritt von der Bromance zur schwulen Romanze machen Billy Eichner und Nicholas Stoller mit ihrer Komödie Bros. Sie probieren dabei etwas aus, was es in dieser Form noch nicht gegeben hat: Sie wollen von einer (sexuellen) Minderheit in einem Idiom des Mainstreams erzählen, in einer mehr oder weniger klassischen romantischen Komödie (Romcom), die sich nicht in erster Linie an eine spezifische Zielgruppe, sondern an das sogenannte breite Publikum wendet.

Dezidierter Schulterschluss

Der schwule Entertainer Billy Eichner ist die treibende Kraft hinter Bros. Er spielt auch selbst die Hauptrolle, einen New Yorker namens Bobby Leiber, der ein Museum zur Geschichte von LGBTQ+-Erfahrungen in Amerika plant. Nicholas Stoller, der heterosexuelle Regisseur von Bros, zählt mit Filmen wie Nie wieder Sex mit der Ex (2008) zu den Meistern der modernen Romcom. Es stellt also einen dezidierten Schulterschluss dar, dass Eichner sich mit Stoller zusammengetan hat, um zum ersten Mal zwei Männer in den Mittelpunkt einer Geschichte zu stellen, die deutlich auch eine Romcom ist, nur eben eine schwule. Bobby Leiber trifft auf Aaron, von dem er anfangs den Eindruck einer gewissen Oberflächlichkeit gewinnt. Die beiden Männer sind nun das designierte Paar in Bros, und das bedeutet, dass der Film mit ihnen das ganze Programm abspulen muss, das bis zum Happy End zu absolvieren ist.

Wie eine verordnete Aufgabe

Bei all dem bleibt Bros konventionell angesichts der viel radikaleren sexuellen Diversität, die im Film vor allem (ein bisschen pflichtschuldig) durch den Verwaltungsrat des LGBTQ+-Museums vertreten wird. Bobby und Aaron sind zwei weiße Cis-Männer, die sich nach einer Normalität sehnen, die doch deutlich wie eine verordnete Aufgabe wirkt.

In Amerika ist Bros gefloppt. Das mag daran liegen, dass das strategische Manöver, den Anschluss an eine bei aller Ironie doch zutiefst verbürgte allgemeine Genreform zu suchen, nicht mehr wirkt, weil die populäre Kultur längst ganz woanders ist. Nämlich bei Differenzen, von denen es sich erst erweisen muss, ob es dafür jemals einen Mainstream geben kann. (Bert Rebhandl, 28.10.2022)