Elon Musk gehört neben dem Autokonzern Tesla nun auch das soziale Netzwerk Twitter.

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Die Ära von Elon Musk bei Twitter hat laut Medienberichten mit Entlassungen in der Chefetage begonnen. Am Donnerstag seien der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal gefeuert worden, berichteten der Sender CNBC und das "Wall Street Journal". Nach Informationen des Finanzdiensts Bloomberg will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er diesen an jemand anderen abgeben.

Musk ist bereits Chef unter anderem beim Elektroauto-Hersteller Tesla und seiner Weltraumfirma Space X. Er führt auch kleinere Projekte wie das Tunnelbau-Unternehmen Boring Company und die Forschungsfirma Neuralink, die Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern entwickelt. Auch die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Top-Managerin Vijaya Gadde soll entlassen worden sein.

Kritik an Konzernführung

Musk hatte Agrawal und die Twitter-Führung in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Agrawal und Segal waren in der Twitter-Zentrale in San Francisco, als der Deal abgeschlossen wurde, und wurden hinausbegleitet, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Musk deutete in seiner üblichen Manier den Abschluss der Twitter-Übernahme mit einem etwas kryptischen Tweet an. "Der Vogel ist befreit", schrieb Musk in der Nacht auf Freitag ohne weitere Details. Das Twitter-Logo ist ein blauer Vogel – und Musk hat stets betont, die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu befreien. Kritiker befürchten, dass er damit Hassrede und Hetze Vorschub leisten könnte, gegen die Twitters Teams seit Jahren ankämpft.

Der offizielle Abschluss der Übernahme wurde für Freitag erwartet. Dann läuft eine vom Gericht gesetzte Frist ab, nach der es im monatelangen Streit zwischen Musk und Twitter rund um den rund 44 Milliarden Dollar schweren Deal zu einem Prozess kommen würde. Eine Richterin setzte Musk und Twitter die Frist bis Freitag um 17 Uhr Ostküsten-Zeit (23 Uhr MESZ), um die Übernahme endlich zu regeln.

Musk hatte die Übernahme selbst eingefädelt, dann aber versucht, unter Verweis auf angeblich falsche Angaben zur Zahl von Fake-Accounts bei Twitter aus dem Deal wieder herauszukommen. Twitter zerrte ihn vor Gericht – und Musk erklärte sich kurz vor Beginn des Prozesses im Bundesstaat Delaware bereit, Twitter zum ursprünglich vereinbarten Preis von 54,20 Dollar pro Aktie zu kaufen. Dass er dabei die Einstellung des Gerichtsverfahrens als Bedingung stellte, sorgte aber bis zuletzt noch für Unsicherheit.

Auftritt vor Beschäftigten geplant

Dass Musk sich doch noch mit seiner neuen Rolle als Twitter-Besitzer abgefunden hat, zeichnete sich schon seit Tagen ab. Bereits am Mittwoch tauchte er in der Konzernzentrale in San Francisco auf und bezeichnete sich in seinem Twitter-Profil nun als "Chief Twit".

Am Freitag will er sich laut US-Medien in größerem Stil den Beschäftigten dort vorstellen. Das dürfte kein leichter Auftritt für ihn werden, nachdem Musk monatelang Kritik am Unternehmen und dessen Führung geübt hat und zuletzt Berichte über einen großen Stellenabbau für Verunsicherung sorgten. Informationen, wonach er drei Viertel der Beschäftigten hinauswerfen will, soll er diese Woche in der Zentrale zurückgewiesen haben.

Musk hat mittlerweile angekündigt lebenslange Sperren von der Plattform zurückzunehmen. Das würde, als prominentestes Beispiel, die Rückkehr des Ex-US-Präsident Donald Trump aus die Social-Plattform bedeuten. Trump hat Twitter jahrelang als sein bevorzugtes Medium benutzt und den Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner 2021 mit seinen Tweets befeuert.

Musk sieht sich als Retter der Zivilisation

Am Donnerstagnachmittag mitteleuropäischer Zeit twitterte Musk eine Nachricht an die Werbepartner von Twitter und erklärte darin sein Motiv für die Übernahme der Plattform. Er möchte aus Twitter einen digitalen Stadtplatz machen, auf dem sämtliche Meinungen konstruktiv und gewaltfrei diskutiert werden sollen. Musk wähnt sich damit als Retter der Redefreiheit und sogar noch mehr: Es sei wichtig für die Zukunft der menschlichen Zivilisation ein solches Forum zu haben.

Außerdem sparte Musk nicht mit angriffen auf die Medien, diese würden, seiner Meinung nach, in ihrer "unbarmherzigen" Jagd nach Klicks die Möglichkeiten des Dialogs unterbinden, schrieb der Tech-Milliardär. (APA, red, 28.10.2022)