Nancy Pelosi und ihr Ehemann Paul.

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Hier dürfte sich der Angreifer Zutritt verschafft haben.

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Der Ehemann der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, Paul Pelosi, ist von einem Eindringling in das Anwesen des Ehepaares in San Francisco angegriffen und verletzt worden.

Der 42-jährige Angreifer verschaffte sich in der Nacht auf Freitag Zugang zu der Wohnung und schlug mit einem stumpfen Gegenstand auf Pelosi ein. US-Medien berichten, dass der Täter "wo ist Nancy" gerufen und mit einem Hammer auf Pelosi eingeschlagen habe. Luftaufnahmen des Gebäudes zeigten eine zerbrochene Glastür auf der Rückseite des dreistöckigen Hauses.

Der Angreifer beschäftigte sich laut CNN auf Sozialen Medien hauptsächlich mit Verschwörungstheorien über den Ursprung der Corona-Pandemie, die Abwahl Donald Trumps und den Sturm auf das US-Kapitol. Außerdem postete er antisemitische und frauenverachtende Texte, in älteren Facebook-Beiträgen versuchte er offenbar, Hanf-Armbänder und Quarzkristalle zu verkaufen. Mittlerweile ist das Profil gesperrt.

Pelosi sei in ein Krankenhaus eingeliefert und operiert worden, um eine Schädelfraktur zu behandeln, teilte Pelosis Büro mit. Die behandelnden Ärzte gehen davon aus, dass sich der 82-jährige Paul Pelosi vollständig erholen werde. Präsident Joe Biden telefonierte am Freitag mit der Sprecherin und sicherte ihr seine Unterstützung zu. Nancy Pelosi war während des Angriffs nicht in San Francisco.

Über die Hintergründe der Tat ist noch nichts Näheres bekannt. Die Polizei des US-Kapitols ermittelt derzeit gemeinsam mit dem FBI und den Behörden in San Francisco. Der mutmaßliche Täter wurde gefasst und befindet sich in Polizeigewahrsam. Er werde wegen versuchten Mordes, Angriffs mit einer tödlichen Waffe, Misshandlung älterer Menschen, Einbruchsdiebstahls und mehrerer anderer Straftaten angeklagt, sagte Polizeichef William Scott.

Biden wirft Republikanern "Verrohung des politischen Klimas" vor

Pelosi ist häufiges Ziel verbaler Attacken der politischen Rechten in Amerika. Ex-Präsident Donald Trump nennt sie immer wieder "Crazy Nancy" ("verrückte Nancy"). Präsident Biden betonte bei einem Wahlkampfauftritt in Philadelphia, dass auch damals die Angreifer im Kapitol "Wo ist Nancy?" gerufen hätten. Er machte die Republikaner für die Verrohung des politischen Klimas in den USA verantwortlich. "Was lässt uns denken, dass eine Partei über gestohlene Wahlen reden kann, und dass Covid eine Lüge ist – und das keinen Einfluss auf Leute haben wird, die vielleicht nicht so ausgewogen sind", sagte der Präsident. "Es gibt zuviel politische Gewalt, zu viel Hass."

Der Abgeordnete Adam Kinzinger, einer von zwei Republikanern im Ausschuss des Repräsentantenhauses, der den Anschlag vom 6. Jänner untersuchte, verurteilte die Zunahme der aufrührerischen Wahlkampfrhetorik, mit der politische Gegner verunglimpft und Unwahrheiten verbreitet werden. "Wenn man die Menschen davon überzeugt, dass Politiker Wahlen manipulieren, Blut von Babys trinken usw., wird es zu Gewalt kommen. Das muss zurückgewiesen werden", schrieb er auf Twitter. (red, APA, 29.10.2022)