"Soulstice" fand Inspiration bei japanischen Genregrößen.

Foto: Reply Game Studios

Bis "Silent Hill", "Resident Evil" und "Dead Space" wiederkehren, dauert es noch ein bisschen, und auch "The Callisto Protocol" lässt Horror-Fans noch etwas warten. Dafür sorgen diese kleinen, aber gemeinen Horror- und Grusel-Games schon jetzt für Gänsehaut. Von grafisch bombastisch bis trügerisch minimalistisch, eines haben sie alle gemeinsam: Schrecken, Grauen, Splatter- und Gruselspaß.

Ebb Software

Scorn

scorn-game.com

Windows, Xbox Series, 39,99 Euro

Kollege Mey war beim ersten Anspielen dieses grafisch spektakulären Horror-Kunstwerks von den ersten Puzzles nicht restlos überzeugt, trotzdem eine Empfehlung: Wer dranbleibt, versinkt in diesem Spiel serbischer Entwickler in einer beispiellos detaillierten Science-Fiction-Horrorvision, wie man sie zuvor nie gesehen hat.

"Scorn" ist entgegen den enttäuschten Erwartungen einiger Fans kein Shooter, sondern eine Mischung aus Survival-Horror und Puzzle-Adventure, die Hauptrolle spielt aber die Atmosphäre. Der Kunst der großen Surrealisten HR Giger und Zdzisław Beksiński wird hier ein Denkmal gesetzt: eine biomechanische Welt voller grotesker Maschinen, Körper und Architekturen, gewürzt mit einer kräftig ekligen Prise Body-Horror. Wer sich drauf einlässt und die Geduld für knackige Rätsel sowie Orientierungssinn mitbringt, erlebt hier etwas Außergewöhnliches.

DarkStone

The Mortuary Assistant

darkstonedigital.itch.io/the-mortuary-assistant

Windows 20,99 Euro

Als Assistent des Totengräbers allein mit einem ganzen Haufen toter Körper – das klingt nach einer unruhigen Nachtschicht. Wenn übernatürlich dämonischer Spuk dazukommt, wird der ohnehin schon unheimliche Job aber zur Nervenprobe. "The Mortuary Assistant" versetzt uns in diesem gruselig-unterhaltsamen "Job-Simulator" so manchen Schreck, denn die Jump-Scares beim Einbalsamieren und Dämonen-Bannen kommen jedes Mal zufällig und aus unerwarteter Richtung.

"The Mortuary Assistant" ist ein Mystery-Puzzle mit originellen Spielmechaniken, wirklich gruseliger Atmosphäre und jeder Menge Gänsehaut – ein Spiel, perfekt für tapfere Halloween-Party-Gamer.

New Blood Interactive

Faith: The Unholy Trinity

newblood.games/faith

Windows, 12,49 Euro

Grafik ist nicht alles, das stellt dieses hipsterige Horror-Einzelstück der Retro-Publisher New Blood unter Beweis. "1-bit-graphics" heißt der Trend, die 80er-Jahre-Atari-Ästhetik macht den subtilen Horror dieses Spiels eigentümlich effektvoll. Als katholischer Priester sind wir hier zu Beginn auf den Spuren eines schiefgegangenen Exorzismus. Mit einem Kruzifix und unserem Glauben kämpfen wir hier gegen das Böse.

"Faith" lebt von seiner unheimlichen Aura und dem Kontrast zwischen antiquierter Grafik und zeitlosem Grusel. Achtung: Die regelmäßigen Reaktionstests zerren hin und wieder nicht nur wegen des gruseligen Settings an den Nerven. Die ersten beiden Kapitel wurden schon 2017 bzw. 2019 auf itch.io veröffentlicht, das nun neu dazugekommene, weitaus größere letzte Kapitel macht dieses Spiel komplett und als Ganzes zu einem der interessantesten Horrorspiele des Jahres. Ja, wirklich.

PlayStation

Madison

madisongame.com

Windows, PS4/5, Xbox, Nintendo Switch, 34,99 Euro

Wir haben schon bei Erscheinen im August auf dieses Spiel hingewiesen, an diese Stelle passt es natürlich trotzdem noch einmal wie die Faust aufs blutige Auge: "Madison" wandert auf den Spuren des verschollenen "P.T.", und das bedeutet Schreckmomente plus dichte Horrorstimmung. Gefangen in einem ganz persönlichen Familienalbtraum ist die Sofortbildkamera ein Überlebenswerkzeug, das verlässlich auch für Gänsehaut sorgt – Fatal Frame hat’s vorgemacht.

Atmosphärischer First-Person-Horror mit Puzzle-Elementen, kein Spiel für schwache Nerven, dafür perfekt für wohligen Schrecken zu Halloween und an anderen finsteren Videospielabenden.

Wales Interactive

Sker Ritual

www.walesinteractive.com/skerritual

Windows 12,49 Euro (Early Access)

Das First-Person-Survival-Horror-Game "Maid of Sker" hat 2020 eine alte walisische Geistergeschichte effektvoll als Videospiel umgesetzt, das Spin-off "Sker Ritual" leiht sich als Monster die gruseligen "Lautlosen" und das Setting, ist aber ein völlig anderes Spiel. Kurz gesagt: Der allseits beliebte Zombie-Modus aus CoD und ähnlichen Shootern bekommt hier eine spaßige Variante, die für bis zu vier Spielerinnen und Spieler hektische Horror-Shooter-Spannung bietet.

"Sker Ritual" verbindet rundenbasiertes Horden-Shooter-Gameplay mit Puzzle-Elementen, um die – derzeit einzige, riesige – Map im Spielverlauf zugänglich zu machen. Das Spiel im Early Access soll erst 2023 final erscheinen, schon jetzt darf man sich allein, vor allem aber im Koop-Modus mit Freundinnen und Freunden solide Unterhaltung erwarten.

IGN

SCP Secret Files

store.steampowered.com/app/1718130/SCP_Secret_Files/

Windows, 12,49 Euro

Das Internet-Phämomen "SCP" ist eine Sammlung kollaborativ geschriebener Horror-Skizzen und immer wieder Inspiration für Videospiele; am prominentesten hat sich bisher Remedys Control daran bedient, ohne das Vorbild ausdrücklich zu benennen. Die "SCP Secret Files" verweisen direkt auf ihr Quellmaterial und setzen fünf dort veröffentlichte "Case Files" als kurze Spiele um.

Die Rahmenhandlung führt ins Archiv der fiktiven SCP Foundation, die jeweils dort gefundenen "Fälle" dürfen wir mit verschiedenen Gameplay-Ideen durchleben: Vom First-Person-Adventure bis hin zur Visual Novel reicht die Palette. Richtig horror-mäßig wird es nur selten, stattdessen regiert die gruselige Faszination des Akte X-artigen Mystery-Thrills. Eine wunderbar stimmige Kurzspiel-Anthologie.

PlayStation

Soulstice

soulsticegame.com

Windows, PS5, Xbox Series, 39,99 Euro

Was tun gegen gruselige Monster? Draufhauen – so bekämpft man jegliche Angst zumindest im Videospiel am effektivsten. Die Dark-Fantasy-Welt von "Soulstice" ist voller düsterer Gestalten, doch wir sind zum Glück als Heldin mit Waffen und Begleitung in Form einer geisterhaften Gefährtin ausgestattet. Gemeinsam gilt es hier, in spektakulären Hack&Slash-Kämpfen ganze Horden kleinerer Gegner und einzelne riesenhafte Bossmonster zu besiegen.

"Soulstice" ist ein kompetentes Kampfspiel vor origineller Horror-Fantasy-Kulisse, das seine Inspirationen nicht verheimlicht: Von "Devil May Cry" über "Bayonetta" bis hin zu "NieR" reicht die Liste der erkennbaren, meist japanischen AAA-Vorbilder. "Soulstice" selbst wurde offenkundig nur mit einem Bruchteil von deren Budget, aber dafür mit viel Herz gestaltet. Ein AA-Spaß für finstere Herbstnächte.

GameTrailers

The Case of the Golden Idol

www.thegoldenidol.com

Windows, 17,99 Euro

Eine goldene Statue ist der rote Faden, der sich durch diese unheimliche Geschichte zieht, in der reihenweise mysteriöse Todesfälle für Aufregung in der feinen britischen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts sorgen. Ja, zugegeben: Grafikfetischisten werden angesichts des bescheidenen, aber durchaus charmanten visuellen Stils dankend ablehnen, aber diese Einschränkung ist schnell vergessen, wenn die originellen Spielmechaniken dieses Detektiv-Abenteuers ihren Reiz entfalten.

Seit The "Return of the Obra Dinn" hat kein Spiel das clevere und vor allem logische Kombinieren von Hinweisen so elegant umgesetzt wie "The Case of the Golden Idol": Zuerst werden die von Kapitel zu Kapitel schnell größer werdenden Locations nach Hinweisen und Personen abgesucht, danach geht es ans logische Verknüpfen und Tüfteln. Ein Geheimtipp, dank okkult-hintergründiger Story auch als Halloween-Tipp perfekt geeignet. (Rainer Sigl, 29.10.2022)