Langsam gewöhnt man sich an die Aktionen der Umweltaktivistengruppen Just Stop Oil und Letzte Generation, die sich aktuell im Wochentakt ereignen. Der erste Schock ist vergessen, die Meldungen stumpfen ab. Seit Mitte Oktober wurden drei ausgestellte Gemälde attackiert: Zuerst wurde Van Goghs Sonnenblumen in London mit Tomatensuppe, dann ein Werk von Monet in Potsdam mit Kartoffelpüree beschüttet. Im neuesten Fall klebten sich Aktivisten an Vermeers Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge. Die Botschaft ist angekommen, langsam reicht es dann aber wieder.

Die Botschaft ist angekommen, langsam reicht es dann aber wieder.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire/Just Stop Oil

Dass Attacken auf Kunstwerke Aufmerksamkeit generieren, ist nichts Neues und hat gewiss seinen Effekt. Und ja, die Aktivistinnen haben es geschafft, eine laute Debatte loszutreten – nur leider nicht über Umweltschutz und steigende Lebenskosten, sondern über die brachialen Methoden ihres eigenen Aktivismus. Die Leidtragenden der Aktionen sind nämlich die Falschen: Zwar blieben die Gemälde durch Glasscheiben geschützt – die Folgen müssen aber die Kunsteinrichtungen ausbaden. Das Museum Barberini in Potsdam schätzt den Sachschaden auf eine fünfstellige Summe. Der historische Rahmen wurde durch das Kartoffelpüree in Mitleidenschaft gezogen. Die Ausstellung musste vorerst schließen, um das Sicherheitskonzept zu überarbeiten. Und künftig könnten sich wichtige Leihgeber aus Angst um ihre Kunstwerke zurückziehen. Vielleicht doch lieber eine Kohlemine blockieren? (Katharina Rustler, 28.10.2022)