Vom Posten schräger Memes bis zur Besiedlung des Mars: Elon Musks Leben ist alles andere als eintönig.

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Die Twitter-Community kennt ihn als aktiven User mit über 110 Millionen Followern, durch den Kauf ebendieses Unternehmens rückt er auch in der breiten Öffentlichkeit ein weiteres Mal ins Rampenlicht: Elon Musk, mit einem aktuellen Vermögen von 221,5 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt. Musk ist Visionär, Nerd und Unternehmer – und er polarisiert.

Aus einer wohlhabenden südafrikanischen Familie stammend, verließ Musk sein Heimatland als Teenager, um dem Militärdienst zu entgehen. Nach nur zwei Tagen auf der Stanford University brach er ein dortiges Ph.D.-Studium der Physik ab, um stattdessen sein erstes Unternehmen zu gründen: Zip 2, welches er 1999 für 307 Millionen Dollar an Compaq verkaufte. Es folgte die Gründung des Bezahldienstes X.com, der 2000 mit Paypal fusionierte und 2002 schließlich für 1,5 Milliarden an Ebay verkauft wurde. Im gleichen Jahr gründete Musk das Weltraumunternehmen Space X, das unter anderem Flüge zur Raumstation ISS durchführt.

Rastloser Unternehmer

Am bekanntesten dürfte der umtriebige Unternehmer aber für seine Errungenschaften der irdischen Mobilität sein: Mit Tesla machte er die Elektromobilität salonfähig und setzte somit etablierte Branchengrößen unter Druck.

Dem reichen Elternhaus zum Trotz wertet das Wirtschaftsmagazin Forbes Musks Self-Made-Score mit einer Acht auf einer Skala von null bis zehn. Null Punkte bekommt, wer lediglich geerbt hat, zehn Punkte gehen an Selfmade-Milliardäre. Musk zeigt durch seinen unermüdlichen Unternehmerdrang, dass es nicht reicht, wohlhabend geboren zu sein – man muss auch etwas daraus machen.

Enfant terrible 2.0

Das gefällt seinen Fanboys ebenso wie seine ungewöhnliche Art. Musk ist die Antithese zum biederen Managertypus: ein Nerd, der auf Twitter Memes über Schrödingers Katze und Computerspiele postet, und zugleich ein Provokateur, der einst vor laufender Kamera einen Joint rauchte. Vor wenigen Wochen startete er aus Jux den Verkauf eines Parfums, das nach verbranntem Haar riecht, und verdiente damit nochmals ein paar Millionen Dollar.

Zugleich überschreitet das Enfant terrible nicht selten die Grenze zur Geschmacklosigkeit. So schrieb er in Richtung Bernie Sanders vergangenes Jahr: "Ich vergesse ständig, dass du noch lebst." Wladimir Putin forderte er zum Ringkampf um die Ukraine auf, nur um später seine Follower über einen vermeintlichen "Friedensplan" abstimmen zu lassen. Gleichzeitig stellt die Space-X-Tochter Starlink den ukrainischen Truppen Internet via Satellit zur Verfügung. Und wird dies wohl noch weiter tun: Nach zwischenzeitlichen Zweifeln gab Musk Mitte Oktober bekannt, den Dienst weiterhin in der Ukraine anzubieten.

Wankelmütig und visionär

Ebendiese Wankelmütigkeit ist es auch, die Musks Kritiker gerne auf den Tisch legen. So gestaltete sich nicht nur die Twitter-Übernahme als ein kommunikatives Fiasko, das bis zu einem Rechtsstreit führte. Musk sorgte auch mit polarisierenden Ansagen rund um Kryptowährungen für teils massive Kursschwankungen.

Zudem sind die Ankündigungen in Bezug auf seine eigenen Unternehmen stets mit Vorsicht zu genießen. Selbstgesetzte Deadlines zu den Marktstarts neuer Tesla-Modelle wurden mehrfach nicht eingehalten, wegen der "Full Self-Driving"-Funktion der Autos steht das Unternehmen in der Kritik, da das Feature entgegen des Marketing-Buzz nicht wirklich selbstfahrende Autos ermöglicht.

Vor diesem Hintergrund wirkt es auch ambitioniert, dass Musk mit Space X bis 2050 den Mars besiedeln will. Andererseits: Man wird nicht zum reichsten Menschen der Welt, indem man tiefstapelt. Und das Hochstapeln beherrscht er sehr gut. (Stefan Mey, 28.10.2022)