Salami und das iranische Regime in den Protesten eine Verschwörung aus dem Ausland.

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Teheran – Der Kommandant der iranischen Revolutionsgarden Hussein Salami hat die Demonstrierenden am Samstag davor gewarnt, auf die Straßen zu gehen: "Kommen Sie nicht auf die Straße. Heute ist der letzte Tag der Aufstände", sagte Salami laut der Nachrichtenagentur Reuters. Niemand werde den Demonstranten erlauben, weiter Unsicherheit zu stiften und die Universitäten des Landes in ein "Schlachtfeld" zu verwandeln. Der iranischen Nachrichtenagentur "Mehr" zufolge betonte Salami: "Die Verschwörung, die dieser Tage in unserem Land vor sich geht, ist das gemeinsame Produkt der USA, Großbritanniens, Saudi Arabiens und des zionistischen Regimes", also Israels.

Die Jugend solle sich davon nicht beeinflussen lassen. "Werdet nicht Schachfiguren der Feinde des Landes", sagte der Militärkommandant. Zugleich bot er den Demonstranten an: "Der Weg zurück ist für euch noch offen."

Bisher rund 250 Menschen getötet

Beobachter werteten die Rede als Mahnung, die Proteste umgehend zu beenden – obwohl eher unwahrscheinlich ist, dass dies Erfolg hat. Die autoritäre Führung in Teheran macht ausländische Mächte – allen voran die USA – für die Proteste verantwortlich. Sie hat seit mehr als einem Monat das Internet massiv eingeschränkt und soziale Netzwerke gesperrt, um Absprachen zwischen Demonstranten zu erschweren.

Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam halten Proteste das iranische Regime in Atem. Beobachter sehen darin eine der größten Herausforderungen für die religiöse und politische Führung seit der Revolution im Jahr 1979. Laut Menschenrechtsgruppen sind dabei rund 250 Menschen getötet und mehrere tausend inhaftiert worden.

Menschenrechtsgruppe berichtet von Schüssen auf Studierende

Trotz der Warnung kam es wieder zu regierungsfeindlichen Protesten. Die Menschenrechtsgruppe Hengaw berichtete, Sicherheitskräfte hätten das Feuer an einer Mädchenschule in der Stadt Sakes eröffnet. Nach Angaben der Gruppe haben Sicherheitskräfte auch auf Studierende an der Medizinischen Hochschule in Sanandatsch in der Provinz Kurdistan geschossen. Mehrere Studierende seien verletzt worden, einer sei tot, berichtete Hengaw. Reuters konnte die Berichte nicht überprüfen.

Am Freitag hatten Videos in den sozialen Medien gezeigt, wie Demonstrierende den Tod von Ayatollah Ali Chamenei und den Sturz der Basij-Milizen forderten, die eine wichtige Rolle in der Niederschlagung der Proteste gespielt hatten. (Reuters, APA, red, 29.10.2022)