Bisher unentdeckt: ein männlicher Wakatobi-Nektarvogel.
Foto: Nicola Marples, David Kelly / Trinity College Dublin

Während immer wieder neue Kleinstlebewesen entdeckt werden, ist es eine Besonderheit, wenn Forschungsteams auf Vögel oder Säugetiere stoßen, die bisher noch niemand dokumentiert hat. Dies gelang nun einem indonesisch-irischen Team: Es spürte auf relativ abgelegenen Inseln Indonesiens eine ganz neue Vogelart auf und stellte bisher unbekannte Verwandtschaftsverhältnisse fest.

Identifiziert und benannt wurde unter anderem der "Wakatobi-Nektarvogel" (Cinnyris infrenatus), der durch strahlend gelbe und blaue Federn auffällt. Er lebt auf der Inselgruppe Tukang Besi östlich von Sulawesi, die für den Wakatobi-Nationalpark bekannt ist. Der Name "Wakatobi" setzt sich zusammen aus den ersten Buchstaben von vier Hauptinseln, die Wangi-wangi, Kaledupa, Tomia und Binongko heißen.

Auch bei den schillernden Seiden-Nektarvögeln (hier ein männliches Exemplar) stellten die Fachleute fest, dass einzelne Vögel zu eigenen Arten gehörten.
Foto: Nicola Marples, David Kelly / Trinity College Dublin

Eigene Evolutionsprozesse

Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im "Zoological Journal of the Linnean Society" veröffentlicht wurde. "Die Wakatobi-Inseln sind als wichtiges Vogelgebiet anerkannt, aber trotz ihrer Bedeutung erhielten sie bis vor kurzem wenig ornithologische Aufmerksamkeit", schreibt das Team des Trinity College Dublin und der indonesischen Halu Oleo University in Kendari.

Flora und Fauna der Wakatobi-Inseln sind durch einen Nationalpark geschützt.

Stattdessen sind die Inseln vor allem für Taucherinnen und Taucher interessant, da zu den Inseln auch faszinierende Korallenriffe gehören. Erstautor Fionn Ó Marcaigh sagte: "Kleine, isolierte Inseln wie diese haben ihre eigenen Evolutionsprozesse, und diese bringen oft einzigartige Arten hervor, wie im berühmten Fall der Galápagos-Inseln."

Die Forschenden untersuchten zudem Exemplare, die bisher den Grünrücken-Nektarvögeln (Cinnyris jugularis) und Seiden-Nektarvögeln (Leptocoma sericea) zugerechnet wurden. Dabei fanden sie heraus, dass einzelne Individuen bisher unbekannten Spezies angehören. Somit stellten etwa Grünrücken-Nektarvögel eine Superspezies dar, die in mindestens vier Arten aufgeteilt werden müsse, heißt es in der Studie. "Diese aufregenden Erkenntnisse haben wichtige Auswirkungen auf unser Verständnis der Evolution in dieser artenreichen Region", schreibt das Team.

Das Federkleid der Grünrücken-Nektarvögel sieht dem neu entdeckten Wakatobi-Nektarvogel ähnlich, sie bilden aber eine andere Spezies.
Foto: Nicola Marples, David Kelly / Trinity College Dublin

Vielfältiger als angenommen

Nektarvögel – die auf Englisch Sunbirds heißen – leben in den Tropen von Afrika bis Australien. Sie ähneln den amerikanischen Kolibris. Männliche Nektarvögel haben oft ein helles Gefieder mit metallisch schillernden Federn, die im Sonnenlicht glänzen. Das Gefieder dieser Tiere werde von Zoologen bereits seit Hunderten Jahren untersucht, um Arten zu benennen, schreibt das Autorenteam. Derzeit seien etwa 140 Arten anerkannt.

Nektarvögel – hier Grünrücken-Nektarvögel (englisch "olive-backed sunbirds") bei Nestbau und Kükenaufzucht – leben nicht nur auf entlegenen Inseln, sondern haben sich auch an die Nähe zu Menschen gewöhnt.
VID Trax

Die Studie habe nun unter anderem die DNA, Gesangsaufnahmen sowie Körpermaße und Flügellängen berücksichtigt – und gezeigt, dass die Familie der Nektarvögel noch weit vielfältiger ist als bisher angenommen. Es sei erstaunlich, dass es in dieser Region immer noch Arten gibt, die darauf warten, entdeckt zu werden, sagte Ó Marcaigh: "Ich bin begeistert, dass wir die Liste der bekannten Arten aus diesem wunderbaren Teil der Welt erweitert haben." (APA, red, 30.10.2022)