Letztlich ging es schnell: Seit 2021 befindet sich das Zentrum der geplanten chinesischen Raumstation in seiner Umlaufbahn in einer Höhe zwischen 340 und 420 Kilometern. Nun hat China das dritte und damit vorerst letzte Modul für seine im Bau befindliche Raumstation Tiangong, zu Deutsch: Himmelspalast, ins All geschickt und wird das Land damit, wenn die internationale Raumstation ISS in den kommenden Jahren außer Dienst gestellt wird, zur einzigen Nation mit einer eigenen Raumstation machen.
Wie im chinesischen Staatsfernsehen zu sehen war, hob das Modul Mengtian am Montag vom Weltraumbahnhof Wenchang auf der Tropeninsel Hainan ab. Eine Rakete vom Typ Langer Marsch 5B brachte das Modul in die Erdumlaufbahn. Mengtian soll an das Kernmodul Tianhe andocken, das im vergangenen Jahr ins All gebracht worden ist. Schon im Juli hatte das Labormodul Wentian an die Station angedockt.
66 Tonnen schwer
Derzeit arbeiten und wohnen drei Raumfahrer in der Station. Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll ein weiterer bemannter Flug stattfinden. Dann sollen sich vorübergehend sechs Astronautinnen und Astronauten in der neuen Raumstation aufhalten. Die am Ende 66 Tonnen schwere, T-förmige Station soll dann fertiggestellt werden und ihren regulären Betrieb aufnehmen. Zum Vergleich: Die ISS hat eine Masse von über 400 Tonnen.
Die Raumstation Tiangong untermauert Chinas Ambitionen, zur Weltraummacht aufzusteigen und zu den großen Raumfahrtnationen USA und Russland aufzuschließen.
Offiziell steht die Wissenschaft im Vordergrund. Im Lauf von zehn Jahren sollen über 1.000 Experimente durchgeführt werden. Auch andere Nationen sind eingebunden: Neun Kooperationsprojekte sind es derzeit. Das neue Modul soll ebenfalls die Funktion eines Labors haben. Mit dabei sind Kühlschränke, Zentrifugen und sogar eine Atomuhr. All diese Dinge gibt es auch auf der ISS. Eines der Ziele der neuen Station besteht darin, die auf der ISS durchgeführten Experimente einer unabhängigen Prüfung zu unterziehen. (red, APA, 31.10.2022)