Über "Safety in Mind" referierte dieser Tage der neue Volvo-Auto- und bis dahinnige Dyson-Chef Jim Rowan, behalten Sie Ihre Sicherheit im Auge, doch was das auf Mandarin heißt, entzieht sich unserer Kenntnis.

Der Brite folgte Håkan Samuelsson nach, der Volvo Cars seit 2012 erfolgreich führte, ist also das Gesicht zur Zeitenwende: Als Geely Volvo 2010 von Ford übernahm, lagen die Schweden den Chinesen technologisch noch voraus, sie durften in Alleinregie die große Plattform entwickeln, die für die 90er- und 60er-Baureihe. Aber schon die kleine Architektur für die 40er-Modelle wurde mit dem neuen Eigner realisiert, die Sachlage hat sich heute umgedreht, auch die Abspaltung der E-Marke Polestar war ein Signal in diese Richtung. Europa hat seine Schuldigkeit getan, sein Know-how abgeliefert, fortan gibt Fernost den Ton an.

Jim Rowan, Volvo-Chef seit März, ist das Gesicht zur Zeitenwende. Zwar war der EX90 schon länger fertig, dessen Debüt fällt aber in seine Ära.
Foto: Werk

Polestar ist insofern ein Stichwort, als Volvo ebenfalls zur reinen Elektromarke wird, ab 2030 soll es kein neues Modell mit Verbrennungsmotor mehr geben. Los geht's mit dem EX90, der nach sieben Jahren Bauzeit den XC90 ablöst, E wie elektrisch, das Debüt ist für 9. November geplant, der Vorzeige-SUV der Schweden kommt demnach vermutlich im ersten Halbjahr 2023 zu uns.

Standhaft wie des Nordens Stern soll Volvo dennoch bleiben, Erbe und Image dienen der Absicherung des Geschäftserfolgs. Erraten, es geht um das Kapitel Sicherheit, um Insassen, Passagiere sowie andere Verkehrsteilnehmer in Autos, auf(Motor)Rädern, auf der Verkehrsseuche E-Scooter und natürlich um alles, was an Mensch und Getier auf Gehsteigen oder Straßen pedestrisch herumkreucht oder -flaniert. Ein enorm komplexes Aufgabenfeld, aber nicht eben neu. Volvo hatte schon vor etlichen Jahren das "Vision Zero"-Ziel ausgegeben, demnach sollte bald niemand mehr durch einen Volvo tödlich zuschanden werden.

Bei der LiDAR-Technologie werden jede Sekunde unzählige Laserstrahlen in verschiedene Richtungen ausgestrahlt, wodurch die Distanz zu allen getroffenen Objekten gemessen wird. Die resultierende "Point Cloud" ist ein Echtzeit-3D-Modell, das möglichst akkurat die reale Welt widerspiegelt.
Foto: Volvo

Aktive und passive Sicherheit: Hinlänglich bekannt ist die lange Liste bahnbrechender Sicherheitserfindungen der damals echt noch schwedischen Schweden, der Dreipunktgurt ist bis dato das mit Abstand wichtigste Beispiel für deren löbliches Ansinnen, den nach hinten gerichteten Kindersitz könnte man auch noch erwähnen.

Der EX90 wurde am Mittwoch (9. November) in Stockholm vorgestellt. Der Launch-Event hat an einen Produktstart von Apple erinnert. Jim Rowan präsentierte das neue Flaggschiffmodell höchstpersönlich.
Foto: Volvo

Was demnächst im EX90 aufgefahren wird, klingt dagegen wie ein Overkill, geballte Ladung Sicherheitsinnovationen, sei aber laut Rowan ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung der erwähnten Vision.

Die Schlagworte der eingetrudelten Pressemeldungen lauten "Erkennen, verstehen, schützen", "Wenn die Fahrerin nicht in Bestform ist", "Mit den Augen eines Volvos sieht die Welt sicherer aus", und "Neue Insassenerkennung im EX90: Niemand wird zurückgelassen".

Das Interieur-Radar-System erkennt die genaue Position aller Insassen. Die Idee ist, unter anderem, im Auto vergessene Kinder oder Tiere mithilfe der Klimaanlage vor Extremtemperaturen zu schützen.
Foto: Volvo

Schon erstaunlich, was da an Sensorik und Vernetzung aufgeboten wird. Aus Platzgründen greifen wir nur ein Thema kurz heraus, die anderen folgen in eigenen Beiträgen. Der letzte Punkt nämlich besagt: weltweit erstes Innenraum-Radarsystem. Bekommt übrigens auch der Polestar 3.

Was das kann? Sollen Sie die Schwiegermutter, den Schwiegerkater oder sonst wen einmal, ganz ohne Absicht, im EX90 vergessen, bei Hitze oder Kälte ist das ja bedenklich, schlägt der Volvo Alarm und lässt sich nicht mehr absperren. Motto: Alle müssen raus! Wollen Sie jedoch die Kinder oder Tiere beim Einkauf ganz bewusst ein paar Minuten im Auto lassen, dann sorgt die Klimaanlage für wohltemperiertes Klavier – nein: Klima natürlich. (Andreas Stockinger, 14.10.2022)