Durch die Turbulenzen bei Twitter verzeichnet Mastodon derzeit starken Zustrom.

Foto: Mastodon

Die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch den Multimilliardär Elon Musk sorgt bei einigen Userinnen und Usern für Unmut, viele von ihnen sehen sich nach Alternativen um – und dabei fällt stets der gleiche Name: Mastodon. Das nach einem ausgestorbenen Tier benannte Netzwerk ist in vielerlei Hinsicht mit den großen Social Networks vergleichbar, macht zugleich aber auch viel anders. Denn Mastodon ist dezentral, Open Source und werbefrei. Der STANDARD erklärt, wie man sich bei der Twitter-Alternative registriert.

Was ist Mastodon?

Mastodon wird seit 2016 vom russisch-deutschen Programmierer Eugen Rochko und der von ihm gegründeten Mastodon gGmbH betrieben. Es handelt sich ähnlich wie bei Twitter um einen Microblogging-Dienst, der allerdings als dezentrales Netzwerk über verteilte Server betrieben wird. Diese Server sind als Teil des sogenannten Fediverse wiederum mit anderen offenen sozialen Netzwerken verbunden. Jeder Server hat seine eigenen Regeln, Moderatoren und inhaltlichen Schwerpunkte.

Die Software ist Open Source, der Quelltext steht somit zur Nutzung und Weiterentwicklung zur freien Verfügung. Werbung gibt es wie gesagt keine. Die Entwicklung und der Betrieb des Servers Mastodon.social werden stattdessen fast ausschließlich durch Spenden an Rochko finanziert.

Wie viele User hat Mastodon?

Ende Oktober meldete das Netzwerk 3.776 Server und über 5,7 Millionen Nutzer, wobei Rochko in den vergangenen Tagen mehrfach "trötete" – das Mastodon-Äquivalent zu "twittern" –, dass aufgrund der Entwicklungen rund um Elon Musk zuletzt zehntausende User hinzugekommen sind.

Im Vergleich zum Vogel ist das Rüssseltier trotzdem noch ein Zwerg: Twitter kommt auf 229 Millionen aktive User, und es ist davon auszugehen, dass viele Menschen nach einem anfänglichen Aufschrei auch weiterhin dort posten werden.

Mastodon-Registrierung: Den richtigen Server finden

Das spricht aber nicht dagegen, zumindest einmal in Mastodon hineinzuschnuppern und dort gelegentlich parallel zu posten oder mitzulesen. Die Registrierung ist dabei in vielerlei Hinsicht mit jener bei anderen Social Networks vergleichbar. Anders ist jedoch, dass man sich für einen Server entscheiden muss. Auf diesem liegt dann der eigene Account, allerdings kann man problemlos mit anderen Accounts interagieren, die auf fremden Servern liegen.

Ein kleiner Ausschnitt der verfügbaren Mastodon-Server.
Foto: Screenshot

Die Auswahl des Servers erfolgt, indem man sich unter diesem Link mithilfe diverser Filterfunktionen für eine Instanz entscheidet, welche die eigenen Interessen und Vorlieben widerspiegelt. Alternativ dazu findet sich unter diesem Link auch eine Hilfestellung für die Wahl des richtigen Servers.

Account bei Mastodon anlegen

Der restliche Teil des Registrierungsprozesses verläuft wie bei anderen Netzwerken dieser Art auch. So werden Nutzername, Passwort und E-Mail-Adresse angegeben, die besagte Mailadresse wird anschließend verifiziert. Und schon findet man sich auf dem Startscreen des eigenen Accounts wieder.

So sieht Mastodon beim ersten Einloggen aus.
Foto: Screenshot

Hier wird man gleich von Vorschlägen begrüßt, diversen anderen Accounts zu folgen. Ist dieser Schritt vollbracht, so wird an dieser Stelle später der Feed mit den Tröts der gefolgten Accounts angezeigt.

Links gibt es wiederum ein Feld zum Selbertröten, die Länge eines Tröts ist dabei standardmäßig auf 500 Zeichen begrenzt. Es können Dateien und Umfragen an die Tröts angehängt sowie die Sichtbarkeit eingestellt und die Sprache eingestellt werden.

In der rechten Spalte wiederum finden sich viele Funktionen, die man auch von Twitter kennt. So wird man über Reaktionen aus der Community informiert, kann neue Inhalte entdecken, Direktnachrichten austauschen sowie die eigenen Direktnachrichten und Favoriten nochmals nachlesen.

Und schließlich gibt es noch native Apps für iOS und Android, in die man sich einloggen kann, um Mastodon auch unterwegs problemlos nutzen zu können.

Freunde von Twitter in Mastodon importieren

Alles schön und gut – doch wie findet man bei Mastodon nun die richtigen Leute? Eine Option ist, die entsprechenden Accounts über die Suchfunktionen aufzuspüren und ihnen zu folgen. Eine andere Möglichkeit ist, sie von Twitter zu importieren.

Hier hilft ein Tool, das der österreichische Programmierer Luca Hammer entwickelt hat. Beim Fedifinder wählt man sich mit den eigenen Twitter-Daten ein und erhält daraufhin eine Liste jener Twitter-Bekanntschaften, die ihren Mastodon-Handle in ihrem Profil hinterlassen haben. Diese kann man anschließend einzeln herauskopieren und über das Suchfeld finden, oder man lädt sie gebündelt als CSV-Datei herunter und importiert sie anschließend in den Einstellungen unter dem Menüpunkt "Importieren und Exportieren".

Das klingt komplizierter, als es ist, und funktionierte im Test problemlos. Als Alternative nennt Hammer das ähnlich funktionierende Debirdify von Manuel Eberl.

Mögliche nächste Schritte

In Summe ist die Registrierung bei Mastodon also kein Hexenwerk, und nach ein paar Minuten findet man sich in einem Social Network wieder, das nicht nur werbefrei ist und von einer Community anstatt von einem Konzern betrieben wird – es fällt auch in den ersten Stunden der Nutzung auf, dass Tröts in einer deutlich geringeren Frequenz eintrudeln als Tweets. Das liegt freilich an der geringeren Nutzerzahl, bietet aber auch eine gewisse Form von Entschleunigung.

Wer den Service nun intensiv nutzt, der sollte sich überlegen, auch entsprechend für dessen Erhalt zu spenden – immerhin muss der werbefreie Betrieb der Server auch weiterhin ermöglicht werden. Eine andere Möglichkeit ist freilich das Einrichten eines eigenen Mastodon-Servers, wiewohl diese Option eher erfahrenen Nutzerinnen und Nutzern vorbehalten ist. Eine entsprechende Anleitung findet sich unter diesem Link. (Stefan Mey, 1.11.2022)