Wie reagiert Amtsinhaber Jair Bolsonaro auf seine Wahlniederlage? Das ist die große Frage.

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Brasilia – Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro schweigt noch immer zu dem Wahlsieg seines Herausforderers Luiz Ignacio Lula da Silva bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag. Er werde sich erst am Dienstag öffentlich zu seiner Niederlage äußern, sagte Kommunikationsminister Fabio Faria der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Bolsonaro sei am Montagabend in seine Residenz zurückkehrt, um seine Rede vorzubereiten.

In den Präsidentenpalast zurürckgezogen

Zuvor hatte der Vorsitzende einer verbündeten Partei, Claudio Cajado, erklärt, Bolsonaro werde am Montag eine Rede an die Nation halten. Es war nicht klar, ob Bolsonaro seine Niederlage eingestehen würde. Einige Berater hätten ihn dazu ermutigt, sagte Cajado.

Bolsonaro verbrachte den Montag im Präsidentenpalast, ohne sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Das anhaltende Schweigen des Präsidenten schürt Befürchtungen hinsichtlich der Machtübergabe am 1. Januar an Lula. Im Vorfeld der Abstimmung hatte er wiederholt unbegründete Behauptungen aufgestellt, das Wahlsystem sei anfällig für Betrug.

Mehr als 200 Straßensperren errichteten Bolsonaro-Anhänger in ganz Brasilien.
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Im ganzen Land blockieren unterdessen Lkw-Fahrer Autobahnen, um gegen Lulas Sieg zu protestieren. Einige von ihnen fordern einen Militärputsch. Die Lastwagenfahrer zählen zu den wichtigsten Wählergruppen Bolsonaros und sind dafür bekannt, mit ihren Blockaden ein wirtschaftliches Chaos in der Exportnation zu verursachen. Bolsonaro arbeite mit dem Generalstaatsanwalt an der Räumung der Autobahnen, teilte Faria mit.

Straßensperren durch Anhänger

Bolsonaros Anhänger errichteten mehr als 200 Straßensperren, die Blockaden betrafen wichtige Verkehrsachsen wie eine Stadtautobahn in der Wirtschaftsmetropole und eine Verbindungsstraße zwischen Rio de Janeiro und São Paulo. Es entstanden kilometerlange Staus, die das Fortkommen der Brasilianer vor dem Feiertag Allerseelen am Mittwoch erheblich beeinträchtigten. Einige Protestierende hängten brasilianische Fahnen an ihre LKW, manche beschimpften auch den gewählten Präsidenten Lula. Die befürchteten Gewaltausbrüche blieben zwar aus. Allerdings kam es zu Tumulten. Der Präsident des Obersten Wahlgerichts wies die Polizei an, die Blockaden zu beenden.

Der linke Ex-Präsident Lula (2003-2010) hatte die Stichwahl um das Präsidentenamt im größten Land Lateinamerikas knapp gewonnen. Er kam am Sonntag auf 50,9 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt in Brasília bekanntgab. Der rechte Amtsinhaber Bolsonaro erhielt demnach 49,1 Prozent. (APA, 1.11.2022)