Die Polizei musste wegen heftiger Ausschreitungen in Linz mit 170 Polizistinnen und Polizisten ausrücken.

Foto: FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Linz – In der Linzer Innenstadt haben in der Halloween-Nacht auf Dienstag rund 200 überwiegend Jugendliche massiv randaliert. Laut Polizei haben sie unter anderem mit pyrotechnischen Gegenständen auf die Oberleitungen der Straßenbahn geschossen, sodass aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet wurde. Sechs Personen wurden festgenommen, zwei Polizisten verletzt, so die Bilanz der Ausschreitung.

Großaufgebot mit 170 Polizisten

Gegen 21 Uhr seien die ersten Notrufe bei der Polizei eingegangen. Eine große Personengruppe, die sich am Taubenmarkt in der Fußgängerzone getroffen habe, werfe Böller auf Passanten. Daraufhin rückte ein Großaufgebot von rund 170 Polizistinnen und Polizisten aus, darunter auch Cobra-Einsatzkräfte. Mit Absperrgittern versuchte man, die Randalierer einzukesseln.

130 Identitätsfeststellungen führte die Polizei in Linz durch.
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Nachdem einige von ihnen auch Böller gegen Oberleitungen der Straßenbahn warfen, schlugen gegen 23 Uhr die Linz Linien wegen möglicherweise herabstürzender Leitungen Alarm. Dann bestehe Lebensgefahr für Fußgänger, woraufhin der Strom in den Oberleitungen abgestellt wurde. Erst ab zwei Uhr wurde der Betrieb der Straßenbahn in der Fußgängerzone wieder aufgenommen.

Auseinandersetzung soll geplant gewesen sein

Für den Großeinsatz wurden Beamtinnen und Beamte aus den umliegenden Bezirken alarmiert. Auch Hunde und eine Drohne wurden in der Innenstadt eingesetzt. Die Filiale eines Fast-Food-Restaurants auf dem Taubenmarkt musste geräumt werden. Um drei Uhr war der Großeinsatz der Polizei beendet. Insgesamt wurden 130 Identitätsfeststellungen durchgeführt, sechs Personen wegen aggressiven Verhaltens beziehungsweise Ordnungsstörungen festgenommen. Zwei Einsatzkräfte der Polizei wurden leicht verletzt.

Laut offiziellem Statement der Polizei im Gespräch mit dem STANDARD hat der überwiegende Teil der Randalierer einen Migrationshintergrund. Nach Informationen der Kronen Zeitung seien viele von ihnen Asylwerber. Laut ORF hat es zuvor auf der Social-Media-Plattform Tiktok Videos gegeben, die eine geplante Aktion nahelegen. Im Vorfeld sei auf Tiktok angekündigt worden, dass Linz "zu Athena" werde. Damit hätte man auf den Spielfilm "Athena" angespielt, der massive Ausschreitungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei zeigt. Bei den Videos war laut ORF in den Kommentaren eine Diskussion über die Beschaffung von Böllern zu lesen.

Reaktionen aus der Politik

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ ließ ausrichten, dass es in Linz "Null Toleranz gegenüber Gewalttätigen" gebe, "egal welche Motive diese haben". Zugleich bedankte er sich bei der Polizei für den Einsatz. Die FPÖ Oberösterreich, die im Bundesland mit der Volkspartei regiert, kritisierte die Bundes-ÖVP. "Das ist die sichtbare Rechnung für die verfehlte und verschlafene Migrationspolitik von Bundeskanzler Nehammer und Innenminister Karner", meinte Landesparteisekretär Michael Gruber.

"Die Straftaten der vergangenen Nacht sind Ausdruck einer zutiefst antidemokratischen Einstellung zu unseren rechtsstaatlichen Werten und Haltungen", verurteilte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) die Ausschreitung. Er habe Landespolizeidirektor Andreas Pilsl und Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter beauftragt, in dem Fall einen Sicherheitsgipfel mit dem Linzer Bürgermeister einzuberufen. Karner sagte gegenüber der Kronen Zeitung im Zusammenhang mit dem Sicherheitsgipfel, es würden umgehend Asylaberkennungsverfahren eingeleitet.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) würdigte Einsatz der Sicherheitskräfte. Gleichzeitig behauptete er Strafen bei Übergriffen auf Polizistinnen und Polizisten sollten verschärft werden.

Reizgaseinsatz in Ernsthofen

Neben Linz kam es auch in anderen Bundesländern zu mehreren Einsätzen rund um Halloween. In Ernsthofen (Bezirk Amstetten) wurden 25 Personen in der Nacht auf Dienstag auf einer Halloweenparty verletzt. Eine 20-Jährige hatte kurz vor 1.00 Uhr Pfefferspray versprüht. Als die Helfer eintrafen, lagen Besucher mit Atembeschwerden und massiven Augenreizungen am Boden, berichtete Philipp Gutlederer von Notruf NÖ. Die Halle wurde geräumt. Die 20-Jährige meldete sich am Dienstag bei der Polizei und gab an, im Zuge einer Auseinandersetzung den Pfefferspray gezückt und irrtümlich ausgelöst zu haben, berichtete ein Sprecher. Ermittlungen zu den Hintergründen waren weiter im Laufen.

23 Personen wurden vom Veranstaltungsort in Krankenhäuser gebracht. Zwei weitere Partygäste waren bereits zuhause, als sie Beschwerden verspürten. Sie wurden ebenfalls ins Spital transportiert. Ein Großaufgebot an Helfern war mehrere Stunden lang im Einsatz. Die Verletzten wurden – teils unter Notarztbegleitung – in Kliniken nach Amstetten, Waidhofen an der Ybbs sowie nach Linz und Steyr in Oberösterreich gebracht.

Nach der Räumung der Halle befanden sich rund 1.000 Personen am Vorplatz der Halle. In Folge wurde der Platz ebenfalls geräumt, dabei kam es zu einem Handgemenge mit drei Leichtverletzten. Das Trio wird der Staatsanwaltschaft St. Pölten angezeigt.

Körperverletzungen, Sachbeschädigung und Brandstiftung in Niederösterreich

Insgesamt wurden in Niederösterreich in Verbindung mit Halloween sechs Körperverletzungen, drei Sachbeschädigungen sowie ein Diebstahl und eine Brandstiftung mit in Summe 30 Verletzten angezeigt, teilte die Polizei in einer Aussendung mit. So soll etwa ein 17-Jähriger einer 18-Jährigen in der Nacht auf Dienstag vor einem Lokal in St. Pölten mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Anzeigen erwarten auch einen 17-Jährigen und einen 28-Jährigen nach einer gegenseitigen Körperverletzung in einem Lokal in Bergland (Bezirk Melk).

In Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) soll ein junger Mann am Dienstag in den frühen Morgenstunden bei einer Veranstaltung beschimpft und geschlagen worden sein. Daraufhin dürfte der alkoholisierte 19-Jährige mit einem Küchenmesser zur Adresse der vermeintlichen Täter gegangen sein. Als zwei Männer das Haus verließen, bemerkten sie laut Polizei, dass der 19-Jährige eine Stichwaffe bei sich hatte. Ein 30-Jähriger konnte dem Niederösterreicher das Messer abnehmen und ihn bis zum Eintreffen der Beamten anhalten. Dabei wurde er leicht verletzt. Die beiden Männer stehen laut Polizei nicht mit dem Vorfall bei der Veranstaltung in Verbindung. Der 19-Jährige wurde vorübergehend festgenommen und wird der Staatsanwaltschaft Korneuburg angezeigt.

Morddrohungen und beschädigte Autos

Eine Gruppe Jugendlicher hat in der Halloweennacht vor einem Haus in Klagenfurt randaliert, ein Auto beschädigt und einen Hausbewohner mit dem Umbringen bedroht. Grund der Eskalation: Die rund 20 Verkleideten hatten keine Süßigkeiten bekommen. Ein 16-Jähriger wurde als Rädelsführer identifiziert, zu den weiteren Jugendlichen waren die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Gegen 22.30 Uhr hatte eine Familie in Klagenfurt die Polizei verständigt, dass eine Gruppe Jugendlicher vor ihrem Haus randalieren würde. Die Jugendlichen rannten beim Eintreffen der Polizei davon. Der 52-jährige Hausbesitzer gab an, dass die Jugendlichen etwa eine halbe Stunde zuvor mit dem Spruch "Süßes oder Saures" an der Tür geläutet hätten – weil sie keine Kinder waren, hätten sie aber nichts bekommen.

Die Jugendlichen hatten daraufhin Steine und Flaschen in den Innenhof geworfen und dadurch das Auto des Mannes beschädigt. Ein vorerst unbekannter Jugendlicher forderte den 52-Jährigen immer wieder auf, herauszukommen und drohte, dass er ihn "abstechen" werde. Dabei soll er auch ein Messer in der Hand gehalten haben. Bei einer Gegenüberstellung identifizierte der 52-Jährige schließlich den 16-jähriger Klagenfurter, er wird angezeigt.

Schwere Körperverletzungen in Vorarlberg

Unterdessen ermittelt die Vorarlberger Polizei in drei Fällen schwerer Körperverletzung, die sich in der Nacht auf Allerheiligen zugetragen haben. Eventuelle Zeugen wurden aufgerufen, sich zu melden. Zu den Auseinandersetzungen jeweils mehrerer Personen war es vor dem Festspielhaus in Bregenz und einem Lokal in Lustenau gekommen.

Mehrere Unbekannte hatten auf dem Vorplatz des Bregenzer Festspielhauses gegen 2.55 Uhr ein laut Polizei 24 Jahre altes Opfer durch Faustschläge und Tritte schwer am Kopf verletzt. Etwa eine halbe Stunde später kam es im Nahbereich, auf dem Parkplatz des Festspielhauses, zu einer weiteren Körperverletzung. Hier schlugen sie mit zwei Glasflaschen auf ein 27-jähriges Opfer ein. Dieses erlitt mehrere Schnittwunden im Gesichtsbereich.

Ein 18 Jahre alter Gast aus Dornbirn, der zuvor aus einem Club in Lustenau bei der Zellgasse verwiesen worden war, fing gegen 2.00 Uhr eine handgreifliche Auseinandersetzung mit mehreren Türstehern an. An der Rangelei beteiligten sich laut Polizei auch ein 23- sowie ein 26-jähriger Mann aus Bregenz. Der Club-Betreiber, der die Szene über eine Videokamera beobachtet hatte, rannte daraufhin zu dem Tumult und setzte gegen zwei Beteiligte Pfefferspray ein. Der 18-Jährige wurde von Unbeteiligten auf dem Parkplatz erstversorgt und anschließend mit der Rettung ins Krankenhaus Dornbirn eingeliefert.

Pyrotechnik in Wien

In der Halloween-Nacht ist die Wiener Polizei gleich zu drei Einsätzen wegen Pyrotechnik in Floridsdorf ausgerückt. Dabei wurde ein Müllcontainer von Unbekannten zerstört, in der Max-Jellinek-Gasse eine Telefonzelle beschädigt. Im Zuge der Fahndung hielten die Beamten eine Gruppe Jugendlicher an, die einen 14-Jährigen als Täter nannten. Dieser wird wegen des Verdachts der Sachbeschädigung angezeigt, berichtete die Exekutive am Dienstag.

Und schließlich hatten es die Polizisten in der Mitterhofergasse mit einer Gruppe Jugendlicher zu tun, die zunächst flüchteten, aber mit Verstärkung wiederkamen, die Beamten beschimpften und weiter Pyrotechnik zündeten. Mit Verstärkung wurden sechs Burschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren angehalten und wegen Störung der öffentlichen Ordnung angezeigt.

Streit in Salzburg

Auf einer privaten Halloween-Party im Keller eines Wohnhauses in Salzburg sind vier Gäste gegen 4.00 Uhr aneinander geraten. Erst beschimpfte ein 18-jähriger Salzburger eine Gleichaltrige, worauf ein 21- und ein 25-Jähriger dazwischen gingen. Daher schlug der Salzburger den beiden mit einer Glasflasche auf die Köpfe. Die Männer wurden ins Uniklinikum Salzburg eingeliefert, informierte die Polizei. (APA, red, 1.11.2022)