Gäste des Fyre Festival schliefen in Notunterkünften. Das Festival wurde nach Tumulten und Ausschreitungen schließlich abgebrochen.

Foto: AP

Wenn sich Krypto-Bros und Immobilienentwickler eine Netflix-Dokumentation als Vorbild nehmen, dann kommt so eine Idee dabei heraus: Sie wollen das Gelände des Fyre Festival in eine Art Luxuscommunity für Krypto-Fans verwandeln. 60 Grundstücke sollen auf der Insel "Great Exuma" entstehen und via NFT verkauft werden. Entstehen soll ein "hyperluxuriöses" Resort, wie Immobilienentwickler in einer Pressemitteilung bekanntgaben.

Auf der 60 Hektar großen Fläche plant ein Unternehmen namens Agia International den Bau eines riesigen Yachthafens, eines Trockendocks für Boote und eines Spa- und Wellnesscenters. Komplettiert wird das Angebot von einem privaten Kino, einem Privatstrand sowie diversen Restaurants und Geschäften – zusätzlich zu den Wohnhäusern in "Pavillons und Villen".

So sollen die Luxusanwesen aussehen.
Foto: AGIA International

"Wir haben diese Immobilie gekauft, weil wir ihre Zukunft gesehen haben, nicht ihre Vergangenheit", schreibt Eric Sanderson, Mitbegründer von Agia, in der Pressemitteilung und spielt damit auf die weltweite Negativ-Publicity an, die das Fyre Festival auslöste. Vor der Gründung von Agia war Sanderson CEO eines Unternehmens, das Yachthäfen für Super-Yachten baute. Dem Unternehmen gehören darüber hinaus ein Architekturbüro für extravagante Hotels, eine Kryptobörse sowie mehrere Web3- und Blockchain-Marketingunternehmen an.

Wer möchte, kann sich jetzt schon einen Platz im Luxusresort der Krypto-Bubble vorbestellen. Voraussetzung ist aber die Prägung eines NFT. Kostenpunkt: 10.000 US-Dollar. Damit ist der Platz aber noch nicht fix, sondern mit der Investition sichert man sich lediglich einen Platz auf der "Allowlist", in der man sich für den Kauf einer Immobilie anstellen darf, wie "Gizmodo" berichtet. Erhält man den Zuschlag, werden weitere NFTs in der Höhe des Kaufpreises der Immobilie geprägt. Ganz billig ist das freilich nicht, ein Pavillon mit einem Schlafzimmer kostet 1,5 Millionen US-Dollar. Ein komplettes Haus soll um 2,8 bis 3,5 Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Besiegelt wird der Deal mit einem finalen NFT, das Unternehmen nennt es den "Agia-Schlüssel", der im Grunde die Urkunde für das neue Eigentum der reichen Kundschaft ist.

Ein Paradies für Steuerflüchtlinge

Beworben wird die Investition übrigens als "dauerhafter Aufenthalt in einem Steuerparadies mit Zugang zum fortschrittlichsten Offshore-Banksystem der Welt". Und: "Auf den Bahamas sind Kapitalgewinne, Unternehmensgewinne, Einkommen, Erbschaft, Dividenden, Partnerschaften und Trusts alle steuerfrei. Darüber hinaus sind Einwohner von Agia auf den Bahamas von der jährlichen Grundsteuer befreit", heißt es in der der Broschüre weiter.

Dass gerade die Bahamas derartige Geschäfte anziehen, ist kein Zufall: Seit Jahren arbeitet die örtliche Regierung daran, Krypto-Firmen auf das Archipel zu locken. So hat zum Beispiel die Krypto-Börse FTX ihren Hauptsitz auf der als Steuerhafen geltenden Karibikinsel aufgeschlagen. Jahrelang galten die Bahamas auch als bevorzugtes Ziel von Geldwäschern.

Bedenken, dass es sich bei dem ganze Vorhaben um einen großangelegten Betrug handeln könnte, widerspricht man bei Agia ganz vehement. "Wir haben ein baureifes Grundstück, die Unterstützung der bahamaischen Regierung, einen vollwertigen Plan und die Fähigkeit, den Käufern in einem Krypto-freundlichen Land mit einer stabilen Demokratie sofort Ozean- und Hafenland zu überlassen", sagte ein Unternehmenssprecher gegenüber "Gizmodo". (pez, 1.11.2022)