Matt Hancock versucht den beruflichen Neuanfang.

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Schlechte Erfahrungen mit verstecken Kameras hat er bereits, nun setzt der frühere britische Gesundheitsminister Matt Hancock aber einen unerwarteten Schritt: Der einstige Hoffnungsträger und frühere Vertraute von Ex-Premier Boris Johnson hat am Dienstag angekündigt, er werde in der nächsten Staffel von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" teilnehmen. Die Partei des Politikers, der immer noch als Abgeordneter im Unterhaus sitzt, reagierte pikiert – sie suspendierte mit sofortiger Wirkung die Mitgliedschaft des 44-Jährigen in der konservativen Unterhausfraktion. Simon Hart von der Fraktionsführung sagte am Dienstag, die Angelegenheit sei ernst genug, um den 44-Jährigen sofort zu suspendieren.

Hancock selbst ließ mitteilen, er sehe den Auftritt als Möglichkeit um mit den durchschnittlich zwölf Millionen Zuschauern in Kontakt zu treten und zudem seine Kampagne zur Lese- und Rechtschreibförderung zu verbreiten. Außerdem will der Mann, der in der Hochphase der Pandemie zum Gesicht der schweren Lockdown-Einschränkungen des öffentlichen Lebens wurde, Teile seines Honorars spenden. Wie sein Büro zudem mitteilte, habe er sich mit den Produzenten der Sendung darauf geeinigt, auch während der Zeit im Dschungel mit Bürgerinnen und Bürgern seines Wahlkreises in Verbindung treten zu können, um seine Pflichten bei dringenden Angelegenheiten wahrnehmen zu können. Der Abgeordnete habe seinen TV-Auftritt "so angekündigt wie jede andere Dienstreise auch".

Vorfreude auf Kängurupenis

Hancock hatte im Sommer des vergangenen Jahres als Johnsons Gesundheitsminister zurücktreten müssen, als Bilder aus einer Überwachungskamera in Boulevardblättern auftauchten, die ihn und eine Mitarbeiterin seines Kabinetts beim Küssen zeigten. Dem verheirateten Vater einer Tochter machte das nicht nur private, sondern auch politische Schwierigkeiten. Abseits des Problems, eine Affäre mit einer Mitarbeiterin gehabt zu haben, kam dabei auch die Corona-Pandemie ins Spiel. Zum Zeitpunkt, als die Bilder gemacht wurden, galten in Großbritannien noch von Hancock selbst verhängte, strenge Covid-Maßnahmen. Der Minister hatte mit seiner Affäre auch gegen Regeln zum Social Distancing verstoßen.

Erst jüngst hatte Hancock ein Comeback versucht. Er unterstützte im Rennen um die Führung der Konservativen Partei Rishi Sunak. Obwohl Sunak dann tatsächlich gewann, räumte er Hancock keinen Posten in seinem neuen Kabinett ein. Die Entscheidung des Abgeordneten kritisierte er heute umgehend über einen Sprecher: "Der Premier ist der Ansicht, dass Abgeordnete in dieser schwierigen Zeit für die Menschen in ihren Wahlkreisen arbeiten sollten, sowohl im Parlament als auch vor Ort", teilte dieser mit. Noch härter formulierte der Chef der Konservativen im Kreis West Suffolk, Andy Drummond, seine Verärgerung. "Ich freue mich darauf, ihn einen Kängurupenis essen zu sehen. Bitte zitieren sie mich damit", sagte er dem "Guardian".

Dass ein Auftritt im Dschungelcamp nicht das Ende der politischen Karriere sein muss, zeigt indes der Fall Nadine Dorries, ebenfalls Politikerin der Konservativen. Sie nahm 2012 an der Sendung teil, und wurde dafür ebenfalls vorübergehend suspendiert. Nach ihrer Abwahl in der zweiten Runde kehrte sie in die Politik zurück. Boris Johnson machte sie 2019 zur Staatssekretärin. Von 2021 bis 2022 wirkte sie dann als Kulturministerin. (mesc, APA, 1.11.2022)