Besonders in Berlin, aber auch in Ballungszentren in Süddeutschland ist das Personal bei der Deutschen Post zurzeit knapp.

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Bonn – Die Deutsche Post kämpft im Bereich Post und Paket mit Engpässen beim Personal und Verspätungen bei der Lieferung. Die Corona-Pandemie sei nach wie vor ein großes Thema, sagte die Vorständin Post und Paket Deutschland, Nikola Hagleitner, am Mittwoch. "Allein im Juli hatten wir 6.800 Fälle gegenüber 100 Fällen im Juli 2021."

Der Arbeitsmarkt sei insgesamt sehr angespannt. Zudem habe es in dem ohnehin stark schwankenden Sendungsaufkommen in den vergangenen Wochen Spitzen gegeben. Probleme gibt es dem Unternehmen zufolge eher im Briefdienst als in der reinen Paketzustellung.

Kein flächendeckendes Problem

Es habe dann einige Hotspots gegeben, erklärte Hagleitner. Betroffen seien Ballungszentren wie Berlin, aber auch Gebiete in Süddeutschland. Es gebe an einigen Standorten Tage, an denen 30 Prozent des Personals fehlten. In 100 von deutschlandweit über 50.000 Zustellbezirken falle an einem Werktag im Schnitt die Zustellung aus. Es handle sich nicht um ein flächendeckendes Problem. Über 80 Prozent der Briefe würden am nächsten Tag zugestellt, 95 Prozent am übernächsten Tag.

Bei den Zustellproblemen geht es im Schwerpunkt um Briefe, bei der Paketauslieferung sieht es besser aus. Von Juli bis September gingen bei der deutschen Bundesnetzagentur 11.500 Beschwerden wegen verlorener oder verspäteter Sendungen ein. Die allermeisten davon richteten sich gegen den Marktführer, die Deutsche Post DHL.

Wesentliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr

Der Dreimonatswert war höher als die Gesamtzahl aller Beschwerden im ersten Halbjahr (8.900). Zählt man alle Beschwerden der ersten drei Quartale zusammen, so sind es schon jetzt ein Drittel mehr als im ganzen Vorjahr (15.100). Nach den Worten des Produktionschefs von Post und Paket Deutschland, Thomas Schneider, haben die Zustellprobleme zuletzt etwas nachgelassen. "Die betrieblichen Kennzahlen entwickeln sich deutlich in die positive Richtung." Man sei aber "noch nicht über den Berg".

Die Post ist gesetzlich verpflichtet, dass mindestens 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag zugestellt werden. Diese Vorgabe hält die Post nach eigener Darstellung trotz der Zustellprobleme ein. Manager Schneider sagte, dass man bei 83 bis 84 Prozent liege. Früheren Firmenangaben zufolge lag diese Quote für die Zustellung am nächsten Tag im Jahr 2020 noch bei 88,7 Prozent.

Die Linke bezeichnet Probleme als "hausgemacht"

Aus der Politik kam Kritik. Anstatt die Menschen mit den Zustellproblemen zu überraschen, hätte die Post früher die Karten auf den Tisch legen sollen, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben. "Ein Konzern wie die Post hätte durch eine offene Kommunikation und gegebenenfalls eine Informationskampagne um Verständnis für die Situation werben sollen", sagte der Liberale. "Das hätte ihr manchen Ärger und Vertrauensverlust erspart."

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser sagte, dass die Probleme bei der Briefzustellung hausgemacht seien. "Sie sind Folge der Teilprivatisierung und des massiven Renditedrucks, der inzwischen auf der Deutschen Post lastet und in dessen Folge immer wieder vor allem beim Personal gespart wurde." Die Personalpolitik mit nur befristeten Neueinstellungen sei verfehlt.

Das Unternehmen habe für das Weihnachtsgeschäft einen sehr umfangreichen Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht. So seien bis zu 10.000 Mitarbeiter der Verwaltung einsatzbereit. Zudem seien die Rekrutierungsbemühungen verstärkt worden. "Wir haben über 155.000 Bewerbungen in den letzten Wochen gesehen", sagte Hagleitner. "Das ist sehr gut." (APA, 2.11.2022)