Besonders für Neugeborene ist das RS-Virus gefährlich.

Foto: Heribert CORN

Ein Erkältungsvirus geht um. Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) kennen vor allem Eltern, denn jeden Winter infizieren sich zahlreiche Kinder damit. Es kann, vor allem in den ersten Lebensjahren, schwere Atemwegsinfekte auslösen, die unter Umständen sogar lebensgefährlich werden können. Weltweit ist es sogar eine der Hauptursachen für Kindersterblichkeit, besonders bei Frühchen.

Rund 3,6 Millionen Krankenhauseinweisungen und mehr als 100.000 Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren hat RSV im Jahr 2019 weltweit verursacht, hauptsächlich in armen Ländern, wo der Zugang zu Intensivpflege und Beatmung oft fehlt. Das Virus ist außerdem ein Risiko für Schwangere, Immungeschwächte jeden Alters sowie für Erwachsene über 65.

Das Problem: Es gibt keine Impfung dagegen. Erste Versuche in den 1960ern endeten desaströs, da Infektionen der geimpften Babys noch schwerer verliefen anstatt leichter, zwei Babys starben sogar infolgedessen. Doch nun tut sich endlich wieder etwas. Insbesondere für zwei Impfungen wurden die Phase-III-Studien abgeschlossen, sie stehen kurz vor der Einreichung zur Zulassung.

Impfungen für Ältere und Schwangere

Das Pharmaunternehmen Glaxo Smith Kline (GSK) hat im Oktober bekanntgegeben, dass sein Impfstoff für ältere Erwachsene in der zulassungsrelevanten Studie eine Verringerung der schweren RSV-Erkrankung um 94,1 Prozent und eine Gesamtwirksamkeit von 82,6 Prozent zeigt. Der Impfstoff wird derzeit von der europäischen Zulassungsbehörde EMA geprüft.

Einen spannenden Ansatz, der vor allem Neugeborene schützt, hat das Pharmaunternehmen Pfizer. Es hat einen Impfstoff für schwangere Frauen entwickelt, die durch ihre Immunisierung das Neugeborene in seinen ersten Lebensmonaten schützen können. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass die durch das Vakzin induzierten Antikörper über die Plazenta auf den Fötus übergehen und ihn damit vom Tag der Geburt an schützen. Der Impfstoff reduziert laut Studiendaten die Krankenhausaufenthalte von Säuglingen, die jünger als 90 Tage sind, um 82 Prozent, von jenen unter sechs Monate um 69 Prozent.

Immunisierung der Mutter schützt auch Fötus

In der Pfizer-Studie waren rund 7400 Schwangere inkludiert, sie erhielten jeweils im späten zweiten oder dritten Trimester eine Einmaldosis des experimentellen RSV-Impfstoffs oder eines Placebos. An der Studie nahmen Frauen aus 18 Ländern teil, sie wurde über mehrere RSV-Saisonen sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel durchgeführt.

"Die Immunisierung der Mutter nützt die Möglichkeit, Babys vom Tag eins an zu schützen. Das ist deshalb wichtig, weil die meisten Hospitalisierungen wegen RSV bei Babys im Alter von ein oder zwei Monaten passieren", betont Kena Swanson, Vizepräsidentin von Viral Vaccines bei Pfizer. Das Unternehmen plant, das Vakzin noch vor Jahresende bei der US-Behörde FDA zur Zulassung einzureichen. Für Europa ist derzeit keine geplante Einreichung bekannt. (kru, 2.11.2022)