Zwei Kindergarten-Pädagogen wurden nach dem Aufkommen von Missbrauchsverdachtsfällen umgehend vom Kinderdienst abgezogen.

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Die städtischen Wiener Kindergärten (MA 10) sind mit zwei weiteren Missbrauchsverdachtsfällen von Pädagogen konfrontiert. Die beiden Fälle, die Abteilungsleiterstellvertreter Kurt Burger am Mittwoch ohne Details zu nennen kommunizierte, seien unterschiedlich gelagert. In einem Fall soll der sexuelle Übergriff in der Betreuungseinrichtung passiert sein und ein Kindergartenkind betreffen. Im zweiten Fall ist ein weiterer Pädagoge vom Vorwurf eines sexuellen Übergriffs betroffen: Die Tathandlung soll aber außerhalb des Kindergartens im privaten Umfeld des Mannes stattgefunden haben. Betroffen ist ein minderjähriges Kind, das aber keinen Kindergarten besucht. Die beiden Mitarbeiter seien laut Burger unverzüglich aus dem Kinderdienst abgezogen und in den Innendienst versetzt worden.

Vom neuen Vorwurf des sexuellen Übergriffs an dem Kindergartenkind erfuhr die MA 10 von einer Kinderschutzorganisation. Seit Montag dieser Woche ist der Magistratsabteilung der Name des betroffenen Pädagogen bekannt. Mittwochfrüh, also trotz Feiertags keine zwei Tage später, wurden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Kindergarten-Standort informiert, ein paar Stunden später auch alle Eltern der Einrichtung per E-Mail. In dieser wurde auch eine Telefon-Hotline angeführt, die bei der MA 10 eingerichtet wurde. Bis Mittwochnachmittag gingen dort 25 Anrufe ein, sagte Burger. Die Nummer der Hotline wird öffentlich nicht bekanntgegeben und soll Eltern des Standorts vorbehalten bleiben.

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Burger wies mehrfach darauf hin, dass es sich um Verdachtsfälle handle: Eine transparente und schnelle Vorgangsweise stehe nun aber im Vordergrund. "Kinderschutz ist nicht verhandelbar", sagte Ingrid Pöschmann von der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11). Die Behörde habe nach dem konkreten Missbrauchsverdacht umgehend die Polizei informiert. Eine konkrete Sachverhaltsdarstellung wurde aber noch nicht bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Dies soll nach weiteren Gesprächen in den kommenden Tagen erfolgen.

Pöschmann verwies darauf, dass es Meldungen brauche, um Verdachtsfällen nachgehen zu können. Meldungen über verdächtige Verhaltensänderungen bei Kindern könnten Eltern unter der Nummer 01/4000/80 11 melden.

Hedwig Wölfl von der Kinderschutzorganisation Möwe meinte, dass es eine weitere Enttabuisierung des heiklen Themas brauche.

Neue offensive Kommunikationsstrategie

Die Veröffentlichung der zwei neuen Missbrauchsverdachtsfälle durch die MA 10 selbst weist auf eine Änderung des Vorgehens bei der Behörde hin. Zuletzt waren Verdachtsfälle nicht offensiv kommuniziert worden. Besonders deutlich war das im Frühjahr diesen Jahres zu bemerken: Damals wurde öffentlich, dass bereits seit März 2021 gegen einen betroffenen Kindergarten-Pädagogen in Wien-Penzing wegen Missbrauchsverdachts ermittelt wird. Die Eltern des Standorts erfuhren aber erst mehr als ein Jahr später von den Vorwürfen, dabei war der betroffene Pädagoge bereits erst Ende März 2021 vom Kinderdienst abgezogen worden.

Nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Vorwürfe wurde Ende Mai 2022 ein weiterer ehemaliger Betreuer der Penzinger Einrichtung angezeigt: Ihm wird "pädagogisches Fehlverhalten" vorgeworfen. In beiden Penzinger Fällen laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien nach wie vor. (David Krutzler, 2.11.2022)