Olivier Giroud brachte und hielt Milan auf Kurs.

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Der 36-jährige Franzose war an allen Toren beteiligt und steuerte selbst zwei bei.

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Die Salzburger (hier etwa Kjaergaard) hatten einige Chancen, ließen diese aber allesamt ungenützt.

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Mailand – Es war ein schmerzhafter Abschied. Für den FC Salzburg endete die Champions-League-Saison mit einem 0:4 gegen Milan, dank Chelseas 2:1 gegen Dinamo Zagreb behielten die Bullen aber Gruppenplatz drei und spielen kommendes Jahr im Sechzehntelfinale der Europa League weiter.

71.000 motivierte Milanisti, 4.000 schwer motivierte Salzburger, zur Verlosung stand ein Achtelfinalplatz: In Sachen Kulisse und Wichtigkeit der Partie war es der größte Gruppenphasen-Auftritt der Salzburger Geschichte. Zum ersten Mal wackelte die Tribüne 35 Minuten vor Anpfiff, als die Curva Sud kollektiv zu dem zu Pioli’s on fire umgetexteten Freed from Desire eskalierte. Dann gab es bis zum Pfeifkonzert anlässlich der Salzburger Aufstellung auditive Entspannung, ehe die Namen der Milan-Startelf ohrstöpselpflichtig durch den Betonkoloss schepperten.

Fast-Rekord

Bullen-Trainer Matthias Jaissle hoffte, dass die mit durchschnittlich 21 Jahren und 226 Tagen zweitjüngste Startelf der CL-Geschichte die Kulisse als Ansporn nehmen würde. Die oberschenkelmaroden Oumar Solet und Junior Adamu konnte er von Beginn an einsetzen. Für den Aufstieg ins Achtelfinale brauchte Salzburg jedenfalls einen Sieg.

Salzburg begann etwa auf der gegnerischen Torlinie mit seinem Pressing. Wurde das ausgespielt, brannte der Hut, Milan-Kapitän Theo Hernández traf die Außenstange (3.). Auf der anderen Seite warf sich Fiyako Tomori in einen Kjaergaard-Schuss. Minute 14: Eckball Milan, Giroud köpfelt, 1:0. Der 36-Jährige hat schon härter für ein Tor arbeiten müssen.

Salzburg heizte die kalte Dusche mit Extrasprints aus den Muskeln. Der umtriebige Noah Okafor war in Schussposition, suchte aber das Eins-gegen-Eins und fand in Pierre Kalulu seinen Meister (16.). Junior Adamu schirmte den Ball am Fünfmeterraum technisch blitzsauber ab, sein Schüsschen aus der Drehung landete in Ciprian Tătărușanus Armen (17.).

Salzburg tanzte Tango mit dem Feuer. Linksverteidiger Hernández suchte sich die perfekten Momente für seine Vorstöße aus und fand stets viel Grün vor sich. Einmal rettete Solet in allerhöchster Not, einmal Strahinja Pavlović, bei einem Giroud-Abstauber nach Köhn-Patzer zeigte der Linienrichter auf (26.). Auf die Salzburger Habenseite kamen erfolglose Elfer-Reklamationen des nach erfolgtem Ballverlust abgeräumten Okafor.

Vergebene Chancen

Jaissles Elf hatte durchaus Perspektiven, doch Präzisionsmangel bei Pass und Schuss machte den Angriffen den Garaus. Der sonst eher ballverlustige Maurits Kjaergaard legte Luka Sučić die Kugel auf, Tătărușanu parierte. Salzburg hatte Oberwasser. Adamu brachte den Ball nach einem Stanglpass nicht an Milans Schlussmann vorbei (45.). Der Pausenpfiff hätte sich ein 1:1 verdient, doch Konjunktiv spielt nicht Fußball.

Bernardo ersetzte zur Pause Solet, der gegen Ende der Halbzeit einen Sprint verhumpelt hatte. Minute 46: Ante Rebić bekommt Platz zum Flanken, Giroud köpfelt mit viel Übersicht zu Rade Krunić, der platziert seinen Kopfball unhaltbar. Das Tor zog Salzburg kurzzeitig den Stecker, die Rossoneri rollten. Köhn parierte einen hochgiftigen Kalulu-Schuss aus der zweiten Reihe (51.).Offensivexpeditionen der Gäste waren nun seltener, Seiwald sprang in guter Position der Ball weg. Minute 57: Rafael Leão fährt Slalom, spielt halbhoch zur Mitte, Dedić trifft den Ball nicht, Giroud schießt das 3:0. Salzburg gab nicht auf, aber Milan hatte Spaß. Der sich aufopfernde Pavlović und die Querlatte verhinderten Schlimmeres.

20 Minuten vor Schluss nahmen die Gastgeber im Mittelfeld den Fuß vom Gas, Salzburg verzeichnete Fehlschüsse von Dedić (68.), Kjaergaard (71.) und Sučić (78., 81.). Der eingewechselte Benjamin Šeško zwang Tătărușanu immerhin zu einer Parade (80.). Zu Beginn der kurzen Nachspielzeit setzte Junior Messias aus einem Konter den Schlusspunkt. (Martin Schauhuber aus Mailand, 2.11.2022)

Champions-League, Gruppe E, 6. Runde:

AC Milan – Red Bull Salzburg 4:0 (1:0). Mailand, Stadio San Siro, 70.000 Zuschauer, SR Mateu Lahoz (ESP)

Tore:
1:0 (14.) Giroud
2:0 (46.) Krunic
3:0 (57.) Giroud
4:0 (91.) Messias

Milan: Tatarusanu – Kalulu (86. Gabbia), Kjaer, Tomori, T. Hernandez (78. Ballo-Toure) – Tonali, Bennacer (70. Pobega) – Rebic, Krunic (78. De Ketelaere), Leao (69. Messias) – Giroud

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet (46. Bernardo), Pavlovic, Wöber (77. Ulmer) – Gourna-Douath (64. Kameri) – Seiwald, Sucic, Kjaergaard – Adamu (61. Sesko), Okafor (77. Koita)

Gelbe Karten: keine bzw. Okafor, Gourna-Douath